Börsengänge auf Rekordniveau Wie man auch 2018 an der Börse Geld verdienen konnte

Guter Auftakt: Bernd Montag, CEO von Siemens Healthineers, läutet die Börsenglocke am Tag des Börsengangs
Foto: Fabian Sommer/ dpa
Jahresbilanz an der Börse: Die größten Abstürze im Dax 2018 - und die wenigen Gewinner
2018, so viel steht wohl jetzt schon fest, war für Anleger in Deutschland kein gutes Aktienjahr. Der Leitindex Dax steht wenige Tage vor Jahresende bereits mit mehr als 15 Prozent im Minus. Nachdem er im Januar noch ein Rekordhoch deutlich oberhalb der 13.500 Punkte erreicht hatte, kam der Index insbesondere in der zweiten Jahreshälfte heftig unter die Räder. Inzwischen notiert das Kursbarometer bei weniger als 10.800 Punkten - Tendenz: wohl vorerst weiter fallend.
Ein Bereich des Aktienmarktes indes boomte in diesem Jahr regelrecht: die Börsengänge. Zahlen zufolge, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zusammengestellt hat, gab es im Laufe des Jahres IPOs im Volumen von zusammen rund 10,4 Milliarden Euro. Damit ist 2018 das erste Jahr mit einem IPO-Volumen im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich seit der Jahrtausendwende, so PwC.
So soll es sein: Die Börse als offener Kanal, durch den sich Unternehmen notwendiges Kapital für Wachstum und Investitionen besorgen können - und das selbst in Zeiten stark schwankender sowie fallender Aktienkurse. Doch der Schein trügt ein wenig. Zwar ergibt die Bilanz des laufenden Jahres ein IPO-Volumen von historischer Dimension. Ausschlaggebend dafür waren jedoch vor allem wenige große Börsengänge.
Die Anzahl der Börsengänge insgesamt dagegen liegt mit 18 im Jahr 2018 laut PwC zwar ebenfalls über den Vorjahren. Der Abstand fällt jedoch nicht so deutlich aus. So gab es 2017 hierzulande 13 Börsengänge mit einem Volumen von zusammen knapp 2,6 Milliarden Euro. 2016 waren es insgesamt 15 Börsengänge, die gemeinsam immerhin gut fünf Milliarden Euro auf die Waage brachten.
"Von der Papierform her blicken wir auf ein Rekordjahr zurück - mit einem, wenn man nur auf die Volumina schaut, übrigens durchaus starken vierten Quartal", lautet dementsprechend das Fazit von Nadja Picard, Leiterin Capital Markets bei PwC in Deutschland. "Zugleich darf der aggregierte Transaktionsumfang nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die knapp zehneinhalb Milliarden zum ganz überwiegenden Teil aus nur drei Börsengängen speisten."
Die Namen der Schwergewichte, auf die die Expertin anspielt, sind weithin bekannt, denn ihre Börsengänge sorgten im Laufe des Jahres für einige Schlagzeilen: Bereits im März platzierte der Großkonzern Siemens seine Medizintechniksparte Healthineers am Aktienmarkt. Mit einem Volumen von 4,2 Milliarden Euro war es der viertgrößte Börsengang in Deutschland seit der Jahrtausendwende.
Wenige Tage später folgte das IPO der Vermögensverwaltung DWS aus dem Hause Deutsche Bank, bei dem mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro ebenfalls die Milliardengrenze geknackt wurde. Diese Marke wurde im Herbst dieses Jahres schließlich nochmals getoppt: Der Autozulieferer Knorr-Bremse nahm bei seinem Börsendebüt insgesamt 3,9 Milliarden Euro ein.
Diese Börsendebütanten liefen gut - und diese nicht

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Soweit die Fakten. Und nun die gute Nachricht: Einige der Börsenneulinge schlugen sich allen Marktturbulenzen zum Trotz sogar recht gut - und zumindest mit einem konnten Investoren richtig gutes Geld verdienen. Es handelt sich wiederum um Siemens Healthineers . Das Papier verbucht seit der Emission im März bislang insgesamt ein Kursplus von fast 30 Prozent. Gegenüber dem gesamten deutschen Aktienmarkt - gemessen am Dax - beträgt die Outperformance damit gegenwärtig sogar etwa 45 Prozent.
Erst Anfang November beglückte das Unternehmen seine Anleger mit guten Geschäftsergebnissen. Zudem bekräftigte das Healthineers-Management seinen Ausblick in die Zukunft, was in diesen Zeiten durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Auch die Tatsache, dass Siemens Healthineers sowohl im MDax-Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen als auch im auf die Technologiebranche zugeschnittenen TecDax gelistet ist, dürfte der Kursentwicklung gutgetan haben.
Gut gehalten haben sich zudem beispielsweise die Papiere von Knorr-Bremse sowie des IT-Sicherheitsunternehmens Cyan AG. Vor allem Cyan, ein Anbieter von Softwarelösungen für die Handy-Sicherheit, dessen IPO im März mit rund 32 Millionen Euro ein lediglich überschaubares Volumen hatte, fällt ins Auge: Der Aktienkurs legte zunächst kräftig zu, konnte die Kursgewinne allerdings angesichts der Marktschwäche zuletzt nicht halten. Aktuell notieren sowohl Knorr-Bremse als auch Cyan ungefähr auf dem Niveau ihrer Erstnotiz, was gegenüber den Verlusten des Gesamtmarktes durchaus als Erfolg gewertet werden kann.
Und was keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist: Mit der Deutsche-Bank-Tochter DWS ist nur der prominenteste von zahlreichen Börsendebütanten in diesem Jahr genannt, deren Aktien zum Teil gehörig unter die Räder kamen. Weitere Beispiele sind: Der Online-Möbelhändler home24, der Autozulieferer STS Group sowie die Godewind Immobilien AG.
Ein Lotteriespiel ist die Identifikation aussichtsreicher IPO-Kandidaten indes nicht: Wie geht es der jeweiligen Branche? Wie ist die geschäftliche Lage des fraglichen Unternehmens, gemessen beispielsweise an der Entwicklung von Marktanteil, Umsatz und Gewinn? Wie ist nicht zuletzt auch der Börsenkandidat zu seiner Premiere bewertet? All diese Punkte sollten Anleger gründlich prüfen, bevor sie sich für ein Investment entscheiden.
Auch im kommenden Jahr, so sieht es gegenwärtig aus, werden sich wieder einige Gelegenheiten dazu ergeben. In Deutschland stehen beispielsweise die Lkw-Sparte von Volkswagen sowie die Powertrain-Einheit des Autozulieferers Continental in den Startlöchern für vermutlich relativ volumenstarke Börsengänge. Auf dem internationalen Parkett werden zudem prominente IPOs verschiedener Tech- und New-Economy-Konzerne wie Uber, Lyft oder Airbnb erwartet.
Angesichts der schwachen Performance, die viele IT-Aktien in der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben, sowie einem schon traditionellen Hang solcher Unternehmen zu großzügiger Bewertung sollten Anleger wohl vor allem bei den zuletzt genannten Kandidaten besonders genau hinschauen, bevor sie zugreifen.