

Mountain View (Kalifornien) - Google hat jetzt einen eigenen Flugplatz bei seinem Hauptquartier in Kalifornien. Eine Tochterfirma des Internet-Riesen namens Planetary Ventures pachtet von der Weltraumagentur Nasa das traditionsreiche Moffett Airfield für zunächst 60 Jahre. Über diese Zeit wird Google 1,16 Milliarden Dollar (gut 930 Millionen Euro) Pacht zahlen, wie die Nasa am späten Montag mitteilte. Zudem übernehme Google die Betriebskosten von 6,3 Millionen Dollar pro Jahr und werde mehr als 200 Millionen Dollar in die Anlagen investieren.
Der Flugplatz liegt wenige Kilometer vom Google-Hauptquartier in Mountain View entfernt. Zu der vier Quadratkilometer großen Anlage gehört neben einem Luftwaffenstützpunkt, einem Golfplatz und zwei weiteren Hangars auch der historische Hangar One, in dem seit den 1930er Jahren Luftschiffe untergebracht wurden. Das Gebäude war teilweise abgebaut worden, nachdem in ihm giftige Stoffe gefunden wurden.
Google werde es wiederherstellen und wolle in der Anlage Forschung unter anderem für Luft- und Raumfahrt sowie für Robotertechnik betreiben, hieß es. Außerdem sei ein Museum geplant. Google nutzte den Flugplatz bereits für Tests seiner selbstfahrenden Autos und parkte dort Jets des Top-Managements um Larry Page und Sergey Brin. Der Konzern wollte selbst keine Stellung zu seinen Plänen nehmen. Zuletzt hatte er mehrere Firmen übernommen, die sich auf Satellitentechnik und Robotik spezialisiert haben.
Planetary Ventures fiel bisher nur durch Immobilienkäufe auf
Die Google-Tochter Planetary Ventures hat bereits das Nachbargrundstück Bay View gepachtet, um dort ein grünes Verwaltungszentrum zu bauen. Ansonsten hat Planetary Ventures bisher kaum auf sich aufmerksam gemacht. Google hat aber als eines der visionären Forschungsvorhaben der Abteilung Google X stets auch die Raumfahrt im Blick gehabt. 2007 wurde der "Google Lunar X Prize" ausgelobt, um private Projekte zu belohnen, die einen Roboter zum Mond schicken, um dort Bilder und andere Daten zu sammeln.
Als Mittel zur Verbesserung des Internetzugangs kann das Satellitengeschäft dem Suchmaschinengiganten direkt im Kerngeschäft helfen. Doch offenbar verfolgt Google weiter reichende Pläne. Ende Oktober überraschte der 57-jährige Google-Manager Alan Eustace mit einem Rekordsprung aus 41 Kilometern Höhe - ein Beitrag zur Erforschung der bemannten Raumfahrt.
Die neuen Schritte von Google ins All stehen in Kontrast zu den Problemen anderer privater Firmen, die mit großen Ambitionen in die Raumfahrt gestartet sind. Ende Oktober zerschellte die Raumfähre Spaceship Two der Firma Virgin Galactic von Multiunternehmer Richard Branson, der schon vor Jahren die ersten Touristenflüge ins All anbieten wollte und zu diesem Zweck einen futuristischen Weltraumbahnhof errichtet hat. Wenige Tage zuvor explodierte der Raumfrachter Cygnus, mit dem die Firma Orbital Sciences im Auftrag der Nasa die Internationale Raumstation ISS beliefern wollte.
Elon Musks Firma SpaceX hat zwar bereits erfolgreich Satellitenstarts mit eigenen Raketen vermarktet und auch ein Raumschiff zur ISS geschickt; als Ziel wird aber nichts geringeres als die Besiedlung des Mars ausgegeben. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist mit seiner Firma Blue Origin Teil einer Allianz um Boeing und Lockheed Martin mit einem Großauftrag des US-Militärs. Doch auch er verfolgt einen höheren Anspruch: "Raumflüge für Jedermann".
Für mehr als eine Milliarde Dollar pachtet die zum Google-Konzern gehörende Firma Planetary Ventures die kalifornische Basis Moffett Airfield von der US-Weltraumagentur Nasa. Google hält sich zu den Plänen bedeckt, die Nasa teilt aber mit, hier würden unter anderem High-Tech-Forschung um Satelliten und Roboter untergebracht.
Das vier Quadratkilometer große Gelände, von dem 2013 auch das Solarflugzeug Solar Impulse zur Weltumrundung abhob, liegt in direkter Nachbarschaft der Google-Zentrale. Hier hat Google schon seine Roboterautos ausprobiert und die Jets der Firmenchefs geparkt. Im Bildhintergrund steht der gigantische "Hangar One" ...
... dessen Stahlhülle (hier im Archivbild von 1999) wegen Schadstoffbelastung abmontiert wurde. Google will das Gebäude, in den 1930er Jahren für Luftschiffe gebaut, restaurieren. Doch dem Konzern geht es wohl kaum um eine bloße Erinnerung an historische Luftfahrtunternehmen.
Am 24. Oktober überraschte der 57-jährige Google-Manager Alan Eustace mit einem Sprung aus der Stratosphäre - aus 41 Kilometern Höhe, zwei mehr als der bisherige Rekordsprung des Österreichers Felix Baumgartner. Zuvor hatte Google wenig Aufhebens um dieses Projekt, das der Forschung der bemannten Raumfahrt dient, gemacht.
Ein anderes Google-Projekt für das All wurde 2013 bekannt: Ballons, die als Sendemasten auch bisher weißen Flecken auf dem Globus Internetzugang bringen würden. Seit Jahren versuchen sich private Firmen an großen Weltraumplänen, doch zuletzt häuften sich die Rückschläge:
Am 31. Oktober zerschellte in der Mojave-Wüste das "Spaceship Two" von Virgin Galactic in einem Testflug. Das Raumschiff ...
... steht für das große Versprechen des Unternehmers Richard Branson, erstmals zahlende Touristen ins All fliegen zu lassen. Das Vorhaben wurde schon mehrmals verschoben, aber noch nie so heftig infrage gestellt wie durch diesen Unfall. Branson will weitermachen.
In der Wüste New Mexicos steht bereits ein Weltraumbahnhof namens Spaceport America bereit.
Zwei Tage zuvor, am 29. Oktober, explodierte beim Start der Raumtransporter Cygnus, der die Internationale Raumstation ISS mit Material beliefern sollte. Das Vehikel hatte die Firma Orbital Sciences im Auftrag der Nasa in die Luft gebracht.
Erfolgreicher ist Tesla-Gründer Elon Musk mit seiner Firma SpaceX, auch wenn die hier vorgestellte Kapsel für private Orbitalflüge noch weit vom Betrieb entfernt ist. SpaceX kann sich des ersten privaten Raketenstarts, des ersten privaten Raumtransports zur ISS und mehrerer kommerziell vermarkteter Satellitenstarts rühmen. Musk verfolgt aber eine andere Ambition: SpaceX soll an die Börse gehen, wenn das Projekt der Besiedlung des Mars in vollem Gang ist.
Neben SpaceX zählt auch ein Konsortium aus Boeing, Lockheed Martin und der Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos zu den Auftragnehmern des im September verkündeten US-Plans, wieder eigene Astronautenflüge zur ISS anzubieten, um nicht mehr auf russische Hilfe angewiesen zu sein. Auch Bezos hängt großen Träumen von "Raumflügen für Jedermann" mit kommerziellem Erfolg an. Bisher hängt die private Raumfahrt aber entscheidend von Staatsaufträgen ab.