Ctrip ist Chinas führendes Onlinereiseportal. Jane Jie Sun startete ihre Karriere bei KPMG im Silicon Valley. 2005 fing sie bei Ctrip als CFO an, im November 2016 wurde sie CEO. Seit 2005 ist die Marktkapitalisierung des Unternehmens von rund 900 Millionen auf inzwischen etwa 25 Milliarden Dollar gestiegen.
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Die folgende Geschichte stammt aus der März-Ausgabe 2018 des manager magazins, die Ende Februar erschien. Wir veröffentlichen sie hier als Kostprobe unseres Journalismus' "Wirtschaft aus erster Hand". Damit Sie künftig früher bestmöglich informiert sind, empfehlen wir ein Heft-Abo.
manager magazin: Frau Sun, auf den Weltmärkten treten Alibaba gegen Amazon, Baidu gegen Google und Didi gegen Uber an. Kommt es auch bei den Reiseportalen zu einem Kampf zwischen Ihrem Unternehmen Ctrip und den großen US-Rivalen Expedia und Priceline, der Mutter von Booking.com?
Jane Jie Sun: Auf dem chinesischen Markt ist Google gar nicht vertreten, Amazon und Uber haben den Wettbewerb dort verloren und viel Geld verbrannt. Priceline ist der einzige US-Konzern, der hierzulande Erfolg hat, weil er sich für eine weise Strategie entschieden hat: Kooperation statt Konfrontation.
Priceline ist an Ctrip beteiligt. Heißt das, dass sie sich außerhalb Chinas nicht wehtun und Ctrip sich international zurückhält?
Wir sind nach wie vor ein sehr chinesisches Unternehmen mit fast ausschließlich chinesischen Kunden. An zweiter Stelle kommen für uns Kunden aus Greater China, also Taiwan und Hongkong. Erst dann folgen asiatische Nachbarländer wie Korea oder auch Indien, wo wir uns an MakeMyTrip beteiligt haben. In Indien verlassen wir uns jedoch auf das lokale Team von MakeMyTrip, denn die verstehen den Markt besser als wir.
Vor knapp zwei Jahren haben Sie für 1,4 Milliarden Pfund den britischen Wettbewerber Skyscanner erworben und kürzlich das amerikanische Start-up Trip.com. Was wollen Sie damit?
Trip.com ist ein kleines Unternehmen und Skyscanner vor allem technologisch ein Gewinn - insbesondere bei Flugpreisvergleichen. Deren Traffic leiten wir auf Ctrip um. Das sind erste zaghafte Versuche einer Internationalisierung, aber die braucht Zeit.
Sie werden sich dem Konkurrenzkampf mit Booking.com und Expedia nicht auf Dauer entziehen können. Kann Ctrip da mithalten?
Wir haben ganz unterschiedliche Businessmodelle. Expedia und Booking.com sind sehr fokussiert, Booking.com hat ausschließlich Hotels im Angebot. Das machen die allerdings sehr gut. Expedia vermittelt Hotels und Flugtickets. Wir dagegen haben weit mehr zu bieten, insgesamt 16 Produktkategorien. Unsere Philosophie ist: Was immer der Reisende braucht, wir bieten es ihm an - von Zimmern über Versicherungen und Visa bis hin zu Tickets für Flugzeuge, Bahn und Busse.
Busse? Verzetteln Sie sich da nicht?
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Big Tech: 4 Konzern-Duelle zwischen USA und China
Den Einstieg in die Vermittlung von Bustickets haben wir unserem sogenannten Baby-Tiger-Programm zu verdanken. Wir bieten jungen Leuten mit Ideen an, diese in einem Start-up bei uns im Konzern zu testen. Wir geben jedem dafür meist sechs Monate Zeit, Geld und Personal. Aber die Geschäftsidee mit den Bussen rechnete sich schon nach einem Monat. Wir haben hier viele kreative junge Leute.
Sie haben lange Zeit im Silicon Valley gearbeitet. Nehmen Sie sich Kaliforniens Techgiganten bei Ctrip zum Vorbild?
Unsere Managementphilosophie ist eine Kombination aus Ost und West. Wir haben viel vom Westen gelernt und übernommen - von Six Sigma über das Projektmanagement bis hin zu Balanced Scorecards. Doch noch viel wichtiger als die Balance zwischen Ost und West ist die zwischen Männern und Frauen im Unternehmen.
Und, ist die im Gleichgewicht?
Über die Hälfte unserer Mitarbeiter ist inzwischen weiblich, auf der Führungsebene haben wir ein Drittel Frauen. Dieser Anteil muss und wird natürlich noch steigen. Aber wir tun bei Ctrip sehr vieles, um Frauen zu fördern. Da sind wir vielleicht sogar schon weiter als Sie im Westen.
