Rush hour in Peking: Alibaba, Softbank und Tencent wollen einen Durchmarsch Ubers in China verhindern
Foto: Ed Jones/ AFPPeking - Eigentlich sind Alibaba und Tencent so etwas wie Erzfeinde. Nicht zuletzt, weil die chinesischen Technologieriesen konkurrierende Zahlungsysteme und Apps betreiben - und die Konkurrenz deshalb bei den eigenen Anwendungen auch gerne einmal boykottieren. Angesichts des angekündigten Vormarsches des Fahrdienstvermittlers Uber in China haben die beiden nun jedoch eine unerwartete Koalition geschlossen.
Statt sich im Ringen um Marktanteile gegenseitig zu schwächen und weiter Millionen zu verbrennen, schließen sich die beiden Taxi-Apps Didi Dache (Tencent) und Kuaidi Dache (Alibaba) zusammen. Durch den Zusammenschluss entsteht eine der größten smartphone-basierten Taxi-Order-Apps der Welt mit einer Bewertung von rund 6 Milliarden Dollar.
Unter welchem Namen das fusionierte Unternehmen agieren soll und wie das Zusammengehen wirtschaftlich im Detail geregelt wird, war nach der Bekanntgabe der Fusion am Wochenende zunächst unklar. Wie es hieß, sollen beide Chefs das Unternehmen bis auf weiteres zusammen führen und beide Apps weiter als eigenständige Marken operieren. Weitere Details sollen nach den chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten in der nächsten Woche bekannt gegeben werden.
Bislang hatten sich Didi und Kuaidi einen erbitterten Preiskampf geliefert, der eng mit der extrem beliebten WeChat-App verbundene Tencent-Kandidat Didi hatte hier Beobachtern zufolge zuletzt die Nase vorn. Laut einer Untersuchung des Analysehauses Analysis International vom Dezember soll auf Didi Dache ein Marktanteil von rund 55 Prozent, auf Kuaidi Dache etwas weniger als 45 Prozent entfallen.
Allerdings sollen beide Unternehmen bei dem Preiskrieg Millionen verpulvert haben, die sie zuvor in mehreren größeren Finanzierungsrunden eingesammelt hatten. So strich Didi Dache, in das neben Tencent auch Singapurs Staatsfonds Temasek investiert ist, zuletzt rund 700 Millionen Dollar ein, das von der japanischen Softbank und Alibaba finanzierte Kuadi Dache erhielt zuletzt immerhin 600 Millionen Dollar.
Angst vor der Allianz von Baidu und Uber
Nun droht sich die Situation noch zu verschärfen. Denn der US-Fahrdienstbetreiber Uber und die chinesische Suchmaschine Baidu wollen künftig gemeinsame Sache machen. So ist Baidu kürzlich mit einer Millionensumme (in unbestätigten Berichten ist von rund 600 Millionen Dollar die Rede) bei Uber eingestiegen und will dem US-Start-up durch eine direkte Integration in seine populären Such- und Kartendienste helfen, auf dem chinesischen Markt weiter Fuß zu fassen. Bislang ist Uber dort lediglich in neun Städte - darunter Beijing und Shanghai - aktiv.
Für Uber könnte das Zusammengehen der Konkurrenz auch noch weitere Konsequenzen haben: Offenbar denken beide Unternehmen über eine Expansion über China hinaus nach. Bislang war Uber hier die einzige App mit klar globalen Ambitionen.
Uber-Chef Travis Kalanick überraschte zuletzt bei der DLD in München das Publikum mit einer Charmeoffensive. Der umstrittene Fahrdienst wolle tausende Jobs schaffen und die Umwelt entlasten, indem zahllose Autos von der Straße geholt werden, so Kalanick. Kalanick gab sich höflich und moderat, was viele Anwesende überraschte ...
... denn Kalanick ist in der Öffentlichkeit bislang vor allem durch flegelhaftes Verhalten aufgefallen. Gespräche mit Politikern nannte er schon mal "reine Zeitverschwendung". Die Taxibranche beschimpfte er auf Podien gerne als "Arschloch".
