Hewlett-Packard kommt nicht zur Ruhe. Nach der monatelangen Unsicherheit um die weltgrößte PC-Sparte fällt die Prognose für das kommende Jahr zurückhaltend aus. Die neue Chefin Meg Whitman will mit einer drastischen Erhöhung der Entwicklungsausgaben gegensteuern.
HP-Hauptquartier: Die neue Chefin will die Bilanz sanieren
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Palo Alto - Die Probleme des Computerriesen Hewlett-Packard sind mit dem Chefwechsel nicht vorüber. Im vergangenen Geschäftsquartal haben Milliarden-Abschreibungen, die Überflutungen in Thailand und eine schwächere Nachfrage den Gewinn weitgehend wegradiert. Zwar landeten unterm Strich noch 239 Millionen Dollar in den Kassen des weltgrößten PC-Herstellers - doch es waren gut 90 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Der Konzernumsatz sank in dem Ende Oktober abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal zwar nur um ein Prozent auf 32,12 Milliarden Dollar, wie
Hewlett-Packard am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Doch gingen die Erlöse auch im PC-Bereich, der fast ein Drittel des Konzerngeschäfts ausmacht, leicht zurück. Und bei den Druckern gab es sogar einen deutlichen Rückschritt von rund 10 Prozent.
HP hatte die Kunden in den vergangenen Monaten mit einem Zickzackkurs verwirrt. Erst wollte der deutsche Konzernchef Léo Apotheker sich vom PC-Geschäft trennen, weil es zu wenig Gewinn bringe. Als daraufhin der Aktienkurs einbrach, wurde Apotheker entlassen. Die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman, die schließlich das Ruder übernahm, entschloss sich, die PC-Sparte zu behalten. Allein Apothekers Notbremse beim verlustreichen Geschäft mit der mobilen Plattform webOS belastete die Quartalsbilanz jedoch mit mehr als einer Milliarde Dollar.
Whitman rechnet mit schwierigem Jahr 2012
Whitman bereitete die Investoren zudem auf ein schwieriges Jahr 2012 vor. Erstens zeichne sich ab, dass die Nachfragen von Unternehmen und Privatkunden angesichts der schlechten Wirtschaftslage schwächer ausfallen werde. Außerdem werde die gesamte Branche mindestens im ersten Halbjahr noch die Folgen der Überschwemmungen in Thailand spüren, durch die die Festplatten-Produktion massiv beeinträchtigt wurde.
Die neue Chefin will mit einer kräftigen Erhöhung der Forschungsausgaben gegensteuern, die jedoch erst in einigen Jahren Früchte tragen werde. Zugleich will sie schnell die Bilanz sanieren. In den vergangenen drei Monaten schrumpften die Bargeldreserven von 13 auf rund 8 Milliarden Dollar, zugleich wuchs die Verschuldung von 19 auf mehr als 22 Milliarden.
Im gesamten Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 126 auf 127,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel von 8,76 auf 7,07 Milliarden Dollar. Das war besser als am Markt erwartet worden war. Für das laufende erste Geschäftsquartal erwartet Whitman hingegen deutlich weniger Gewinn als Analysten errechnet hatten.