Industrie 4.0 Digitalisierung - deutsche Unternehmen holen auf
Beim Thema Digitalisierung tut sich die Bundesregierung nach wie vor schwer. Erst jüngst wurde sie anlässlich der Gründung des neuen Digitalrats von zahlreichen Wirtschaftsvertretern scharf für ihre fehlende Strategie kritisiert. Internet-Unternehmer wie Oliver Samwer fordern ein tiefgreifenden Wandel, will Deutschland auch künftig vorne mitspielen. Die deutsche Industrie will und kann aber nicht auf die Politik warten, sondern setzt ihre digitale Transformation fort. Dies belegt der von der Unternehmensberatung Staufen erhobene "Deutsche Industrie 4.0 Index 2018", für den 450 Industrieunternehmen in Deutschland befragt wurden.
Mit 52 Prozent hat demnach in diesem Jahr erstmals mehr als die Hälfte aller Unternehmen Industrie 4.0 im operativen Geschäft umgesetzt - entweder in Einzelprojekten oder unternehmensübergreifend. Zum Vergleich: 2014 lag dieser Wert erst bei 15 Prozent, 2016 immerhin schon bei 40 Prozent.
Am anderen Ende der Skala gibt es kaum noch Unternehmen, die sich nicht zumindest in Vorbereitung auf den praktischen Industrie-4.0-Einsatz befinden. Nur noch etwa jeder zehnte Betrieb verschließt sich auch 2018 komplett dem technologischen Trend, so die Studie.
Staufen-CEO Martin Haas ist sich sicher, dass dieser Trend noch einmal an Fahrt gewinnen wird. "Noch gibt es die zögerlichen Betriebe, die nach wie vor die Entwicklungen der Märkte und Anwendungen analysieren. Doch es besteht kaum Zweifel, dass auch diese Unternehmen bald in die aktive Phase eintreten werden - schon allein, weil sie mit ihren Wettbewerbern oder auch dem eigenen Netzwerk gleichziehen müssen."
In Einzelprojekten besonders digitalerfahren sind laut der Studie der Maschinen- und Anlagebau sowie die Elektroindustrie. Bei durchgängigen operativen Konzepten dominiert dagegen die Automobilbranche, wo fast ein Fünftel Industrie 4.0 bereits umfassend operativ umgesetzt hat. "Während Maschinenbauer und Elektroindustrie durchaus heterogen vernetzt sind und vielfach auch auf individuelle Fertigungen und Anpassungen setzen, zeichnet sich die Automobilindustrie durch homogene, über Jahrzehnte abgestimmte Produkte, Prozesse und Supply Chains aus", erklärt Haas die Branchenunterschiede.
Während Industrie 4.0 bis jetzt vor allem die interne Effizienz der Unternehmen steigern und für mehr Transparenz bei den eigenen Prozessen sorgen soll, halten sich die Firmen mit digitalen Produkten und Anwendungen für ihre Kunden noch zurück. Das zeigt der im Rahmen der Studie zusätzlich erhobene Smart Business Index. Produkte und Lösungen mit Industrie-4.0-Bezug haben demnach bisher nur 21 Prozent der Unternehmen fest im Angebot. Komplette neue Geschäftsmodelle auf dieser Basis finden sich erst bei 5 Prozent der Betriebe.