Bertelsmann Neuer Chef steuert um

Der designierte Konzernchef Hartmut Ostrowski will nach Informationen von manager magazin den Medienmulti Bertelsmann umbauen. Geplant sind etwa die Übernahme der Buchverlagsgruppe Harper Collins und der Verkauf der Beteiligung an Sony BMG. Zur Disposition könnte auch der Anteil am Verlagshaus Gruner + Jahr stehen.
Von Klaus Boldt

Hamburg - Die Buchverlagsgruppe Harper Collins, die zu Rupert Murdochs News Corporation gehört, verfügt vor allem in den Sparten Lehrbuch und Wissenschaft über eine starke internationale Marktstellung. Murdoch verlange jedoch statt der von Bertelsmann gebotenen eine Milliarde Dollar bis zu zwei Milliarden Dollar für die Verlagsgruppe. Dies berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe, die ab Donnerstag (20. Dezember) am Kiosk erhältlich ist.

Schon im Frühjahr hatte Bertelsmann Interesse an einem Engagement im wachstumsstarken Sektor der Lehrbuchverlage und Finanzinformationen angemeldet. Dem manager magazin sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende Gunter Thielen: "Wenn man sich bei Wissenschaftsverlagen engagiert, sollte man dies in großem Stil tun. Unternehmen wie Thomson Learning, für das wir mitgeboten hatten, kommen immer wieder auf den Markt. Wenn man groß einsteigen kann, kommt es auf ein Jahr des Wartens nicht an."

Wie das manager magazin berichtet, plant Thielens Nachfolger Hartmut Ostrowski, der Anfang Januar die Bertelsmann-Führung übernimmt, weitere massive Eingriffe in das Portfolio, um dem Unternehmen neue Wachstumsimpulse zu verleihen. So will sich der Konzern aus dem seit Jahren schwierigen Buch- und Musikklubgeschäft zurückziehen.

Gewaltiger Abschreibungsbedarf in den USA

Desaströs ist offenbar die Lage des amerikanischen CD- und Buchversenders Columbia House, dessen Umsätze einbrechen. Weil außerdem die Kosten für die Integration mit dem Buchklub Bookspan mit über 60 Millionen Dollar höher ausfielen als geplant, sei ein Abschreibungsbedarf von schlimmstenfalls rund 300 Millionen Euro nicht ausgeschlossen. Das Bankhaus Morgan Stanley  in London, sucht nach Informationen von manager magazin "bereits nach Interessenten für die Fehleinkäufe".

Ebenfalls trennen will sich Bertelsmann von der 50-Prozent-Beteiligung an Sony BMG. Der zweitgrößte Musikkonzern der Welt wird 2007 einen Umsatzrückgang von vermutlich rund 300 Millionen Dollar verbuchen, bei einer allerdings gegenüber dem Vorjahr auf knapp 10 Prozent verbesserten Umsatzrendite. J. P. Morgan wurde von Bertelsmann beauftragt, den Wert der Beteiligung zu ermitteln. Als wahrscheinlicher Käufer gilt Sony .

Auch die Beteiligung am Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr ("Stern", "Brigitte"), das Bertelsmann mit der Familie Jahr (25,1 Prozent) betreibt, könnte schon bald zur Disposition stehen. Bertelsmann will sich aus dem wachstumsschwachen Zeitschriftengeschäft zurückziehen. Verhandelt über einen Ausstieg werde noch nicht, allerdings seien Banken mit einer Evaluierung von Gruner + Jahr beauftragt worden.

Für die Jahr-Familie, die über ein Vorkaufsrecht verfügt, hat die Investmentbank Bear Stearns den Wert des Zeitschriftenmultis errechnet (drei Milliarden Euro) und eine Übernahme der Bertelsmann-Anteile für möglich erklärt. Als Finanzpartner schlug das Bankhaus private Investoren vor, genannt wurden unter anderen die Familie Quandt (BMW ) und die Strüngmann-Brüder (früher Hexal).

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