Europas größter Softwarehersteller SAP hat seine Jahresprognose für die operative Marge des Unternehmens gesenkt. Die Umsatzzuwächse waren zuletzt so gering, dass SAP-Chef Henning Kagermann auf die Bremse treten musste. Selbst das niedrigere Margenziel sei nur zu erreichen, wenn SAP bis Jahresende etwa 200 Millionen Euro spare.
Walldorf -
SAP hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr nach einem unerwartet schwachen Umsatzwachstum im dritten Quartal zusammengestrichen. SAP teilte am Montagabend nach Börsenschluss mit, wegen des "unsicheren wirtschaftlichen Umfelds" sei in diesem Jahr ohne Berücksichtigung von Wechselkurseinflüssen und akquisitionsbedingten Abschreibungen nur noch mit einem Wachstum der operativen Gewinnmarge von rund 28 Prozent zu rechnen.
Mit dieser neuen Einschätzung vollzieht SAP eine Kehrtwende und zollt den Turbulenzen auf den Finanzmärkten und der schwächeren Konjunktur Tribut. Noch im Juli war der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware überzeugt, trotz der sich abschwächenden Weltwirtschaft seine operative Gewinnmarge auf 28,5 bis 29,0 Prozent steigern zu können. Im September legten jedoch viele Kunden Verträge über den Kauf neuer Softwarelizenzen auf Eis und zögerten mit dem Abschluss von Wartungsvereinbarungen.
Ob SAP das moderatere Renditewachstum zum Jahresende wirklich erreicht, ist noch nicht sicher. Vorraussetzung dafür sei, dass durch ein Sparprogramm rund zehn Prozent der laufenden Kosten gekappt werden könnten, sagte ein Sprecher. Das wären rund 200 Millionen Euro. SAP hatte seine Mitarbeiter unter anderem aufgerufen, freiwillig auf Urlaub zu verzichten und Geschäftsreisen einzuschränken. Über den Jahreswechsel soll die Belegschaft zudem zwangsweise in die Ferien geschickt werden.
Vorstandssprecher Henning Kagermann sagte Anfang Oktober, die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Wochen sei für viele Unternehmen dramatisch und beunruhigend. "Diese Sorgen führten zu einem sehr abrupten und unerwarteten Abschwung unseres Geschäftes unmittelbar vor Ende des dritten Quartals." Die Geschäftszahlen würden daher unter den Erwartungen liegen, sagte Kagermann.
manager-magazin.de mit Material von dow jones und reuters