Patentkrieg
Google wirft Microsoft "Erpressung" vor
Google spricht im Patentstreit um sein Smartphone- und Tablet-Betriebssystem Android inzwischen von "Erpressung" durch Microsoft. Hintergrund ist ein Patentdeal des Softwarekonzerns mit Samsung. Gleichzeitig verzögert sich die Übernahme Motorolas durch Google.
Patentstreitigkeiten: Die Konkurrenz könnte die Invasion von Googles Androiden stoppen
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New York/San Francisco - Das Patentabkommen zwischen Microsoft und Samsung hat ungewöhnlich scharfe Kritik von Google ausgelöst. Der Internet-Konzern warf seinem Erzrivalen Microsoft Erpressung im Mobilfunk-Markt vor. "Es ist dieselbe Taktik, die wir immer wieder von Microsoft sehen. Da sie es nicht schaffen, im Smartphone-Markt erfolgreich zu sein, greifen sie zu rechtlichen Mitteln, um Gewinne aus der Leistung anderer zu erpressen und das Innovationstempo zu bremsen", hieß es in einer Google-Reaktion am Mittwoch.
Zuvor hatten
Microsoft und
Samsung sich gegenseitig den Zugang zu ihren Patenten geöffnet. Als
Teil des Deals werde Samsung Lizenzzahlungen für Smartphones und Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android leisten, betonte Microsoft. Nach dem taiwanischen Konkurrenten HTC ist Samsung bereits der zweite Android-Gerätehersteller, der ein Patentabkommen mit dem Windows-Riesen abschließt.
Google brachte Android als offenes und für Hersteller kostenloses Betriebssystem auf den Markt. Das half der Plattform, schnell zur stärksten Kraft auf dem Smartphone-Markt zu werden. Eine zusätzliche Abgabe wie jetzt an Microsoft macht die Geräte teurer und damit weniger attraktiv für Hersteller und Verbraucher.
Microsoft: Kein Androidgerät kommt ohne Patentverletzungen aus
Microsoft beharrt aber auf dem Recht, sein intellektuelles Eigentum zu verteidigen. "Bisher haben wir noch kein einziges Android-Gerät gesehen, dass nicht unsere Patente verletzen würde", sagte Microsoft-Justiziar Brad Smith dem US-Blog "All Things Digital". Vielleicht sei mit dem Einlenken von Samsung eine kritische Masse erreicht, so dass andere Anbieter folgen würden. In den vergangenen Monaten häuften sich Patentklagen gegen Android-Hersteller, nicht zuletzt von
Apple mit seinem iPhone.
Google sieht sich schon länger einer unfairen
Attacke von Wettbewerbern wie Microsoft oder Apple ausgesetzt und kündigte jüngst die mehr als zwölf Milliarden Dollar teure Übernahme des Motorola-Mobilfunkgeschäfts an, um mit dessen Patent-Portfolio mehr Munition in dem Konflikt zu haben.
Samsung ist ein führender Android-Hersteller, machte jetzt aber deutlich, dass der Konzern nicht alles auf eine Karte setzen will: Die Südkoreaner wollen mit Microsoft bei der Weiterentwicklung und Vermarktung des Konkurrenz-Betriebssystems Windows Phone zusammenarbeiten. Samsung steckt zugleich in einem besonders scharfen weltweiten Streit mit Apple. Die beiden Schwergewichte werfen sich gegenseitig Ideenklau vor.
US-Justizministerium prüft Motorola-Übernahme durch Google
Das US-Justizministerium hat am Mittwoch weitere Informationen über die milliardenschwere Übernahme des Handy-Herstellers Motorola Mobility durch Google gefordert. Mitte August hatte Google bekannt gegeben, dass es Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Euro) übernehmen wolle.
Eine verlängerte Überprüfung des geplanten Kaufs durch die Behörden war allerdings bereits erwartet worden. Google erklärte, sich dennoch recht sicher zu sein, dass es
Motorola auch übernehmen dürfe. Sollte die Übernahme nicht zustande kommen, käme das Google teuer zu stehen: Der Konzern müsste Motorola Mobility 2,5 Milliarden Dollar zahlen.