Schnelle Lieferung, doch mit der Begleichung von Rechnungen kann es in Zukunft auch schon mal länger dauern
Das Berliner Start-up Delivery Hero kämpft mit Finanzierungsproblemen. Nach Informationen vom manager magazin hat sich der Lieferdienstvermittler, der in Deutschland die Seiten Lieferheld und Pizza.de betreibt, über Monate darum bemüht, frisches Kapital einzuwerben. Letztlich ließ sich die Geschäftsführung laut dem Bericht des Magazins (Erscheinungstermin: Freitag, 19. August) auf einen teuren Kredit ein: Für einen zweistelligen Millionenbetrag (mindestens 30 Millionen Euro) soll Delivery Hero monatlich rund 500.000 Euro zahlen.
Finanzchef Emmanuel Thomassin bezeichnet die Finanzierung in einer internen Mail als "sehr teuer" und bittet seine Kollegen darum, auf Sparsamkeit zu achten. So fordert er liquide Ländergesellschaften auf, nicht gebrauchte Mittel regelmäßig an die Holding zu überweisen. Offene Rechnungen sollen die Töchter zudem erst begleichen, wenn eine weitere Verzögerung die "Reputation oder die Geschäftsbeziehung gefährden" würde.
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Delivery Hero bestätigte auf Anfrage, kürzlich eine Finanzierung abgeschlossen zu haben, wollte sich zu den Konditionen und Kreditgebern aber ebenso wenig äußern wie Hauptinvestor Rocket Internet. Die Höhe der Finanzierung sei jedoch "deutlich größer" als 30 Millionen Euro. Bezüglich der Sparmaßnahmen spricht Delivery Hero von üblichen "Cash-Management-Prozessen", die Finanzlage sei in "keiner Weise" angespannt.
Delivery Hero steht derzeit von mehreren Seiten unter Druck, das Wachstum einiger Ländergesellschaften soll zuletzt zurückgegangen sein. In Deutschland konkurriert das Start-up mit den Diensten Lieferando und Deliveroo. Die eigenen Plattformen Lieferheld und Pizza.de sollen laut Brancheninsidern zusammen zwar deutlich mehr Bestellungen vermitteln als Marktführer Lieferando, doch die Integration (etwa der Computersysteme) der einstigen Konkurrenten ist bislang nicht abgeschossen.
Die Delivery-Hero-Tochter Foodora kämpft derweil mit dem britischen Deliveroo um die Marktführerschaft im Premiumsegment: Beide Start-ups beschäftigen eigene Radkuriere, die Bestellungen für Restaurants ohne Bringdienst ausfahren. Foodora und Deliveroo lieferten sich zuletzt eine teure Werbeschlacht, die sich nun wohl wieder intensivieren wird: Foodoras Deutschland-Chef Emanuel Pallua kündigte gegenüber manager magazin an, ab Herbst wieder mehr Geld in Marketing investieren zu wollen; Deliveroo sammelte Anfang August 275 Millionen Dollar bei Investoren ein.
CEO Niklas Östberg möchte Delivery Hero (aktuelle Bewertung: 3,1 Milliarden Dollar) schon bald an die Börse bringen. In Unternehmenskreisen heißt es, dass der Schritt jedoch frühestens für das erste Quartal 2017 geplant sei. Oliver Samwer, Chef von Östbergs Hauptinvestor Rocket Internet, soll in der Vergangenheit diesbezüglich Druck ausgeübt haben. Wichtige Rocket-Beteiligungen wie Westwing, Global Fashion Group oder Home24 blieben zuletzt hinter den Erwartungen zurück.
Stellungnahme von Delivery Hero zu dem Beitrag in der September-Ausgabe des manager magazins, das Sie ab Donnerstagmittag elektronisch (s.u.) und am Freitag am Kiosk kaufen können:
1. Aktuell verzeichnet Delivery Hero global ein organisches Wachstum von + 50%, dem höchsten Wert seit 2013. Dies ist ein hervorragender Wachstumswert, der über allen Planungen liegt und das genaue Gegenteil von der im Artikel suggerierten Wachstumsschwäche belegt.
2. Die Summe an frischem Kapital, die Delivery Hero aufgenommen hat, ist deutlich höher als die im Artikel genannten 30 Millionen Euro. Die Zinszahlungen sind weder "horrend", noch "schwindelerregend", sondern spiegeln schlichtweg die marktüblichen Konditionen für Finanzierungen dieser Art wieder.
3. Unsere Tochter Yemeksepeti ist alles andere als ein "Sorgenkind" und liegt mit monatlich rund 3,5 Millionen Bestellungen voll im Plan.
Mode, Schuhe, Accessoires gehören seit jeher zum Kerngeschäft von Rocket - neben dem einstigen Vorzeige-Start-up Zalando ist Rocket hier weltweit mit Start-ups wie Zalora, Zamui oder mit Lamoda am Start ...
... im Möbelgeschäft sind es Investments wie Home24 oder Westwing ...
... im Reisebereich der AirBnB-Klon Wimdu oder der Ferienvermittler Travelbird und das Start-up Tripda ...
... im Lebensmittelbereich Lieferdienste wie Delivery Hero, Foodpanda, Hello Fresh oder Bonativo ...
-- im Immobilienbereich, Start-ups wie Nestpick oder Angebots-Plattform Lamudi ...
... auch im Paymentbereich ist Rocket vertreten mit Anbietern wie Paymill oder der Kreditplattform Lendico, bei der es zuletzt allerdings weniger gut lief ...
... im Mobilitätssektor ist Rocket mit der Autohandelsplatform Carmudi oder der Taxi-App Easytaxi am Start ...
... im Dienstleistungsbereich mit Helpling, einer Plattform, über die sich Reinigungspersonal buchen lässt ...
... oder dem Storage-Dienstleister Spaceways ...
.. und auch in dem Wellnessbereich will Rocket rein - mit der Buchunhsplattform Intspa.