Anrufe über App WhatsApp kündigt Telefondienst an

WhatsApp-Chef Jan Koum schwingt sich zu einer der größten Herausforderungen für die Mobilfunkbranche auf: Er kündigte an, WhatsApp plane einen Anruf-Dienst für die mehr als 450 Millionen Nutzer. In Deutschland ist eine Partnerschaft mit E-Plus auf dem Weg. Doch auch die Telekom führt Kooperationsgespräche.
Von Astrid Maier
WhatsApp: Der Messengerdienst bietet bald auch Telefongespräche an

WhatsApp: Der Messengerdienst bietet bald auch Telefongespräche an

Foto: Armin Weigel/ dpa

Barcelona - "Ich kann es kaum erwarten, mich zurück ins Flugzeug zu setzen, um an dem Projekt weiterzuarbeiten", sagte Koum in Barcelona. Der Anruf-Dienst soll ab dem zweiten Quartal 2014 zur Verfügung stehen.

Vergangene Woche hatte Facebook angekündigt, WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. WhatsApp ist das am schnellsten wachsende Startup, das je im Silicon Valley hochgezüchtet wurde.

Der Dienst, über den bisher Textnachrichten, Fotos und Kurzvideos verschickt werden können, hat die Telekommunikationsunternehmen in den letzten Jahren schwer unter Druck gesetzt. Kostenlose Nachrichtendienste wie WhatsApp kosteten die gesamte Telekombranche im Jahr 2013 rund 32 Milliarden US-Dollar. Es zeugt daher von großem Selbstbewusstsein, dass Koum seinen Telefondienst ausgerechnet auf dem Jahrestreffen der Mobilfunker ankündigt.

Partnerschaft mit E-Plus in Deutschland

Für Deutschland stellte der WhatsApp-Chef eine Partnerschaft mit E-Plus in Aussicht, nannte allerdings keine weiteren Details darüber, wie der Dienst funktionieren soll und ob die Telekom-Konzerne daran mitverdienen können.

E-Plus bestätigte am Montag die Partnerschaft mit WhatsApp: Es sei die weltweit erste Network-Partnerschaft des Messenger-Dienstes mit einem Mobilfunkanbieter. Beide Unternehmen würden bald den Whats-App-Anrufdienst im E-Plus-Netz präsentieren.

WhatsApp und Facebook treten damit zudem in direkte Konkurrenz zu Microsoft und seinem Skype-Dienst. Bei Skype sind Internet-Anrufe kostenlos, auf Mobilfunk- oder Festnetznummern kosten sie eine kleine Gebühr.

Auch Deutsche Telekom führt Gespräche über eine Kooperation

Nach Koum wird auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Abend in Barcelona eine Rede halten. Nach jahrelangem Abwärtstrend bei Telekom, Vodafone & Co. haben die Konzerne inzwischen erkannt, dass ihre Zukunft darin besteht, mit den neuen Angreifern zu paktieren - statt sie ergebnislos zu bekämpfen.

Wie manager magazin online aus Branchenkreisen erfuhr, führt auch die Deutsche Telekom  Gespräche über eine mögliche Kooperation mit WhatsApp. Deutschland-Chef Niek Jan van Damme sagte, er sehe in dem Vormarsch des Startups ins Telefonie-Geschäft keine Bedrohung.

Der Telekom-Manager gab aber zu bedenken: "WhatsApp wurde von Facebook gekauft. In anderen Ländern wird der Datenschutz noch anders behandelt als in Deutschland. Es müssen also noch Fragen geklärt werden".

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