iPhone-Hersteller im Fokus Heute droht Apple mit einer Premiere der anderen Art

Apple-Chef Cook bei Produktpräsentation: Wie viele iPhones wurden im jüngsten Quartal verkauft?
Foto: BECK DIEFENBACH/ REUTERSDem Dienstag dieser Woche werden Apple-Aktionäre rund um den Globus entgegenfiebern. Denn dann legt der iPhone-Hersteller seine Geschäftszahlen für das Schlussquartal des vergangenen Jahres vor, welches im Apple-Geschäftsjahr das erste ist.
In den vergangenen Jahren hat Apple solche Termine meist genutzt, um Rekorde zu verkünden. Insbesondere die Verkäufe des iPhones, des nach wie vor mit Abstand wichtigsten Produktes des Konzerns, stiegen von Jahr zu Jahr.
Genau das ist jedoch der neuralgische Punkt: Erstmals seit Langem scheint die Begeisterung der Kundschaft für das iPhone nachzulassen. Und erstmals in der Firmengeschichte könnte Apple deshalb am Dienstag einen Quartalsabsatz für das Kult-Smartphone bekanntgeben, der unter dem des Vorjahresquartals liegt. Für Investoren und Analysten wäre das wohl ein ziemlicher Dämpfer und ein Beleg dafür, wie kritisch Apples Lage derzeit ist.
Anleger sorgen sich schon seit geraumer Zeit um die Entwicklung des Unternehmens. Ablesen lässt sich das am Aktienkurs, der seit seinem Höchststand im April vergangenen Jahres um rund 30 Prozent gefallen ist. Allein im laufenden Jahr ging es mit dem Apple-Papier in der Spitze schon wieder um etwa 10 Prozent nach unten. Vor dem Hintergrund des Rekordjahres 2015, als der Umsatz um 28 Prozent auf etwa 233 Milliarden Dollar gestiegen war, ist das eine bemerkenswerte Talfahrt.
Abhängigkeit vom iPhone steigt

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Erklären lässt sie sich vor allem mit der weiterhin gewaltigen Abhängigkeit des Unternehmens vom iPhone und den Nachrichten, die zu dem Smartphone in letzter Zeit die Runde machen. Zwar brachte Apple beispielsweise mit der Apple Watch oder Apple Music verschiedene neue Produkte und Services auf den Markt. Die Bedeutung des iPhone für den Konzern wurde dadurch aber nicht verringert.
Im Gegenteil: Weit mehr als 60 Prozent seiner Umsätze erzielte Apple im vergangenen Jahr mit diesem einen, wichtigen Produkt. Im Jahr zuvor waren es noch 56 Prozent. Damit ist klar: Schwächelt das iPhone, so wackelt auch Apple - und genau das deutet sich jetzt an.
Ins Weihnachtsgeschäft 2014 war Apple noch mit den erstmals deutlich größeren Modellen iPhone 6 und 6 Plus gegangen. Leute, die schon immer ein iPhone mit großem Display haben wollten, schlugen zu. Die iPhone-Verkäufe sprangen um 46 Prozent auf 74,5 Millionen Geräte hoch. Mit den optisch unveränderten 6S-Modellen wird sich zeigen, ob die Strategie, auf teure Smartphones zu setzen, weiterhin aufgeht.
Gerüchte über die kommenden Apple-Produkte ...
Einiges lässt Zweifel aufkommen. Vor einigen Wochen etwa meldete die renommierte japanische Wirtschaftszeitung Nikkei Asian Review, dass Apple seine iPhone-Bestellungen im März-Quartal um 30 Prozent nach unten geschraubt habe. Die Aktienkurse der meist asiatischen Apple-Zulieferer brachen daraufhin reihenweise ein. Auch die Apple-Aktie geriet erneut unter Druck.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet zudem, dass die Firma Cirrus Logic ihre Aktionäre Anfang Januar gewarnt habe, ihre Geschäftsergebnisse würden wegen mangelnder Nachfrage wohl schlechter ausfallen als erwartet. Cirrus ist ein Hersteller unter anderem mobiler Audio-Komponenten, der 60 Prozent seines Umsatzes mit Apple macht.
Hinzu kommt eine generelle weltweite Konjunkturschwäche, insbesondere im wichtigen Schwellenland China, in dem Apple rund ein Viertel seiner Umsätze erzielt. Auch der weltgrößte Smartphone-Hersteller Samsung blieb mit seinen Ergebnissen kürzlich hinter den Erwartungen zurück.
Die Research-Firma IDC sagt laut Bloomberg voraus, dass das Smartphone-Geschäft 2016 erstmals überhaupt um weniger als 10 Prozent wachsen werde, wobei das Gros der Zuwächse auf aufstrebende Firmen beispielsweise aus China wie Huawei oder Xiaomi entfallen dürfte.
Was zaubert Apple aus dem Hut?
Das ist also der Hintergrund, vor dem sich am Dienstag alle Augen vor allem auf einen Wert richten werden: die Zahl der verkauften iPhones. Wie CNN berichtet, gehen die Analysten der Wall Street im Schnitt davon aus, dass Apple-Chef Tim Cook einen Absatzrekord von 76 Millionen Geräten im Drei-Monates-Zeitraum bekanntgeben wird. Das könnte zu einem neuen Rekordgewinn von 18,2 Milliarden Dollar führen, so CNN.
Könnte. Immerhin zehn von 33 befragten Analysten blicken jedoch pessimistischer auf die Publikation von Apple. Sie befürchten, dass die Verkäufe den Vorjahreswert von knapp 75 Millionen verkauften iPhones im Quartal nicht übertroffen haben. Es wäre das erste Mal in der Geschichte des Konzerns, dass ein Quartalswert beim iPhone-Verkauf im darauffolgenden Jahr nicht überboten wurde - und es wäre wohl besagter Schock für die Aktionäre.
Bei aller Schwarzmalerei darf allerdings nicht vergessen werden, dass Apple in der Vergangenheit schon häufiger totgeschrieben wurde - und noch jedes Mal konnte der Konzern seine Kritiker eines besseren belehren. Entweder übertraf er die Erwartungen, wie etwa in den in den vergangenen zwölf Quartalen, in denen Apple laut CNN ununterbrochen die Prognosen der Wall-Street-Analysten toppte.
Oder das Unternehmen zog im richtigen Moment ein Kaninchen aus dem Hut, sprich: Präsentierte ein neues Produkt, das für neue Begeisterungsstürme bei der Kundschaft sorgen konnte. Auch unmittelbar vor dem Termin am Dienstag brodelt bereits wieder die Gerüchteküche. Spekuliert wird etwa über ein mögliches iPhone 6c mit Vier-Zoll-Display sowie über eine veränderte Version des älteren iPhones 5.
Was an den Gedankenspielen dran ist, wird sich allerdings kaum am Dienstag sondern wohl erst bei der nächsten Apple-Präsentation im März zeigen. Die Wirkung ist allerdings offenbar schon jetzt zu beobachten - die Apple-Aktie legte zuletzt um mehr als 5 Prozent zu.
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