Neue Vorwürfe gegen das Startup Uber soll Konkurrenten mit Ex-CIA-Agenten ausspioniert haben

Die erneuten Vorwürfe fallen in die Amtszeit von Uber-Gründer Travis Kalanick
Foto: Danish Siddiqui/ REUTERS
Neue Vorwürfe gegen Uber: In einer Anhörung zum Prozess um Technologie für Roboter-Fahrzeuge sagte ein früherer Mitarbeiter aus, dass der Fahrdienstvermittler Wettbewerber im Ausland mit geheimdienstlichen Methoden ausspioniert haben soll.
Eine geheime Abteilung des Startups soll Konkurrenzunternehmen ausgespäht und Mitarbeiter abgeworben haben, um an Firmengeheimnisse zu kommen. Die Gruppe habe auch frühere CIA-Agenten angeworben, um Zugriff auf fremde Computer zu bekommen. Diese Vorwürfe erhebt der ehemalige Uber-Sicherheitsbeauftragte Richard Jacobs.
Uber ist in diesem Jahr von einer Serie von Skandalen erschüttert worden. Vergangene Woche räumte der Konzern ein, Hackern zur Vertuschung eines Angriffs Schweigegeld gezahlt zu haben. Dabei wurden fast 60 Millionen Nutzerdaten kopiert.
Mitgründer Travis Kalanick musste im Sommer seinen Chefposten räumen. Dabei ging es unter anderem um Vorwürfe sexueller Belästigung gegen hochrangige Uber-Manager, die in dem Unternehmen nicht geahndet worden seien.
Geheimdienstliche Methoden
Der vor rund sieben Monaten von Uber entlassene Jacobs hatte in einem Brief, den sein Anwalt an einen Uber-Anwalt geschrieben hatte, weitere Anschuldigungen gemacht. Darin hieß es unter anderem, dass Uber-Mitarbeiter darauf trainiert worden seien, laufende Ermittlungen zu behindern. Jacobs distanzierte sich Medienberichten zufolge in der Anhörung von einigen dieser Vorwürfe. Zugleich schränkte er ein, dass das Ausspionieren der Wettbewerber außerhalb der USA stattgefunden habe.
Die elektronische Kommunikation in dieser Gruppe sei nicht über die Server von Uber gelaufen, sagte Jacobs weiter. Für den Diebstahl von Firmengeheimnissen soll das Spionageteam Computer und Geräte genutzt haben, die keine elektronischen Spuren hinterlassen. Es habe auch eine Weisung an Uber-Mitarbeiter gegeben, Apps wie Wickr zu nutzen, bei denen sich die Nachrichten selbst löschen.
Damit habe Uber verhindern wollen, dass es belastende Unterlagen gebe, die bei Klagen gegen das Unternehmen verwendet werden könnten. Dass es bei Uber eine Art internen Geheimdienst gegeben hatte, war bereits bekannt. Das Ausmaß der Aktion ist aber neu.
Richter verschiebt Prozess
Die neuen Anschuldigungen wurden erstmals in einer Anhörung zum Prozess laut, den die Google-Schwesterfirma Waymo angestrengt hat. Das Unternehmen wirft Uber vor, gestohlene Roboterwagen-Technologie eingesetzt zu haben.
Der Prozess zu der Klage von Februar sollte eigentlich kommende Woche beginnen. Doch der zuständige Richter hat nach der jüngsten Enthüllung Zweifel, ob Uber alle relevanten Informationen herausrückte. "Ich kann den Worten der Uber-Anwälte in diesem Fall nicht mehr vertrauen", sagte Richter William Alsup Medienberichten zufolge.
Richter Alsup zeigte sich besorgt, dass durch die geheime Kommunikation viele Informationen für den Prozess nicht vorlägen. Wenn nur die Hälfte der Vorwürfe stimme, sei es unfair, Waymo in einen Prozess zu schicken. Daher wurde der Termin auf unbestimmte Zeit vertagt.
Verlust ausgeweitet
Medienberichten zufolge hat Uber zudem seinen Verlust im abgelaufenen Quartal ausgeweitet. Das Minus sei verglichen mit dem vorangegangenen Quartal um 14 Prozent auf 743 Millionen Dollar gestiegen, berichtet die "Financial Times". Der Nettoumsatz erhöhte sich demnach um 14 Prozent auf zwei Milliarden Dollar.
2016 hatte Uber mehr als drei Milliarden Dollar Verlust ausgewiesen. Der Fahrdienstvermittler finanziert sich unter anderem durch Investoren, die im Gegenzug für Firmenanteile und die Aussicht auf mögliche spätere Gewinne Geld in das Unternehmen stecken. Mit einer Bewertung von rund 68,5 Milliarden Dollar ist Uber das weltweit wertvollste Startup.
Benchmark und Menlo Ventures offenbar verkaufsbereit
Der japanische Technologiekonzern Softbank will Medienberichten zufolge Anteile mit einem kräftigen Abschlag von frühen Investoren kaufen. Softbank habe demnach ein Angebot mit einem Abschlag von rund 30 Prozent auf die bisherige Bewertung gemacht. Dabei sei lediglich ein Firmenwert von 48 Milliarden Dollar angesetzt worden. Außerdem wolle der von Masayoshi Son geführte Konzern zusätzlich auf Basis der jüngsten Bewertung eine Milliarde in Uber investieren.
Laut Softbank hätten bereits die Risikokapitalgesellschaften Benchmark, die 13 Prozent an Uber im Wert von fast 9 Milliarden Dollar hält, sowie Menlo Ventures signalisiert, dass sie sich von Anteilen trennen würden.
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