Bertelsmann-Chef Ostrowski wagt keine Prognose
Hamburg - Es gebe zwar einige gute Zeichen für eine Erholung, sagte Ostrowski am Mittwochabend vor den Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten . "Aber es ist zu früh daraus zu schließen, wir haben das Schlimmste hinter uns", so der Bertelsmann-Chef. Am deutschen Werbemarkt werde es möglicherweise eine "Jahresend-Rally" geben, aber andere europäische Märkte wie Spanien seien weiter schwierig.
Die Wirtschaftskrise trifft die Medienunternehmen empfindlich. In vielen Ländern halten die Verbraucher ihr Geld zusammen, die Unternehmen kappen Werbebudgets. Bertelsmann erlöst ein Drittel seiner Umsätze mit Reklame, die insbesondere wichtig für seine Fernsehtochter RTL Group und seinen Verlag Gruner + Jahr ist. Europas größter Medienkonzern reagiert mit einem nahezu milliardenschweren Sparprogramm. Dieses zeigte im dritten Quartal bereits Wirkung und brachte Bertelsmann einen Gewinn von 87 Millionen Euro, nachdem der Konzern im ersten Halbjahr noch tiefrote Zahlen geschrieben hatte.
In den ersten neun Monaten sank der Umsatz von Bertelsmann um 6,3 Prozent. Ostrowski geht auch im Gesamtjahr von einer ähnliche Entwicklung aus. Ein Jahresverlust sei möglich, bekräftigte der Manager frühere Aussagen. Einsparungen von mehr als 900 Millionen Euro sollen bis Jahresende die Folgen der Rezession so gut wie möglich abfedern. Kosteneffizienz bleibe wichtig, sagte Ostrowski.
Gruner + Jahr könnte weitere internationale Geschäfte abgeben, kündigte er an. In dieser Woche gab der Verlag den Verkauf seiner russischen Magazine an den Rivalen Axel Springer bekannt. Um den eigenen Börsengang zu vermeiden, hatte Bertelsmann für 4,5 Milliarden Euro Aktien vom belgischen Investor GBL zurückgekauft, was die Schulden anstiegen ließ. Ende September beliefen sie sich noch auf 3,6 Milliarden Euro. "Der Schuldenstand wird zum Jahresende niedriger sein als Ende 2008", kündigte Ostrowski an.
manager-magazin.de mit Material von reuters