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Cash-Reserven: Die Milliardenschätze der IT-Riesen

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US-Investor David Einhorn Hedgefonds-Hai auf der Jagd nach Apples Milliarden

137 Milliarden Dollar hat Apple auf der hohen Kante - viel zu viel, findet US-Hedgefondsmanager David Einhorn. Mit viel PR-Tamtam und juristischen Schritten will der Aktionär an Apples Rücklagen. Der Kultkonzern reagiert bereits.

New York/Cupertino - Es ist frühmorgens, als David Einhorn seine Attacke auf Apple startet. Per Telefon ist er beim US-Wirtschaftssender CNBC zugeschaltet. "Apple ist ein phänomenales Unternehmen voller talentierter Leute, die Kultprodukte erschaffen", lobt der Hedgefonds-Manager zunächst. Dann wird er unfreundlicher: "Apple hat ein Problem. Wir denken, es ist ein Geldproblem. Das Unternehmen hat eine Mentalität wie in der Großen Depression." Apple horte einfach zuviel Bares.

Einhorn - einer der finanzkräftigsten und gefürchtetsten Investoren der Wall Street - hat es auf Apples übervolle Schatztruhe abgesehen. 137 Milliarden Dollar liegen darin oder umgerechnet 102 Milliarden Euro. Das würde ausreichen, um die beiden deutschen Oberklasse-Autobauer Daimler  und BMW  auf einen Schlag zu schlucken. Kein anderer IT-Konzern verfügt über derart gefüllte Kassen - obwohl zahlreiche Stars aus dem Silicon Valley die vergangenen Jahre dazu genutzt haben, Cash-Reserven in Milliardenhöhe aufzubauen.

Einhorn verlangt, dass Apple  seine Aktionäre an dem Reichtum teilhaben lässt. Er selbst hält über seinen Hedgefonds Greenlight Capital 1,3 Millionen Anteilsscheine im Wert von rund 600 Millionen Dollar. Dafür will er mehr Dividende.

Dabei erscheint Einhorns Anteil an Apple größer als er tatsächlich ist. Tatsächlich hält der streitbare Investmentprofi lediglich rund 0,13 Prozent der Anteile. Insgesamt sind rund 940 Millionen Apple-Aktien im Umlauf, die das Unternehmen beim aktuellen Börsenkurs von knapp 470 Dollar mit einer Marktkapitalisierung von rund 440 Milliarden Dollar zu teuersten der Welt machen. Auf Platz zwei kommt Exxon Mobil  mit einem Wert von knapp 400 Milliarden Dollar.

Die Geschichte von der Oma

In der Tat kann sich Apple vor Geld kaum retten. Alleine im vergangenen Weihnachtsquartal kamen annähernd 16 Milliarden Dollar hinzu. Das neue iPhone verkaufte sich 47,8 Millionen Mal, das iPad 22,9 Millionen Mal. Es waren Rekordzahlen. Und sie wecken Begehrlichkeiten.

Noch als der legendäre Mitgründer und Konzernchef Steve Jobs lebte, verlangten Investoren wiederholt, dass Apple einen Teil seiner Finanzreserven an die Aktionäre verteilt. Doch bei Jobs bissen sie auf Granit. Der Grund für die Knauserigkeit liegt für Hedgefonds-Manager Einhorn in einem "Trauma", welches Apple bis heute nicht überwunden habe, und weshalb der Konzern Geld horte: Steve Jobs hatte sein Unternehmen 1997 nur knapp vor dem Bankrott bewahren können.

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Der Mac-Hersteller stand im Wettbewerb mit Microsoft  wenige Wochen vor dem Aus. Jobs musste damals mit seinem großen Rivalen einen Burgfrieden schließen und Microsoft-Gründer Bill Gates zu einem 150-Millionen-Dollar-Investment in Apple-Aktien bewegen.

Einhorn sagt, das Verhalten erinnere ihn an seine Großmutter: "Sie hat die Große Depression in ihrer Kindheit mitgemacht." Doch wie nach der Wirtschaftskrise 1929 ging es auch bei Apple wieder bergauf: Erst erfanden Jobs und sein Team den Musikspieler iPod, dann das iPhone-Handy und zuletzt den Tablet-Computer iPad. Mit allen drei Geräten krempelte Apple den Markt um. Das Geld strömte nur so in die Kassen.

Apple-Chef Cook in der Defensive

Doch mit den Aktionären teilen wollte Jobs bis zu seinem Krebstod im Oktober 2011 nicht. Erst sein Nachfolger Tim Cook ließ sich erweichen. Im März 2012 kündigte er an, nach 17 Jahren erstmals wieder eine Dividende zahlen zu wollen. Zudem startete der Konzern den Rückkauf eigener Aktien. Auf diese Weise sollten binnen drei Jahren 45 Milliarden Dollar an die Anteilseigner fließen.

Hedgefonds-Manager Einhorn reicht dies aber nicht. Er verlangt die Ausgabe von Vorzugsaktien mit einer Verzinsung von satten 4 Prozent. Dafür trommelt er auf allen Kanälen. Der spitzbübisch aussehende Mitvierziger mit dem leicht nervösen Blinzeln tritt kurz nach CNBC auch beim rivalisierenden Wirtschaftssender Bloomberg TV auf: "Wenn Du ein Unternehmen hast, das durch Dinge gegangen ist wie Apple..." Die Geschichte von seiner Oma darf natürlich nicht fehlen.

Es folgen Interviews bei großen Zeitungen. Einhorn kann man an diesem Morgen kaum ausweichen, zumal er seiner Forderung mit einer Klage schlagzeilenträchtig Nachdruck verleiht. Das alles hat Methode: Einhorn hatte schon früher börsennotierte Unternehmen wie den Kaffeeröster Green Mountain Coffee mit Kampagnen überzogen, um seinen Willen als Aktionär durchzusetzen. Apple ist aber eine neue Liga. Doch die Masche wirkt. Der Konzern sieht sich am Nachmittag zu einer Stellungnahme gezwungen. Man werde Einhorns Vorschlag "gründlich prüfen", erklärt Apple.

Der Investor hat sich einen günstigen Moment ausgesucht für seinen Vorstoß. Das Unternehmen ist unter Druck: Der Börsenkurs ist von seinem Allzeithoch von 705,07 Dollar auf zuletzt 468 Dollar gefallen. Viele Aktionäre haben Geld verloren - und könnten durch eine höhere Dividende zumindest einen Teil ihrer Verluste auffangen.

cr/dpa-afx

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