Ctrip ist Chinas führendes Onlinereiseportal. Jane Jie Sun startete ihre Karriere bei KPMG im Silicon Valley. 2005 fing sie bei Ctrip als CFO an, im November 2016 wurde sie CEO. Seit 2005 ist die Marktkapitalisierung des Unternehmens von rund 900 Millionen auf inzwischen etwa 25 Milliarden Dollar gestiegen.
12 BilderBig Tech: 4 Konzern-Duelle zwischen USA und China
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Alibaba vs. Amazon
Es ist ein spannendes Rennen, das sich die beiden weltgrößten Onlinehändler liefern: Amazon (im Bild: Amazon-CEO Jeff Bezos) liegt mit einem Börsenwert von rund 700 Milliarden Dollar vorn, ...
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... Renditejäger Jack Ma holt mit Alibaba jedoch auf. Denn auch wenn die Chinesen noch deutlich weniger erlösen als Amazon, sie verdienen fast das Doppelte. In Südostasien und Indien treffen die Rivalen nun erstmals mit voller Wucht aufeinander.
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Google vs. Baidu
Im Suchmaschinengeschäft ist Google (im Bild: CEO Sundar Pichai) unangefochtener Weltmarktführer, China bleibt aber ein weißer Fleck für den US-Konzern. Dank staatlicher Zensur konnte sich dort Baidu als Nummer eins etablieren. In seinem Stammgeschäft hat Baidu freilich keine globalen Ambitionen. In die Quere kommen werden sich die beiden Rivalen auf einem anderen Feld: der künstlichen Intelligenz (KI).
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Baidu (im Bild: CEO Robin Li), in Chinas Onlinehierarchie weit hinter Alibaba und Tencent, will mit KI zur Aufholjagd ansetzen. Fünf Labs mit über 2000 Mitarbeitern betreibt der Konzern bereits. Für die Denkfabriken werden Topleute wie Ex-Microsoft-Grande Qi Lu angeheuert, der nun als COO für Baidu arbeitet. Bei Sprach- und Gesichtserkennung ist Google gegenüber Baidu noch führend, auch dank seines früh gestarteten Google-Brain-Projekts. Zum Schwur kommt es beim autonomen Fahren. Der Google-Ableger Waymo macht in Arizona erste Testfahrten mit fahrerlosen Taxis, Baidu zieht mit dem Apollo-Projekt 2018 nach.
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Didi vs. Uber
Lange kämpften Didi Chuxing (im Bild: Didi-Präsidentin Jean Liu) und Uber um die Vorherrschaft bei der Fahrtenvermittlung in China. Das kostete die Rivalen Milliarden, bis Uber 2016 kapitulierte und Didi sein China-Geschäft überließ. Trostpflaster: Die Amerikaner erhielten knapp 18 Prozent an Didi und einen Sitz im Aufsichtsrat. Friede ist damit nicht eingekehrt, der Kampf hat sich nur verlagert, nach Südostasien. Dort hat Didi Milliarden in den Anbieter Grab investiert, der 2012 von zwei Malaysiern gegründet wurde. ...
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... Uber wiederum hat sich mit dem lokalen Anbieter Go-Jek verbündet, liegt aber bisher in fast allen Märkten der Region hinter Grab. Während Uber zumeist auf seine eigene Stärke setzt, beteiligt sich Didi fast immer an bestehenden Start-ups: in Dubai bei Careem, in Indien bei Ola Cabs, in Brasilien bei 99, in den USA bei Lyft. In Europa mischt Didi via Taxify mit (im Bild: Uber-CEO Dara Khosrowshahi).
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Whattsapp vs. Wechat
Noch liegt Whatsapp vorn. 1,5 Milliarden Menschen nutzen weltweit den Messengerdienst von Facebook. Das chinesische Pendant Wechat, das zu Tencent gehört, hat dagegen "nur" rund eine Milliarde User und die leben überwiegend in China (im Bild: Facebook-CEO Mark Zuckerberg).
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Doch Tencent-Chef Pony Ma will Wechat, das viel mehr Funktionen bietet als Whatsapp, schrittweise international ausrollen. In Afrika ist Wechat schon die Nummer eins. Als Treiber der Expansion nutzt Ma seinen Bezahldienst Wechat Pay, den er in immer mehr Ländern (bislang nur für chinesische Touristen) installiert hat. Tencent ist deutlich vielfältiger aufgestellt als Facebook, obwohl Mark Zuckerberg neben Whatsapp auch Instagram geschluckt hat. In den vergangenen Jahren hat sich Ma an vielen Start-ups und anderen Firmen beteiligt. Die Börse honoriert die Akquisitionsstrategie: Tencents Marktkapitalisierung übersprang im Herbst 2017 erstmals die 500-Milliarden-Dollar-Schwelle und schloss zu Facebook auf.
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Alibaba vs. Amazon
Es ist ein spannendes Rennen, das sich die beiden weltgrößten Onlinehändler liefern: Amazon (im Bild: Amazon-CEO Jeff Bezos) liegt mit einem Börsenwert von rund 700 Milliarden Dollar vorn, ...