Da ist es verständlich, dass Taxifahrer nicht so entspannt reagieren - wie etwa im Juni in Pennsylvania. Die Fahrer protestierten gegen Uber und den Wettbewerber Lyft. Den Unternehmen werfen sie vor,...
...sie würden wie ein Taxi-Anbieter agieren, aber nicht den gleichen Standards ausgesetzt sein.
Uber-Fahrer ärgerte derweil, wie Kalanick über sie redete. Der Uber-Chef meint nämlich, selbstfahrende Autos seien die Zukunft. Was heißt das für die Fahrer, die ihm nun helfen, Uber groß zu machen? Richtig, Kalanick braucht sie irgendwann nicht mehr.
Auch in Europa protestierten Taxifahrer auf den Straßen. In London blockierten sie beispielsweise das Regierungsviertel.
In Berlin blockierten Taxifahrer ebenfalls die Straßen, weil Uber auch mit seinem Dienst Uber Pop expandieren wollte. Bei diesem Angebot müssen die Fahrer nicht über einen Personenbeförderungsschein verfügen. Auch die Versicherungsfrage im Falle eines Unfalls ist nicht eindeutig. Sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern muss Uber vor Gerichten und Gesetzgebern gegen ein Verbot kämpfen.
Noch mal zurück zu Lyft, Ubers ärgstem US-Wettbewerber mit dem auffälligen Kühlergrill-Plüschnurrbart. US-Medien berichteten im August, wie Uber Lyft sabotierte. So orderten Uber-Angestellte beispielsweise mehr als 5000 Lyft-Taxifahrer und sagten die Fahrten wieder ab. Darüberhinaus beauftragte Uber Subunternehmer, die Lyft trickreich Fahrer abwerben sollten.
Ein flegelhafter Unternehmenschef, protestierende Taxifahrer, Auseinandersetzungen vor Gericht und Skeptiker in der Politik - da muss ein Profistratege her. Mitte August heuerte Uber David Plouffe an. Der Kommunikationsberater organisierte 2008 die Kampagne von Barack Obama und er gilt bis heute als enger Vertrauter des US-Präsidenten. Plouffes Kontakte in Washington und seine Kampagnenerfahrung sollten Uber in ein besseres Licht rücken.
... hatte er bereits ausgeguckt: Sarah Lacy. Sie berichtete auf "Pandodaily" über sexistische Kampagnen von Uber in Frankreich und warf Kalanick und seinem Unternehmen Frauenfeindlichkeit vor. Kalanick verbreite eine "Arschloch-Kultur", schrieb sie. Uber-Manager Michael wollte nun in ihrem Privatleben eine Schwäche ausgemacht haben, die das Unternehmen gegen sie verwenden könnte. Über Michaels Äußerungen berichtete die Website "Buzzfeed". Lacy hat eigenen Angaben zufolge mittlerweile für sich und ihre Kinder Personenschutz engagiert.
Uber-Chef Kalanick, hier mit Freundin Gabi Holzwarth, nannte die Äußerungen seines Vizepräsidenten "schrecklich" und entschuldigte sich bei Lacy. Michael habe damit nicht die Position des Unternehmens vertreten, schrieb er beim Kurznachrichtendienst Twitter. Michaels Bemerkungen "zeigten ein Fehlen von Führungsstärke und Menschlichkeit", so Kalanick weiter. Entlassen hat Kalanick Michael aber nicht, was nicht nur Lacy als Führungsschwäche und Unterstützung von Michaels Äußerungen interpretierte.
Gleichzeitig mit Michaels Spitzel-Plänen wurde bekannt, dass Uber-Mitarbeiter über App-Daten ungefragt die Bewegungsprofile von Journalisten überprüft haben. Darüber berichtete ebenfalls "Buzzfeed". Vor ein paar Wochen empörte sich bereits Unternehmer Peter Sims, dass sein Bewegungsprofil ungefragt während einer Uber-Party auf eine Leinwand projiziert wurde. Er fragte in einem Blogbeitrag: "Können wir Uber vertrauen?".
