Sinkende Windows-Verkäufe
Microsoft leidet unter iPad und Co.
Der Softwarekonzern Microsoft bekommt den schleppenden Absatz von PCs zu spüren: Die Nachfrage nach dem Betriebssystem Windows ging deutlich zurück. Die gestiegenen Umsätze mit der Bürosoftware Office und der Spielekonsole Xbox 360 konnten diese Einbußen aber mehr als ausgleichen.
Microsoft-Software Windows: Wegen des Booms bei Tabletcomputern und Smartphones geht die Nachfrage nach traditionellen PCs mit Windows-Software zurück
Foto: AFP
Redmond - Der Umsatz sei um 13 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar (11,1 Milliarden Euro) gestiegen, teilte Microsoft mit. Der Gewinn verbesserte sich sogar um 31 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar. "Wir haben starke Zahlen vorgelegt in einem gemischten Umfeld für PC", sagte Finanzchef Peter Klein.
Das Betriebssystem Windows wird meist zusammen mit einem neuen PC ausgeliefert. Seit dem Siegeszug von Tabletcomputern und Smartphones halten sich viele Privatkunden aber zurück, insbesondere bei Notebooks.
Microsoft drängt deshalb mit Macht auch in die neuen mobilen Geräte und hat sich dazu mit dem weltgrößten Handyhersteller
Nokiaverbündet. Dessen Smartphones werden bald vom mobilen Betriebssystem Windows Phone 7 angetrieben.
Anders als die Privatkunden setzen die Firmen für ihre Büros aber weiter auf den klassischen PC mit Windows. Die Unternehmen - auch die kleinen und mittelständischen - erneuerten anhaltend ihre IT, stellte Finanzchef Klein fest. Dieser Trend werde auch im kommenden Geschäftsjahr anhalten, das im Juli beginnt, prognostizierte er.
Im dritten Geschäftsquartal gingen die Umsätze mit Windows um 4 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar zurück. Dagegen legte die Businesssparte, zu der auch das Office-Paket gehört, um 21 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar zu. Mittlerweile wirft der Zweig auch mehr Gewinn als Windows ab. Die Unterhaltungssparte verbesserte ihren Umsatz sogar um satte 60 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar; allerdings sind die Geräte nicht annähernd so profitabel wie Software.
Onlinegeschäft bleibt Problemfeld
Problemfeld bleibt weiter das Onlinegeschäft mit der Suchmaschine Bing. Hier weitete sich der Verlust leicht auf 726 Millionen Dollar aus. "Bei unserer Kooperation mit
Yahoo liegt noch einige Arbeit vor uns", räumte Finanzchef Klein ein. Zusammen versuchen die beiden Unternehmen, die Vormachtstellung von
Google bei der Internetsuche zu brechen.
Nachbörslich gab die Microsoft-Aktie mehr als zwei Prozent nach. "Es gibt die Sorge, dass der PC-Markt zum Erliegen kommt", sagte Analyst Colin Gillis von BGC Financial. Das sei aber angesichts der Verkaufszahlen von Windows 7 übertrieben. Das Betriebssystem wurde seit der Einführung vor 18 Monaten 350 Millionen Mal verkauft und ist damit das erfolgreichste überhaupt.
Viele Investoren sind aber skeptisch, ob Microsoft seine dominante Rolle bei Betriebssystemen verteidigen kann. So wurden im ersten Quartal dieses Jahres 1 Prozent weniger Personalcomputer verkauft. Viele neuere Geräte, etwa das iPad von Apple oder Tablet-PCs und Mobiltelefone mit dem Betriebssystem Android von Google kommen zudem ohne Software von Microsoft aus.
Die Angst, das der Branchenprimus den Anschluss verpasst, sorgte im vergangenen Jahr für einen Kursverlust an der Börse von 15 Prozent, während der Nasdaq-Index 16 Prozent zulegte. Dabei übertrifft der Konzern regelmäßig die Erwartungen der Wall Street. "Microsoft ist für mich kein Wachstumstitel mehr", sagte Channing Smith vom Capital Advisors Growth Fund. Es handele sich dennoch um ein attraktives Papier. Die Bilanzen des Unternehmens seien unerreicht.