Audi-Chef Rupert Stadler hielt auf der ersten CES außerhalb der USA die Eröffnungsrede
Foto: Getty ImagesDie Digitalisierung verändert die Welt nach Überzeugung von Audi-Chef Rupert Stadler noch "schneller und tiefgreifender als die industrielle Revolution in Europa vor 150 Jahren". In einer Rede zur Eröffnung der Verbraucher-Elektronik-Messe CES, die erstmals in Asien stattfindet, sagte Stadler am Sonntag in Shanghai, nie zuvor habe sich auch die Autoindustrie so schnell und umfassend geändert wie heute. Neben der Nachhaltigkeit sei die Digitalisierung heute die zweite große Triebkraft der Branche.
Mehr als 200 Aussteller aus 15 Ländern nehmen bis Mittwoch an der Consumer Electronics Show (CES) in der ostchinesischen Hafenstadt teil. Im Mittelpunkt der Gadget-Show stehen die Vernetzung verschiedenster Geräte, die Digitalisierung des Autos oder auch pilotierte Navigation. Die sonst immer im Januar in Las Vegas stattfindende Technik-Messe zählt zu den wichtigsten Plattformen der Elektronik-Welt. Organisatoren der CES Asia sind die US-Vereinigung für Verbraucher-Elektronik (CEA) und der Shanghaier Messeveranstalter Intex.
Die von China angeführten Wachstumsmärkte in Asien erlebten im vergangenen Jahr einen Umsatz an Technikprodukten in Höhe von 282 Milliarden US-Dollar, wie der US-Branchenverband CEA berichtete. Der Anteil mache bereits 26 Prozent des Weltmarktes aus. Die chinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai sei als Messestandort ausgewählt worden, weil China als zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt an der Spitze des Wachstums, der Innovation und der Möglichkeiten auf dem Technikmarkt in Asien stehe.
Die führenden deutschen Autohersteller präsentieren das mit dem Internet vernetzte Auto. "Die Menschen mit einem modernen Lebensstil wollen mehr als ein Auto", sagte Audi-Chef Stadler. "Sie wollen eine Lösung." So wie ein Smartphone heute auch mehr als ein mobiles Telefon sei. "Das neue Auto ist mehr als Hardware", sagte Stadler. "Es ist die Schnittstelle zwischen dem Fahrer und seinem digitalen Leben, zwischen den Autosystemen und der Verkehrsinfrastruktur und letztendlich zwischen dem Verbraucher und uns." Die digitale Veränderung sei die "neue Normalität" und unaufhaltsam.
Mercedes Intelligent Drive: Es war eine spektakuläre Showeinlage: Auf der Automesse IAA ließ sich Daimler-Chef Dieter Zetsche von einem selbstfahrenden S-Klasse-Versuchsauto auf die Bühne pilotieren. Die Botschaft der Stuttgarter: Das fahrerlose Zeitalter ist nicht mehr weit entfernt. Das Auto nützt viele serienmäßige Teile etwa die Stereokamera, die Daimler für sein vorausschauendes Fahrwerk in der neuen S-Klasse eingebaut hat. Die Sensoren wurden im Vergleich zum S-Klasse-Serienfahrzeug geschärft und teils erweitert.
Damit die Fahrzeuge künftig auch bei höheren Geschwindigkeiten selbst fahren können, ist genaueres Kartenmaterial notwendig und mehr Rechenleistung. Zudem müssen noch versicherungstechnische Fragen geklärt werden, bis ein Fahrer die Hände für längere Zeit vom Lenkrad nehmen kann. Daimler-Technikchef Thomas Weber ist jedoch zuversichtlich, dass noch in diesem Jahrzehnt die ersten Fahrzeuge verkauft werden, die längere Strecken ohne Eingriff eines menschlichen Fahrers selbst bewältigen.
BMW: Vernetzung zuerst Bei den Münchenern ist die Vision vom selbstfahrenden Auto ebenfalls schon ziemlich weit gediehen. BMW setzt deshalb bereits bei seinen Serienfahrzeugen auf eine möglichst umfassende Vernetzung von Fahrzeug, Fahrendem und Umgebung. Eine ständige, schnelle Internetverbindung ist dafür Voraussetzung, auch die Fahrerassistenzsysteme werden zunehmend in das Konzept ConnectedDrive integriert.
