Urheberrechtsstreit Skype-Gründer verklagen Ebay
San Jose - Mit der am Mittwoch bei einem US-Bezirksgericht in Kalifornien eingereichten Klage setzt sich das Drama und die turbulente Beziehung zwischen Skype und dem im kalifornischen San Jose ansässigen Auktionshaus Ebay fort. Die Gründer Janus Friis und Niklas Zennstrom hatten Skype 2007 verlassen, zwei Jahre nachdem Ebay den Internettelefonanbieter gekauft hatte. Seit März streitet ihr Unternehmen Joltid Ltd nun mit Skype über geistiges Eigentum und überschattet damit die Bemühungen von Ebay, sich von Skype zu trennen.
Der Streit dreht sich um eine Peer-to-Peer-Technologie namens "Global Index", die Joltid besitzt. Diese Technologie bildet aber auch das Herzstück von Skypes Software, die Gespräche über das Internet vermittelt. Joltid behauptet nun, Skypes Lizenz für die Software im März gekündigt zu haben. Seitdem streiten sich beide Unternehmen vor einem britischen Gericht.
Mit der am Mittwoch eingereichten Klage will Joltid nun eine einstweilige Verfügung gegen Skype erwirken und fordert Schadenersatz wegen Verletzung des Urheberrechts. Außerdem fordert Joltid Gewinne, die Skype durch die Nutzung der Technologie während des Lizenzbruchs erwirtschaftet habe. Laut der Klageschrift summiert sich der Schaden auf geschätzte "mehr als 75 Millionen US-Dollar täglich."
Seit mindestens 2007 habe Skype die Global-Index-Software auf "von Joltid nicht genehmigte Art und Weise" verwendet. So sei sie beispielsweise Dritten zugänglich gemacht, kopiert und verändert worden.
Mit der US-Klage verschärft Joltid ihre Attacke auf Skype, indem sie nun als Beklagte auch jene Investoren nennt, die einen Mehrheitsanteil an Skype übernehmen wollen. Die von Skype am 1. September verkündete Transaktion bewerte Skype mit 2,75 Milliarden US-Dollar, hieß es damals. Ebay, die weiterhin 35 Prozent an Skype halten wird, sollen aus dem Deal rund 1,9 Milliarden US-Dollar in bar zufließen. Die Transaktion werde voraussichtlich im vierten Quartal erfolgen, hieß es Anfang September.
"Zuversichtlich bezüglich der rechtlichen Position"
Neben der Private-Equity-Firma Silver Lake Partners gehören Index Ventures, Andreessen Horowitz und der Canada Pension Plan Investment Board zu den Käufern. Laut der Klageschrift waren sich die Investoren der Urheberrechtsverletzung bewusst, als sie mit Ebay die Vereinbarung verhandelten.
Joltids "Behauptungen und Ansprüche sind haltlos und gründen auf fundamentalen rechtlichen und faktischen Fehlern", sagte ein Ebay-Sprecher. "Wir sind weiterhin auf dem Weg, die Transaktion im vierten Quartal 2009 abzuschließen".
Das Online-Auktionshaus hatte zuvor aber eingeräumt, der Streit mit Joltid könne Skypes Geschäfte und auch den Abschluss des Verkaufs beeinträchtigen.
Andreessen Horowitz und Silver Lake lehnten eine Stellungnahme ab. Ein Joltid-Sprecher erklärte, das Unternehmen werde "sein Urheberrecht und alle geistigen Eigentumsrechte an allen von ihm eingeführten Neuerungen energisch durchsetzen."
Am 29. Juli hatte Ebay erklärt, sie sei "zuversichtlich bezüglich ihrer rechtlichen Position" bei der in Großbritannien laufenden Klage und habe mit der Entwicklung alternativer Software begonnen.
manager-magazin.de mit Material von dow jones