Mittlerweile kursieren im Internet Boykottaufrufe. Unter dem Hashtag #deleteuber teilen Nutzer via Twitter mit, dass sie die App von ihrem Smartphone gelöscht haben. Einige verstört unter anderem, dass Uber-Mitarbeiter jederzeit über die Software namens (Achtung!) "God View" einsehen können, wer wohin fährt. Viele solidarisieren sich auch mit Journalistin Sarah Lacy. Nur ein Hollywoodstar und Uber-Investor tritt noch einmal...
...gegen Lacy nach: Ashton Kutcher (r.). Der Star aus der US-Serie "Two and a Half Men" und Investor zahlreicher Silicon-Valley-Startups teilte via Twitter mit: "Was ist eigentlich falsch daran, bei zwielichtigen Journalisten Schmutz aufzuwirbeln?. Er wies zwar daraufhin, dass er nicht für Uber spreche, aber besser wurden die Reaktionen auf seine Äußerungen dadurch auch nicht. Es verschlimmerte die Sache für das Unternehmen nur noch. Nun, wer solche Investoren hat, der braucht wirklich keine Feinde mehr.
Uber-Chef Travis Kalanick überraschte zuletzt bei der DLD in München das Publikum mit einer Charmeoffensive. Der umstrittene Fahrdienst wolle tausende Jobs schaffen und die Umwelt entlasten, indem zahllose Autos von der Straße geholt werden, so Kalanick. Kalanick gab sich höflich und moderat, was viele Anwesende überraschte ...
Foto: Tobias Hase/ dpaIn Berlin blockierten Taxifahrer ebenfalls die Straßen, weil Uber auch mit seinem Dienst Uber Pop expandieren wollte. Bei diesem Angebot müssen die Fahrer nicht über einen Personenbeförderungsschein verfügen. Auch die Versicherungsfrage im Falle eines Unfalls ist nicht eindeutig. Sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern muss Uber vor Gerichten und Gesetzgebern gegen ein Verbot kämpfen.
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesEin flegelhafter Unternehmenschef, protestierende Taxifahrer, Auseinandersetzungen vor Gericht und Skeptiker in der Politik - da muss ein Profistratege her. Mitte August heuerte Uber David Plouffe an. Der Kommunikationsberater organisierte 2008 die Kampagne von Barack Obama und er gilt bis heute als enger Vertrauter des US-Präsidenten. Plouffes Kontakte in Washington und seine Kampagnenerfahrung sollten Uber in ein besseres Licht rücken.
Foto: LIONEL CIRONNEAU/ APGleichzeitig mit Michaels Spitzel-Plänen wurde bekannt, dass Uber-Mitarbeiter über App-Daten ungefragt die Bewegungsprofile von Journalisten überprüft haben. Darüber berichtete ebenfalls "Buzzfeed". Vor ein paar Wochen empörte sich bereits Unternehmer Peter Sims, dass sein Bewegungsprofil ungefragt während einer Uber-Party auf eine Leinwand projiziert wurde. Er fragte in einem Blogbeitrag: "Können wir Uber vertrauen?".
Foto: © Mario Anzuoni / Reuters/ REUTERS...gegen Lacy nach: Ashton Kutcher (r.). Der Star aus der US-Serie "Two and a Half Men" und Investor zahlreicher Silicon-Valley-Startups teilte via Twitter mit: "Was ist eigentlich falsch daran, bei zwielichtigen Journalisten Schmutz aufzuwirbeln?. Er wies zwar daraufhin, dass er nicht für Uber spreche, aber besser wurden die Reaktionen auf seine Äußerungen dadurch auch nicht. Es verschlimmerte die Sache für das Unternehmen nur noch. Nun, wer solche Investoren hat, der braucht wirklich keine Feinde mehr.
Foto: AP/ CBSDer Chef des weltweiten Rollkommandos: Uber-CEO Travis Kalanick im Freizeitdress
Glücklicher Investor I: Google-Chef Larry Page entwickelt selbstfahrende Autos - die sich eines Tages bei Uber einsetzen ließen.
Glücklicher Investor II: Auch Waren könnten so ausgeliefert werden, dafür bringt Amazon-Boss Jeff Bezos das Logistik-Know-how mit.
In Feierlaune: Kalanick und Freundin, Event-Geigerin Gabi Holzwarth.