Telekom-Spitzelaffäre
"Zusätzliche Dimension der Anstößigkeit"
Von der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom sind offenbar neben Aufsichtsräten und Journalisten auch Betriebsräte betroffen. Manfred Balz, der neu berufene Vorstand für Datenschutz, zeigt sich empört.
Bonn - Der Kreis der Betroffenen in der Bespitzelungsaffäre der Deutschen
Telekom weitet sich aus. Die Staatsanwaltschaft geht inzwischen davon aus, dass neben den Verbindungsdaten von Aufsichtsräten der Arbeitnehmerseite und Journalisten auch die von Betriebsräten und anderen Mitarbeitern ausgespäht wurden. Nach der Auswertung von Daten im Rahmen der Affäre seien nun erste Opfer benachrichtigt worden, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn am Dienstag eine gleichlautende Mitteilung der Telekom.
Die Telekom hatte Mitte Mai Strafanzeige erstattet und alle verfügbaren Verbindungsdaten der Staatsanwaltschaft übergeben. Zuvor war intern aufgedeckt worden, dass in den Jahren 2005 und 2006 Journalisten, Aufsichtsräte und eventuell auch Vorstandsmitglieder von der Konzernsicherheit bespitzelt worden waren. Durch den Abgleich von Verbindungsdaten sollte eine undichte Stelle gefunden werden, durch die sensible Informationen an die Medien sickerten.
"Dass auch Betriebsräte bespitzelt wurden, die unter dem Schutz der Betriebsverfassung die Arbeitnehmerrechte wahren und das besondere Vertrauen der Belegschaften genießen, gibt den ungeheuerlichen Vorgängen eine zusätzliche Dimension der Anstößigkeit", sagte der Telekom-Vorstand für den Datenschutz, Manfred Balz.
Die Telekom kündigte an, sich "in angemessener Form" zu entschuldigen, sobald man die Namen der Betroffenen erfahren habe.
Balz hatte bei seinem Amtsantritt Ende Oktober auch personelle Konsequenzen angekündigt und Taten folgen lassen: Fünf Mitarbeiter wurden zunächst beurlaubt. Vergangene Woche trat T-Mobile- Deutschland-Chef Philipp Humm als Sprecher der Geschäftsführung der Telekom-Tochter zurück.