Übernahmegerüchte
Verizon hat kein Interesse an Vodafone
Kalte Dusche für Vodafone-Aktionäre: Der US-Telekomkonzern Verizon hat Gerüchte dementiert, denen zufolge die Konzernführung an einer Übernahme des britischen Branchenkollegen bastele. Nur an der gemeinsamen Tochter Verizon Wireless haben die Amerikaner Interesse.
Vodafone-Filiale in London: Gerüchte über eine bevorstehende Übernahme hatten die Aktie um mehr als 4 Prozent in die Höhe getrieben
Foto: DPA
New York - Die Luft ist raus, der Megadeal in der Mobilfunkbranche ist in weite Ferne gerückt. Der US-Telekomkonzern Verizon dementierte am Dienstagabend, den britischen Konkurrenten Vodafone übernehmen zu wollen. Derzeit gebe es keine Absichten, ein Kaufangebot für Vodafone vorzulegen, teilte Verizon mit. Die in London gelisteten Vodafone-Titel verloren am Mittwoch in der Spitze 3,6 Prozent.
Gestern gewann die Vodafone-Aktie bis zu 4,3 Prozent auf 194,55 Pence, nachdem in einem Blog der "Financial Times" entsprechende Übernahmespekulationen angeheizt worden waren. So hoch notierte das Papier des weltweit zweitgrößten Mobilfunkanbieters zuletzt im November 2007.
Laut dem Beitrag arbeiten
Verizon und AT&T eine mögliche Übernahme des britischen Mobilfunkanbieters aus. Verizon könnte die 45-prozentige Beteiligung von
Vodafone an dem Mobilfunkbetreiber Verizon Wireless übernehmen, AT&T das Vodafone-Geschäft außerhalb der USA, so der Blog-Autor unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise. Genannt wurde ein Preis von bis zu 260 Britische Pence je Vodafone-Papier.
Wie bereits mehrmals zuvor bestätigte Verizon sein andauerndes Interesse am Kauf des Vodafone-Anteils von 45 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless. Bisher konnten sich die beiden Konzerne aber nicht einigen.
Der Deal - er wäre die größte Übernahme der Wirtschaftsgeschichte - ist damit erst einmal vom Tisch. Experten zufolge hätte das Geschäft einen Wert von rund 245 Milliarden Dollar gehabt. Analysten sehen bei Vodafone Handlungsbedarf. Die Briten seien gezwungen, in Europa mit ihrem darbenden Geschäft etwas zu tun. Ein Weg wäre, für hohe Summen Kabelnetze zu kaufen, um nicht zwischen Kabel- und Günstiganbietern sowie ehemaligen Telekommonopolisten aufgerieben zu werden. Dafür brauchen sie viel Geld. Nach Informationen des "manager magazins" hatte Vodafone ein Auge auf Kabel Deutschland geworfen. Zuletzt hieß es aber, Vodafone habe diese Pläne auf Eis gelegt.
Verizon hatte in der Vergangenheit mehrfach Interesse angemeldet, die volle Kontrolle über Verizon Wireless zu übernehmen. Auch am Dienstag bekräftigen die Amerikaner ihr Interesse. Analysten messen dem Vodafone-Anteil einen Wert von rund 115 Milliarden Dollar bei. Ein solcher Schritt wäre auch für Vodafone nicht undenkbar, da Unternehmenschef Vittorio Colao derzeit Aktivitäten verkauft, die die Briten nicht vollständig kontrollieren. Allerdings wirft der Anteil eine milliardenschwere Dividende ab.
Analystin Robin Bienenstock von Bernstein Research hat ihre Einstufung für Vodafone nach den Spekulationen auf "Underperform" mit einem Kursziel von 135 Pence belassen. Das Management des britischen Telekomkonzerns würde viele seiner Probleme mit einer Übernahme durch Verizon und einem anschließenden Verkauf einiger Unternehmensteile lösen, spekuliert die Expertin. Denn damit wäre der Konzern weiter Teil einer Unternehmensgruppe, in der das schwache Europageschäft eine kleinere Rolle spielen würde, das Geschäft in den USA aber erhalten bliebe. Zudem könnte vermieden werden, an den britischen Staat hohe Steuern zu zahlen - einer der Beweggründe für die Fusionsideen.