Bereits 2011 ließ BMW einen mit Sensoren und intelligenter Software aufgerüsteten 5er-BMW zwischen München und Nürnberg auf der Autobahn fahren, im Januar 2013 vereinbarte BMW eine Forschungskooperation mit dem Zulieferer Continental.Gemeinsam wollen beide einen elektronischen Co-Piloten zum hochautomatisierten Fahren entwickeln. Ab Ende 2014 sollen die Forschungsprototypen dann mit ausgewählten Personen getestet werden. Bis solche Selbstfahrer tatsächlich auf den Markt kommen, wird es aber wohl noch bis 2020 dauern, meinen BMW-Forscher.
Audi: Lizenz zum Selbstfahren Auch bei den Ingolstädtenr stehen selbstfahrende Fahrzeuge weit oben in der Prioritätenliste. Audi-Chef Rupert Stadler bezeichnete das pilotierte Fahren, wie er es nennt, in einem Interview mit dem Magazin Auto, Motor und Sport als eines der interessantesten Innovationsfelder in diesem Jahrzehnt. Im US-Bundesstaat Nevada hat Audi Anfang des Jahres eine Lizenz für den Betrieb eines selbstfahrenden Autos erhalten. Ähnliche Lizenzen haben auch Google und der Autozulieferer Continental.
Die Testfahrzeuge der Ingolstädter haben laut Stadler bereits 50.000 Kilometer unfallfrei zurückgelegt und vor drei Jahren etwa das Bergrennen Pikes Peak fahrerlos absolviert. Audi arbeitet bei der Forschung mit der Mutter Volkswagen und der Stanford University zusammen. Teile der für das pilotierte Fahren entwickelten Systeme könnte Audi einem Bericht zufolge bereits 2016 in Serie bringen denn da fährt Audi die Neuauflage des Marken-Flaggschiffs A8 vor. Der soll dann auch selbst in eine Garage einfahren und im Stau selbst steuern können.
Volkswagen: Passat als Versuchsträger Der größte Autohersteller Europas kann auf jahrzehntelange Forschungsarbeit bei autonomem Fahren verweisen. Volkswagen arbeitet seit Jahren mit der amerikanischen Eliteuni Stanford in Kalifornien zusammen. VW hat vor sieben Jahren bereits ein 220 Kilometer langes Rennen für Roboterautos gewonnen und für seine autonomen Autos mehrere Preise eingeheimst. Daran arbeiten die Wolfsburger auch weiter, doch gleichzeitig
forscht Volkswagen auch am teilautomatischen Fahren. Dabei sitzt der Fahrer hinter dem Lenkrad, greift aber nur dann ein, wenn ihn das System dazu auffordert. So sollen etwa Staus oder Langstreckenfahrten auf Autobahnen künftig weniger monoton für den Fahrer sein. Mit dem Intelligent Car, einem Forschungsauto, werden die Systeme derzeit erprobt. VW rechnet aber erst für 2030 damit, dass intelligente Autos ohne Eingriff des Fahrers sicher ihr Ziel erreichen und dort einparken können.
Toyota: Der sehende Lexus Der weltgrößte Autohersteller Toyota ist im Wettlauf um selbstfahrende Autos ebenfalls vorne dabei. Auf der Computermesse CES haben die Japaner ein Testauto vorgestellt, das ohne Eingriff des Menschen fahren kann. Mit seiner Radaranlage auf dem Dach ist das Fahrzeug allerdings noch eher weit von der Praxis entfernt. Deutlich näher an der Serienreife sind da Toyotas Assistenzsysteme
Vor kurzem meldete Toyota einen aus Sicht des Konzerns wichtigen Fortschritt: Eine neue, von Toyota entwickelte Technologie soll Fußgänger besser erkennen und den Verkehr genauer überwachen. Dabei setzt Toyota auf die Kommunikation mit dem voranfahrenden Fahrzeug. Bereits ab Mitte des Jahrzehnts will Toyota die Technologie in Serienfahrzeuge einbauen.
