Cebit eröffnet Merkel wirbt für neue Gründerkultur

Keine Dampflok: Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Premier des Cebit-Partnerlands Polen, Donald Tusk, und EADS-Chef Thomas Enders (v. l.) bestaunen zur Eröffnung der weltweit größten Computermesse Cebit das Mars-Mobil "Bridget"
Foto: DPAHannover - Der offizielle Startschuss für die weltgrößte Computermesse Cebit ist gefallen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Premier des diesjährigen Partnerlandes Polen, Donald Tusk, haben die Leistungsschau der Branche am Montagabend in Hannover eröffent.
Merkel warb in ihrer Rede vor rund 2500 Gästen im Kongresszentrum der Landeshauptstadt dafür, den rasanten Wandel in der IT-Welt mit dem richtigen politischen Rahmen zu unterstützen, um global den Anschluss nicht zu verpassen. So reichten Maschinenbau und Autoindustrie allein nicht aus, um hierzulande das Wachstum der Zukunft zu sichern.
Vielversprechende Ideen müssten besser gefördert werden. "Wir müssen aufpassen, dass wir eine wirkliche Gründungskultur entwickeln. Das sage ich nicht nur für Deutschland, sondern das sage ich für die gesamte Europäische Union", meinte Merkel.
EADS-Chef wirbt für mehr Austausche von Industrie und IT
Es sei zuletzt viel für die Rettung des Euro getan worden, nun müsse die Konjunktur wieder anspringen. "Wir haben noch nicht ganz die Antwort, wo soll das Wachstum denn genau herkommen. Die IT-Branche ist mit Sicherheit eine Möglichkeit", sagte die Kanzlerin und sprach sich für gleiche Gründungsbedingungen von kleinen Start-Ups in der Branche aus. Es gehe darum, ein Klima zu fördern, in dem die Ansiedlung von Firmen nicht mit der Bürokratie stehe und falle, sondern mit der Frage: "Wo sind die neugierigsten Menschen und wo sind die best-ausgebildetsten Leute?" Nur so gelinge es, am gesamten Wachstum der Welt teilzuhaben.
Für Aufsehen sorgte der Chef des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Thomas Enders. Er präsentierte den Mars-Roboter "Bridget" (Brigitte), an dem die EADS-Tochter Astrium mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA arbeitet. Enders kritisierte, die Innovationen aus der Industrie hielten zu oft nicht mehr Schritt mit denen der IT-Branche. Es wachse eine Kluft, mit der Industriezweige wie etwa die Raumfahrt leicht zurückfielen. "Wenn Bridget im Jahr 2018 zum Mars aufbricht, wird sich die Computerleistung im Vergleich zu heute verdreifacht haben", sagte Enders. "Ihr Rechner wird dann dreißig Jahre alt sein."
Als Gegenmittel warb Enders unter anderem für einen intensiveren Austausch der Branchen. Wenn heute die Behörden begännen, ein neues Flugzeug auf seine Sicherheit zu prüfen, müsse die Software von diesem Tag an auf ihrem bisherigen Stand eingefroren werden. "Wir müssen das Tempo der Innovationen erhöhen, ohne bei der Sicherheit Kompromisse zu machen", skizzierte Enders einen denkbaren Ausweg.
IT-Branche als Job-Motor, Klagen über Fachkräftemangel
Die IT-Branche präsentiert sich in Hannover als Job-Motor und Konjunktur-Lokomotive. Die Industrie wird in diesem Jahr erstmals auf mehr als 900.000 Arbeitsplätze in Deutschland anwachsen. Auf jeden arbeitssuchenden Informatiker kommen im Schnitt 3,7 offene Stellen.
Schwerpunkt der Messe ist diesmal das Teilen von Wissen, Ressourcen, Gegenständen und Erfahrungen mit Hilfe des Internets. Passend dazu präsentierte die Deutsche Telekom in Hannover eine Kooperation mit dem Startup Fon, die Mobilfunk-Kunden 2,5 Millionen zusätzliche WLAN-Hotspots zum Jahr 2016 bringen soll. Dabei sollen einfach die privaten Festnetzanschlüsse unterwegs mitgenutzt werden. Microsoft brachte nach Hannover sein neues Tablet Surface Pro mit, mit dem der Windows-Riese vor allem geschäftliche Anwender überzeugen will.
Fachkräftemangel könnte zum Wachstumshemmnis werden
Der Branchenverband Bitkom warnte auf der Messe, der Fachkräftemangel entwickele sich zum dauerhaften Wachstumshemmnis. Dem Verein deutscher Ingenieure VDI zufolge gab es im vergangenen Jahr permanent mehr als 20.000 offene Stellen für Informatiker. Große Unternehmen suchten bereits verstärkt im Ausland oder lagerten Geschäftsbereiche ins Ausland aus. Damit gehe wichtiges Know-how in Deutschland verloren.
Dabei gehe es der Branche gut. Der Umsatz in Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und der Informationstechnologie werde voraussichtlich um 1,4 Prozent auf 153 Milliarden Euro steigen. "Damit wächst der ITK-Markt erneut deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft", sagte Bitkom-Chef Kempf.
Mit knapp 4100 Ausstellern ging die Zahl der teilnehmenden Unternehmen in diesem Jahr zwar um mehr als 100 zurück, im Vergleich zur früheren Einbrüchen blieb die Zahl aber relativ stabil. Für das Publikum öffnet die Cebit von diesem Dienstag bis zum Samstag ihre Tore auf Hannovers Messegelände.