Computerbauer Michael Dell ringt um sein Lebenswerk

Michael Dell: Er riet Apple-Chef Steve Jobs, den Mac-Hersteller zu schließen
Foto: ROBERT GALBRAITH/ REUTERSNew York - In den vergangenen Jahren verlor die PC-Schmiede mehr und mehr an Bedeutung, der chinesische Rivale Lenovo verdrängte den US-Computerhersteller von Rang zwei der weltgrößten Anbieter. Die Gewinne schmolzen dahin, die Schulden wuchsen, der Aktienkurs sank.
Im Jahr 2004 gab Michael Dell die Konzernleitung in die Hände seines Vertrauten Kevin Rollins, unter dessen Führung Umsätze und Service-Einnahmen schrumpften. 2007 kehrte der Gründer auf die Kommandobrücke zurück, um sein Unternehmen aus schwerer See steuern. Doch eine neue Erfolgsgeschichte ist Michael Dell bislang nicht gelungen. Die Wirtschaftskrise und die Abkehr der Privatkunden von herkömmlichen PCs setzen dem Technologieriesen schwer zu.
Die Texaner hatten einen steilen Aufstieg hinter sich. Michael Dell gründete 1984 die Firma mit einem Startkapital von 1000 Dollar in seiner Studentenbude. Den Durchbruch schaffte er mit der Idee modularer Rechner, die sich die Kunden nach eigenen Wünschen zusammensetzen lassen können. Mittlerweile ist der Konzern noch etwa 19 Milliarden Dollar wert.
Michael Dell, der noch rund 14 Prozent am Unternehmen hält, zählt laut "Forbes" zu den 50 reichsten Menschen der Welt. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs strotzte der Amerikaner nur so vor Selbstvertrauen. Als beim Rivalen Apple (Kurswerte anzeigen) im Jahr 1997 Steve Jobs auf den Chefposten zurückkehrte, riet Dell ihm, den Mac-Hersteller zu schließen und das verbliebene Kapital den Aktionären zurückzugeben. Neun Jahre später überschritt der Börsenwert Apples den Dells. Aktuell ist Apple am Aktienmarkt mehr als 20 Mal so viel wert wie Dell.
IBM als Blaupause - Verkauf des PC-Geschäfts
Nun versucht der Firmengründer das Blatt zu wenden. Er setzt auf eine Strategie nach dem Vorbild von IBM. Der IT-Riese verkaufte sein PC-Geschäft an Lenovo und setzte fortan auf einträgliche Software, Services und Rechenzentren.
Die Neuausrichtung will Dell offenbar abseits der kritischen Blicke von Analysten, Aktienhändlern und Öffentlichkeit vollziehen. Die Experten sind skeptisch, ob der Plan aufgeht. "Es gibt gute Gründe für Michael Dell, mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten. Die Risiken einer Transformation könnten so womöglich besser geschultert werden - solange die Investoren bereit sind, Geld in die Visionen des Unternehmens zu stecken", gibt Analyst Abhey Lamba von Mizuho Securities zu bedenken.
"Die letzte Transaktion in so einer Größenordnung gab es bei Freescale. Und das lief nicht so gut", erinnert Ashok Komar von Maxim. Seinerzeit stieg eine Gruppe von Private-Equity-Investoren bei der einstigen Chiptochter von Motorola ein. Der Mikroelektronik-Spezialist litt lange schwer unter der Schuldenlast, die ihm die neuen Eigner aufbürdeten.
Strategie-Debakel von Hewlett Packard schreckt ab
Bislang stammen die Hälfte von Dells Einnahmen aus dem Geschäft mit Standard-PCs und -Servern. Auf den Markt mit den gefragten Tablet-PCs hatte sich der Konzern nur zögerlich vorgetastet und blieb angesichts der Übermacht von Apple und Samsung (Kurswerte anzeigen) in dem Segment wenig erfolgreich.
Eine radikale Abkehr vom Hardware-Geschäft als börsennotiertes Unternehmen zu verkünden, scheint Dell nicht zu wagen. Der frühere deutsche Chef des größeren Rivalen Hewlett-Packard, Leo Apotheker, hatte die Anleger mit solch einem Vorstoß radikal verprellt: Der HP-Kurs sackte auf einen Schlag um ein Fünftel ab, Apotheker flog nach rund einem Jahr raus. HP hielt dann doch am Hardware-Geschäft fest.