Aktie verliert zweistellig nach Zahlen Bezos stellt Amazon-Aktionäre auf harte Probe

Hat die Erwartungen selbst mit in die Höhe getrieben: Amazon-Chef Jeff Bezos
Foto: EMMANUEL DUNAND/ AFPWurde da schlicht gezockt, oder hat Amazon die Erwartungen einfach nicht erfüllen können? 9 Prozent ging es am Donnerstag mit der Aktie des weltgrößten Onlinehändlers zunächst aufwärts. Doch kaum waren die Zahlen bekannt, folgte der krachende Kurssturz: Satte 15 Prozent oder gut 90 Dollar verlor das Papier in der Spitze nach Börsenschluss.
Dabei hatte Amazon im abgelaufenen Quartal den Gewinn auf nie dagewesene 482 Millionen Dollar nahezu verdoppelt. Doch der nicht gerade von Understatement geprägte Konzernchef Jeff Bezos hatte im Vorfeld die Erwartungen mit vorangegangenen Quartalsergebnissen hoch geschraubt. Schließlich ging es um das auch für einen Onlinehändler entscheidende Weihnachtsquartal.
Der Blick auf den Umsatz ließ dann Zweifel aufkommen: Um 22 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar kletterten die Erlöse im Schlussquartal. Angesichts solcher Zuwächse würden die Einzelhändler hierzulande in die Hände klatschen und "Hosianna" rufen. Der chinesische Wettbewerber und Platzhirsch Alibaba allerdings hatte mit einem Umsatzplus von fast einem Drittel (32 Prozent) die Fachwelt überrascht.
Das mit großer Hoffnung verbundene aber hart umkämpfte Cloud-Geschäft (AWS) steigerte zwar den Umsatz um 70 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar, doch hatte Amazon hier im Vorquartal schon ein Plus von 78 Prozent abgeliefert. Und noch ist Amazon mit dem Geschäft von Mietsoftware und der Datenwolke weit von Umsätzen der Wettbewerber entfernt. Zum Vergleich: Microsoft strich im Schlussquartal 6,3 Milliarden Dollar Umsatz mit der Cloud ein.

Tech-Riesen machen Gründer reich: 10 Milliarden Dollar in einem Jahr? Kein Problem!
Schließlich missfiel den erfolgsverwöhnten Aktionären der Ausblick auf das laufende Quartal: So stellte Bezos ein Umsatzplus zwischen 17 und 28 Prozent in Aussicht. Der Gewinn werde zwischen 100 und 700 Millionen Dollar liegen.
Eine derart große Gewinnspanne muss Börsianer wohl verunsichern. Bei kolportierten Erfolgsboni von bis zu 600 Millionen Dollar für die Mitarbeiter könnte unter dem Strich sogar ein Verlust herauskommen. Dies ist so unwahrscheinlich nicht, sollte Bezos die Investitionen in neue Geschäftsfelder noch deutlich verstärken. Lange hatte das Unternehmen seine Aktionäre eben wegen hoher Investitionen mit Verlusten verprellt, bis sich das Blatt im Verlauf des vergangenen Jahres dann wendete.
Bislang haben die Investoren Bezos die Treue gehalten und die Aktie mit immer weiteren Käufen in die Höhe katapultiert. Ende vergangenen Jahres erklomm das Papier zwischenzeitlich sogar das absurd hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 1000.
Selbst in einer Niedrigzinswelt, wo die Investoren immer größere Risiken eingehen, signalisiert eine derart astronomisch hohe Bewertung enorme Erwartungen der Aktionäre an Bezos, vor allem in den Geschäftsfeldern wie der Cloud und mit Amazon "Prime" zu wachsen. Doch wieviel "Prime"- Kunden es tatsächlich gibt und wie viel sie wirklich einspielen, darüber schweigt sich Bezos noch aus.
So oder so, die Fallhöhe für die Aktie bleibt beträchtlich.