
Bekommt Verstärkung: Uber-Strategiechef David Plouffe
Foto: YONHAP / REUTERSHamburg/Amsterdam - Der Fahrdienstvermittler Uber rüstet angesichts der zunehmenden Probleme in Europa auf. Zusätzlich zur bereits existierenden PR-Armada, die ihr Geschäft bei Schwergewichten wie Burson-Martsteller, Brunswick und Weber-Shandwick oder Hering Schuppener gelernt hat, baut Uber in Europa jetzt offenbar seine hauseigene "Spinning"-Abteilung aus.
Gleich fünf sogenannte "Public Policy"-Stellen hat Uber in Westeuropa aktuell ausgeschrieben, wie aus der Firmen-Seite hervorgeht. Zwei in Amsterdam, zwei in London und eine in Stockholm.
Unterstützung für den bisherigen EU-Chef Policy-Strategen Mark MacGann und dessen US-Pendant, den ehemaligen Obama-Berater David Plouffe. Letzterer hatte zuletzt mit einer angeblichen Partnerschaft von Uber mit der Frauenorganiation UN-Women, die sich später als Ente und nichts als einseitiges Sponsoring erwies, jede Menge Spott auf sich gezogen.
In Deutschland hatte Uber erst in der vergangenen Woche ein bundesweites Verbot seines Dienstes Uber-Pop kassiert. Da der Kläger Taxi Deutschland bislang die vom Gericht erhobene Sicherheitsleistung von 400.000 Euro noch nicht hinterlegt hat, ist das Urteil allerdings noch nicht rechtskräftig und Uber fährt weiter.
In Frankreich durchsuchten Polizisten kürzlich sogar das französische Uber-Hauptquartier, nachdem Uber über längere Zeit hin das Verbot von Uber-Pop in Frankreich ignorierte.
15 Jahre Erfahrung sind Voraussetzung
Dass Uber auch bei den hauseigenen Agenda-Settern nur hochpreisige Qualität einkaufen dürfte, wird bei genauerem Lesen der Jobausschreibungen deutlich. Zehn bis 15 Jahre "Government-Relations"-Erfahrung für den Posten des "Public Policy Directors für Westeuropa" müssen Kandidaten mindestens mitbringen. Schließlich soll der sicherstellen, dass Uber künftig auch auf Märkten operieren kann, die sich Uber noch verschließen. Und dass Uber anderswo nicht rausgeworfen wird.
Kandidaten, die lieber öffentlich arbeiten, können sich auf den ausgeschriebenen Sprecher-Posten für Deutschland bewerben - oder die des General Managers für Köln und Düsseldorf.
Im Kampf um den milliardenschweren Beförderungsmarkt hatte auch die Taxi-Industrie Medienberichten zufolge zuletzt PR-technisch aufgerüstet.
Millionen-Allianz in Indien
Medien-Allianz in Indien
In Indien, dem zweitwichtigsten weltweiten Markt für Uber, hat das Start-up indes eine Strategie gefunden, um die Krise zu überwinden, in den das Unternehmen nach der mutmaßlichen Vergewaltigung eines weiblichen Fahrgasts durch einen Uber-Fahrer geraten war.
Ähnlich wie in China, wo Uber eine Partnerschaft mit dem Suchmaschinenkonzern Baidu einging, tut sich das Start-up in Indienmit Times Internet, der Digitaltochter der Times-of-India-Gruppe zusammen. Eine Partnerschaft, die Uber über TV, Print, Radio und digitale Medien Zugang zu 200 Millionen Indern gibt.
Reichweite gegen vielversprechendes Investment
Für den Medienkonzern springt immerhin ein "kleines Investment" bei Uber heraus - angeblich in Höhe von rund 22 Millionen Euro. Eine Zahl, die allerdings bislang von keiner Seite bestätigt wurde.
Bislang ist Uber in Indien in elf Städten aktiv, eine Marktpräsenz, die es sich es laut "Techcrunch" wohl mit Subventionen erkaufen dürfte. Denn die lokale Konkurrenz Ola, hinter dem die japanische Softbank steht, ist stark.
Ola ist in 67 Städten aktiv, betreibt einen eigenen Bezahldienst für Transportdienstleister und liefert in einigen Stadtvierteln in Bangalore, Hyderabad, New Delhi und Mumbai sogar Essen aus.
Mehr Uber-Fahrzeuge als Taxis in New York
In New York - wo sich Uber im Gegensatz zu manchen anderen Städten seit dem Start 2011 nach eigenen Angaben immer an die herrschenden Gesetze gehalten hat - ist Uber indes auf der Erfolgsspur. Laut offiziellen Zahlen sind dort mittlerweile mehr Uber-Fahrzeuge als sogenannte Yellow-Cabs unterwegs. Was die Fahrten angeht, haben die klassischen Taxen dort mit dem 15-fachen Fahrtaufkommen allerdings noch die Nase vorn.