Von Lauf-App zu Start-up für Hunde- und Katzenortung Runtastic-Gründer sattelt auf Haustier-Tracking um

Läuft nun in die Haustier-Branche über und will dort digitalisieren: Ex-Runtastic-CEO Florian Gschwandtner

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Eigentlich sollte er den elterlichen Hof übernehmen, stattdessen startete er mit einer Fitness-App durch, die er letztlich für 220 Millionen Euro an Adidas verkaufte: Bei dieser Exit-Summe wundert es kaum, dass Florian Gschwandtner (36) in seiner Heimat Österreich ein echter Start-up-Promi ist.
Mit drei Studienfreunden hat Gschwandtner Ende 2009 das Fitness-Unternehmen Runtastic gegründet. Dessen Herzstück ist die gleichnamige App für Jogger, dazu gab es noch ein eigenes Online-Portal, das aufgezeichnete Fitnessdaten analysierte, sowie eigene Hardware.
Im August 2015 übernahm der Sportkonzern Adidas Runtastic, Gschwandtner blieb noch bis Ende 2018 als CEO an Bord. Parallel feilte er aber schon an einer Zukunft jenseits von Runtastic. Er verdingte sich als Digitalberater der österreichischen Regierung, schrieb seine Biographie, investierte in mehrere Start-up und tritt als Investor in der Ösi-Variante der TV-Sendung "Höhle der Löwen" auf.
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Im vergangenen Jahr, so berichtete Gschwandtner nun gegenüber manager magazin, habe er sich "etwas Auszeit" gegönnt, sich hauptsächlich seinen Investments und Reisen gewidmet. Jetzt kehrt Gschwandtner zurück ins Management eines Start-ups: Seit Mitte Januar ist Gschwandtner "Chief Growth Officer" beim dem österreichischen Start-up Tractive, an dem er seit 2012 als Investor und Berater beteiligt ist.
Tractive setzt wie Runtastic auf die massenhafte Nutzung von GPS-Positionsbestimmungen, allerdings nicht für Menschen, sondern für Tiere. Seit Anfang 2013 verkauft Tractive GPS-Tracker für Hunde und Katzen. Laut Gschwandtner hat Tractive bereits 250.000 zahlende Abonnenten. Das Unternehmen selbst bezeichnet sich als "Weltmarktführer im Bereich GPS-Tracking und Aktivitätstracking für Hunde und Katzen".
Tractive nimmt nun US-Markt ins Visier
Anders als bei Runtastic, wo sich vieles um Selbstoptimierung anhand der gewonnenen Lauf-Daten dreht, geht es bei Tractive um die Sicherheit der geliebten Vierbeiner. Ab 50 Euro seien GPS-Ortungsgeräte für Tierbesitzer erhältlich, wirbt Tractive selbst. Mit ihnen lässt sich orten, wo sich das vierbeinige Familienmitglied gerade befindet.
Das Marktpotenzial für die Haustier-Ortung via Halsband und App sei sehr groß, meint Gschwandtner. In Deutschland, aktuell Tractives stärkster Markt, wisse ein Großteil der Hundebesitzer noch nicht einmal, dass es solche Haustier-Ortungsmöglichkeiten überhaupt gebe. Neben Deutschland nimmt Tractive nun einen neuen, noch viel größeren Markt ins Visier: Auf der US-Elektronikmesse CES in Las Vegas hat Tractive einen Verbeiner-Tracker vorgestellt, der mit dem Mobilfunkstandard LTE arbeitet und eine metergenaue GPS-Ortung schafft.
Er habe bei Runtastic viel gelernt, das er nun auch bei Tractive einsetzen könne, meint Gschwandtner selbst. Die Erfahrung aus der Runtastic-Internationalisierung werde ihm helfen, den Vierbeiner-Tracker auch in den USA erfolgreich in den Markt zu bringen.
Ob Haustierbesitzer tatsächlich in Massen bereit sind, für die jederzeitige Ortung ihrer Vierbeiner monatliche Abo-Gebühren zu zahlen, muss sich noch weisen. Dass sich mit Tieren ein Vermögen verdienen lässt, hat aber etwa auch Torsten Toeller beweisen: Der gelernte Einzelhändler gründete nach seinem Studium 1990 die Tierbedarfs-Kette Fressnapf. Knapp 30 Jahre später ist Toeller Milliardär: Mit einem Vermögen von 1,5 Milliarden Euro zählt Toeller zu den 150 reichsten Deutschen, wie die Reichstenliste des manager magazins zeigt.