Größter Kurssprung bei Dialog seit 16 Jahren Apple-Investment in Chip-Partner Dialog entzückt Anleger

Logo des Halbleiterherstellers und iPhone-Chiplieferanten Dialog Semiconductor

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Dieses Investment entzückt die Aktionäre des deutsch-britischen Chipentwicklers Dialog Semiconductor : Der US-Technologieriese Apple erwirbt Teile seines langjährigen Chiplieferanten Dialog. Für 300 Millionen Dollar kauft der iPhone-Hersteller Patente, mehrere Büros - darunter die deutschen in Nabern und Neuaubing - und übernimmt 300 Ingenieure, wie beide Unternehmen bekanntgaben.

Zudem zahlt Apple weitere 300 Millionen Dollar vorab für die Lieferung von Halbleitern in den nächsten drei Jahren. Der US-Konzern bindet sich damit länger an den Chipentwickler, mit dem das Unternehmen seit den Anfangstagen des iPhones zusammenarbeitet. Bei dem Deal geht es wohl um Chips für die Stromsteuerung in Apple-Geräten vom iPhone bis zur Computer-Uhr.

Anleger feierten diesen Schritt: Die im SDax notierten Dialog Semiconductor  erlebten den größten Kurssprung seit 16 Jahren und stiegen um fast 34 Prozent auf 22,20 Euro und damit auf einen Marktwert von fast 1,7 Milliarden Euro. In diesem Jahr hatten Unsicherheiten angesichts der weltweit begehrten Position von Dialog im Apple-Zulieferernetzwerk die Titel belastet.

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Apple vertieft damit die Entwicklung eigener Chips. Unter anderem die Hauptprozessoren der iPhones und iPads werden von dem Konzern schon seit Jahren in Eigenregie entworfen. Auch bei den Audio-Produkten von Apple - den drahtlosen Kopfhörern AirPods und dem smarten Lautsprecher HomePod, werden selbst entworfene Chips von Apple verwendet.

Ende Mai hatte Dialog gewarnt, dass die Firma Aufträge von Apple verlieren könnte, weil der iPhone-Konzern eigene Chips zur Stromsteuerung entwickele. Das setzte den Kurs zeitweise stark unter Druck. Die Anleger hatten das Beispiel der britischen Chip-Firma Imagination Technologies vor Augen, die an der Börse abstürzte und schließlich übernommen wurde, nachdem sie Apple als Kunden verlor. Für Dialog Semiconductor ist Apple derzeit der mit Abstand wichtigste Kunde und bringt rund drei Viertel der Erlöse ein.

Dialog macht zwei Drittel seines Umsatzes mit Apple

Dialog-Chef Jalal Bagherli betonte, der Deal schaffe Klarheit beim künftigen Verhältnis zu Apple. Die Umsätze aus dem heutigen Geschäft mit dem iPhone-Konzern würden zwar ab 2019 rapide abschmelzen, räumte er ein. Man habe jetzt aber auch eine breite Palette an Aufträgen von Apple unter anderem für Technik zum Strommanagement, dem Aufladen von Batterien und Audiosysteme erhalten. Erste Umsätze aus diesen Vereinbarungen sollen 2019 fließen und in den Jahren 2020 und 2021 anwachsen.

Laut Bagherli machen Apple-Aufträge in diesem Jahr zwei Drittel des Konzernumsatzes aus. Künftig will sich Dialog verstärkt um andere Kunden bemühen und schaut dabei vor allem in Richtung Auto- und Smartphonebranche und auf Firmen, die im Bereich Internet der Dinge aktiv sind. In vier Jahren sollen Bagherli zufolge die Geschäfte mit dem Hauptkunden Apple nur noch für maximal 40 Prozent der Erlöse stehen.

Apple stärkt mit dem Deal den europäischen Chipmarkt. Die rund 300 übernommenen Chipingenieure, die rund 16 Prozent der Dialog-Belegschaft ausmachen, werden in Europa bleiben und sich hauptsächlich mit Forschung und Entwicklung beschäftigen. Größtenteils haben sie bereits indirekt für Apple gearbeitet.

Neben den nun hinzukommenden Dialog-Büros in Deutschland, Italien und dem britischen Swindon betreibt der US-Konzern bereits Chipdesign-Zentren in München und St Albans in Großbritannien. Laut Dialog soll der Deal in der ersten Jahreshälfte 2019 über die Bühne gehen. Nach der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen will Dialog ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu zehn Prozent seiner im Umlauf befindlichen Aktien in die Wege leiten.

wed/Reuters/dpa
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