Volvo: Unspektakulär und seriennah Aus Schweden kommt nicht nur der Elch-Test -sondern auch ein großangelegtes Pilotprojekt zum autonomen Fahren. Treibende Kraft dahinter ist der Autohersteller Volvo, der schon lange an selbstfahrenden Fahrzeugen forscht. In dem vor wenigen Tagen angekündigten Projekt sollen ab 2017 rund 100 selbstfahrende Volvo-Fahrzeuge in Alltagsbedingungen rund um Göteborg unterwegs sein und fahrerlos einparken können.
Bereits getestet haben die Schweden eine Lösung für Autobahnfahrten im Konvoy. Dabei fährt ein speziell präparierter Lastwagen auf der Autobahn vorneweg, dahinter reihen sich dann mehrere Volvo-Testfahrzeuge ein. Fahrer der Pkws melden sich dann beim Lkw-Fahrer an, danach übernimmt die Elektronik das Lenken, Beschleunigen und Bremsen. Das funktioniert in der Praxis bereits. Ob es je in Serie gefertigt wird, ist jedoch noch unklar.
Google: Roboterauto fährt Blinden Mit seinem Roboterauto hat der Internetkonzern Google schon für einige Schlagzeilen gesorgt etwa im Sommer 2012, als der umgebaute Toyota Prius einen Blinden durch die Stadt pilotierte. Im Mai vor einem Jahr hat Google für das Auto die erste Straßenzulassung für ein autonomes Auto erhalten. Unauffällig ist das Auto mit seinem Radarscanner auf dem Dach nicht gerade. Doch das könnte sich ändern
denn einem unbestätigten Bericht zufolge erwägt Google, über Auftragsfertiger selbst in die Autoproduktion einzusteigen. Angeblich schwebt Google eine Art Roboter-Taxi vor, das Gäste selbstständig durch Städte befördert.
Nissan: Eigenes Testgelände geplant Ziemlich selbstbewusst punkto Autos, die selbst fahren, zeigt sich der japanische Autohersteller und Renault-Partner Nissan. Ab 2020 will Nissan ein selbstfahrendes Auto in Serie anbieten, erklärte Nissan-Chef Carlos Ghosn im Sommer. Bis Ende 2014 will Nissan erstmal ein spezielles Testgelände für selbstfahrende Autos fertigstellen eine künstliche Stadt mit Steingebäuden und Straßen.
Selbstfahrende Autos benötigen ein reibungsloses Zusammenspiel von Kameras und Sensoren. An deren Optimierung arbeitet Nissan laut Eigenangaben gerade. In Japan hat der Konzern für ein umgebautes Modell seines Elektroautos Leaf eine Straßenzulassung erhalten: Der Leaf kann von selbst die Spur wechseln, Autos überholen oder bei Verkehrsbehinderungen oder Ampeln selbst abbremsen. Doch auch diese Technik ist noch im Erprobungsstadium.
Audi: Lizenz zum Selbstfahren Auch bei den Ingolstädtenr stehen selbstfahrende Fahrzeuge weit oben in der Prioritätenliste. Audi-Chef Rupert Stadler bezeichnete das pilotierte Fahren, wie er es nennt, in einem Interview mit dem Magazin Auto, Motor und Sport als eines der interessantesten Innovationsfelder in diesem Jahrzehnt. Im US-Bundesstaat Nevada hat Audi Anfang des Jahres eine Lizenz für den Betrieb eines selbstfahrenden Autos erhalten. Ähnliche Lizenzen haben auch Google und der Autozulieferer Continental.
Foto: AudiGoogle: Roboterauto fährt Blinden Mit seinem Roboterauto hat der Internetkonzern Google schon für einige Schlagzeilen gesorgt etwa im Sommer 2012, als der umgebaute Toyota Prius einen Blinden durch die Stadt pilotierte. Im Mai vor einem Jahr hat Google für das Auto die erste Straßenzulassung für ein autonomes Auto erhalten. Unauffällig ist das Auto mit seinem Radarscanner auf dem Dach nicht gerade. Doch das könnte sich ändern
Foto: Google/ picture alliance / dpa