Apple-Chef Tim Cook "Ich bin stolz, schwul zu sein"

Ende der Spekulation: Tim Cook hat sich geoutet.
Foto: REUTERS"Ich komme aus bescheidenen Verhältnissen und ich wollte nie viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen", schrieb Cook in einem Beitrag für das Wirtschaftsmagazin "Businessweek". Apple sei bereits ein Unternehmen, dass sehr unter Beobachtung stünde und er wolle sich auf Produkte und Kunden konzentrieren.
Gleichzeitig müsse er aber an ein Zitat des Bürgerrechtlers Martin Luther King denken, der fragte, "was machst du für andere?". Er habe sich oft mit dieser Frage auseinandergesetzt und er sei zu dem Schluss gekommen, dass der Schutz seines Privatlebens ihn davon zurückgehalten habe, sich für Wichtigere Dinge einzusetzen.
"Ich habe zwar niemals meine Sexualität verleugnet, ich habe sie aber auch nicht bestätigt, bis heute", schrieb Cook. "So, lassen sie mich ganz offen sein: Ich bin stolz, schwul zu sein, und ich empfinde, dass Schwulsein eines der größten Geschenke ist, die mir Gott gegeben hat", schrieb Cook.
Über die Homosexualität Cooks hatten viele Medien immer wieder spekuliert. Erst vor ein paar Monaten wurde darüber prominent in einer US-TV-Talkrunde des US-Senders CNBC gesprochen und Cook dabei unfreiwillig geoutet. Thema der Runde sollte eigentlich das Buch des früheren BP-Chefs John Browne sein.
Browne war 2007 als Vorstandsvorsitzender des Mineralölkonzerns zurückgetreten, nachdem ein Boulevard-Blatt über seine Homosexualität berichten und Details aus seinem Privatleben veröffentlichen wollte. Browne hatte sich davor immer gefürchtet. In der Sendung hatte der Moderator darauf verwiesen, dass Cook mit seiner Homosexualität ganz offen umgehen würde. Als die Interviewpartner dies verneinten und betreten schwiegen, fragte der Moderator: "Oh je, war das ein Fehler?".
Cook selbst setzte sich öffentlich immer wieder für die Rechte Homosexueller ein. Bei der jüngsten Pride-Parade in San Francisco, bei der Homosexuelle für ihre Gleichstellung demonstrieren und auch auf ihre Errungenschaften aufmerksam machen, unterstützte Cook 5000 Apple-Mitarbeiter. Er ließ sich mit zahlreichen Angestellten fotografieren und soll auch einen Teil der Parade mitgelaufen sein.
Viele seiner Mitarbeiter wüssten, dass er schwul sei und sie würden ihn deshalb nicht anders behandeln. Er habe natürlich Glück gehabt, dass er in einem Unternehmen arbeite, das Kreativität und Innovation liebe und das wüsste, dass es nur gedeihen können, wenn es die Unterschiedlichkeit der Menschen annehme. "Nicht jeder hat das Glück", teilte Cook mit.
Outing von Top-Manager immer noch Tabubruch
Tim Cook ist der erste und einzige Vorstandschef an der Spitze eines weltweiten Großkonzerns, der nun freimütig über seine Homosexualität spricht. Obwohl sowohl in den USA und auch in Europa die Gesellschaften liberaler geworden sind, gilt das Outing von Top-Managern immer noch als Tabubruch.
Als Homosexueller könne er verstehen, was es bedeute, Teil einer Minderheit zu sein und welche Herausforderungen das mit sich bringe. Es habe ihn einfühlsamer gemacht, was sein Leben bereichert habe. "Es ist manchmal schwer und unbehaglich, aber es hat mir das Selbstbewusstsein gegeben, so zu sein wie ich bin, meinen eigenen Weg zu gehen, und über Widrigkeiten und Engstirnigkeit hinauszuwachsen", schrieb Cook weiter. "Es hat mir die Haut eines Nashorns gegeben, was ganz hilfreich sein kann, wenn man Chef von Apple ist."
Die Welt habe sich seit seiner Kindheit geändert. In Amerika würden immer mehr Bundesstaaten die gleichgeschlechtliche Ehe befürworten und die Öffentlichkeit erkenne, wer sich tapfer geoutet habe und geholfen habe, die Sichtweise zu ändern und die Gesellschaft toleranter zu machen.
In der Mehrheit der Bundesstaaten gäbe es aber immer noch Gesetze, die Arbeitgebern erlauben würden, Angestellte wegen ihrer sexuellen Orientierung zu feuern. Es gäbe Gegenden, in denen Vermieter ihren Mietern kündigen könnten, weil sie homosexuell sind oder wo ihnen der Zutritt zu erkrankten Partnern und deren Vermächtnis verwehrt werde, kritisierte Cook. "Unzählige Menschen, insbesondere Kinder, haben wegen ihrer sexuellen Orientierung jeden Tag Angst und fürchten Übergriffe", schrieb er weiter.
Cook will andere bestärken
Er sei kein Aktivist, aber ihm sei bewusst, wie sehr er von anderen profitiert habe. Wenn andere mit ihrer sexuellen Orientierung besser zurechtkommen würden und sich nicht mehr alleine fühlten, weil sie gehört hätten, dass der Vorstandschef von Apple schwul ist, dann sei es ihm wert, etwas von seiner Privatsphäre zu opfern. "Ich gebe zu, dass es mir nicht leicht gefallen ist. Die Privatsphäre ist mir wichtig, und ich möchte mir einen kleinen Teil bewahren", erklärte Cook.
Es sei Teil des gesellschaftlichen Fortschritts, dass jemand nicht mehr nur über die sexuelle Orientierung, Rasse oder das Geschlecht definiert werde. Er sei Ingenieur, Onkel, Naturliebhaber, Fitness-Freak, Sohn des Südens, Sportfanatiker und vieles mehr. Cook hofft, dass man es respektieren werde, dass er sich auf Dinge fokussiere, die für ihn passen und die ihm am meisten Freude bereiten würden.
Er stehe glücklicherweise an der Spitze eines Unternehmens, das sich bereits sehr lange schon für die Menschenrechte und die Gleichberechtigung aller einsetze. Apple und er persönlich würden sich weiter dafür einsetzen. Mit seinem Coming-out hoffe er, andere zu bestärken, schrieb Cook. "Wir ebnen zusammen den sonnenbeschienenen Weg zur Gerechtigkeit, Stein für Stein. Das ist mein Stein."