
"Pokémon Go": Monster fürs Handy
Ansturm auf Nintendos neue Spiele-App Pokémon Go erhöht Nintendos Marktwert um elf Milliarden Dollar
Nintendo feiert mit seinem neuen Pokémon-Spiel für Smartphones riesige Erfolge, sowohl bei den Nutzern der App als auch an der Börse. Dort stieg die Aktie des Unternehmens in Tokio bis zum Handelsschluss am Montag auf bis zu 20.260 Yen (198 Dollar), ein Plus von rund 25 Prozent binnen eines Tages.
Der Unternehmenswert von Nintendo beträgt beim neuen Aktienkurs nun 2,9 Billionen Yen, also etwa 28 Milliarden Dollar. Damit hat sich der Wert des Konzerns gegenüber dem vergangenen Mittwoch, dem Tag der Veröffentlichung der neuen Pokémon Go-App, um etwa 64 Prozent oder elf Milliarden Dollar erhöht.
Grund für die sagenhafte Performance ist die Spiele-App Pokémon Go, die Nintendo jetzt publiziert hat. Die App, die das Unternehmen zusammen mit der ehemaligen Google-Tochter Niantic Labs entwickelte, hat einen wahren Ansturm auf die Server ausgelöst. Am Wochenende musste Nintendo die weltweite Einführung des Spiels bremsen, um die Belastung auf die Server in den Griff zu bekommen.
Fachleute warnen vor Viren in Pokémon Go-Programmen
Einen Run auf die App gibt es derzeit vor allem in den USA. Dort hat Pokémon Go Medienberichten zufolge im Ranking der beliebtesten Apps binnen kürzester Zeit bereits die populäre Dating-App Tinder überholt. Auch an Twitter werde Pokémon Go gemessen an der Zahl der täglichen Nutzer wohl demnächst vorbeiziehen, berichtet beispielsweise der Business Insider . Wohl gemerkt: Tinder wurde 2005 gestartet, Twitter folgte 2006.
Pokémon Go ist bislang offiziell lediglich in den USA, Australien und Neuseeland verfügbar, in Europa soll es in Kürze folgen. Es wird im Freien gespielt und nutzt die realen Standortdaten der Spieler. Ziel ist es, Pokemon-Monster-Figuren zu fangen, die auf dem Smartphone-Display in die reale Umgebung eingebettet sind.
Unterdessen warnten Sicherheitsexperten davor, sich aus Ungeduld auf Umwegen die App zu verschaffen. Wer sie am Google Playstore vorbei auf sein Android-Smartphone lädt, laufe Gefahr, eine mit einem Trojaner verseuchte Software zu installieren, berichtete die Firma Proofpoint.
Pokémon Go ist das erste Spiel von Nintendo für Smartphones. Der Traditionsanbieter machte bisher seine Spiele nur auf den eigenen Konsolen verfügbar. Da der Absatz der Geräte sinkt, schrieb Nintendo zuletzt häufig Verluste. Niantic hatte bei Google bereits das Spiel "Ingress" entwickelt, bei dem man um virtuelle Portale in realer Umgebung kämpft.
Die Aktie von Nintendo war vor der plötzlichen Kursexplosion in den vergangenen Monaten wegen Zweifeln an Nintendos Geschäftsmodell mit dem Fokus auf Spielekonsolen unter Druck geraten. Auch nach dem aktuellen Plus von 25 Prozent ist das Papier von alten Höchstständen noch weit entfernt. 2007, ein Jahr nachdem Nintendo die Konsole Wii auf den Markt gebracht hatte, stand die Aktie bei 635 Dollar. Der Unternehmenswert betrug seiner Zeit knapp 80 Milliarden Dollar, berichtet die US-Website Quartz.com .