Update Mehr Sicherheit für Windows Vista

Hunderte Fehlerbereinigungen, etliche Verbesserungen, mehr Sicherheit: Mit dem Service Pack 1 will Microsoft sein neues Betriebssystem um die gröbsten Schwachstellen bereinigen. Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel steht nun eine Vorab-Version zum Herunterladen bereit.

Hamburg - Eine Installationsdauer von rund einer Stunde stellt Microsoft  in Aussicht und hält Wort. Tatsächlich braucht das Mega-Update auf dem Test-Laptop fast 60 Minuten, bis es komplett aufgespielt ist. Viel tun muss man dabei freilich nicht, der gesamte Prozess läuft automatisch ab. Wer hofft, danach ein völlig neues System vor sich zu haben, wird zunächst enttäuscht. Auf den ersten Blick sieht das System nicht anders aus als zuvor. Die meisten Änderungen finden unter der Haube statt.

Was sich tatsächlich getan hat, erklärt Microsoft in einem 54-seitigen Dokument. Darin, so der Hersteller, sollen nur die "beachtenswerten" Neuerungen aufgelistet sein. Doch allein die Auflistung der enthaltenen Hotfixes und Sicherheits-Updates führt mehrere Hundert Änderungen auf. Vor allem aber haben die Programmierer die Sicherheit der Software verbessert, sie an etlichen Stellen optimiert und Unterstützung für neue Hardware eingebaut.

Der aktuell angebotene Download  ist zwischen 450 und 550 Megabyte schwer. Das macht zunächst stutzig, hatte Microsoft doch angekündigt, das Update schlank zu halten. Die Erklärung: Noch handelt es sich um eine Vorab-Version. Im Download sind je nach Typ mehrere Sprachversionen und Varianten enthalten. Wenn die endgültige Version Anfang 2008 veröffentlicht wird, sollen über Windows Update nur die für den jeweiligen PC benötigten Dateien übertragen werden. Etwa 65 Megabyte sollen dann ausreichen.

Langer Atem für Laptops

Ein Pflicht-Update wird das Service Pack für Notebookanwender. Denen soll das Service Pack 1 (SP1) vor allem längere Akkulaufzeiten bescheren. Dazu wird der Prozessor häufiger in einen sparsamen Schlafmodus versetzt und die Festplatte abgeschaltet, wenn sie nicht benötigt wird. Das war auch nötig. Seit dem ersten Tag des Vista-Verkaufs klagten Laptopanwender über ständig rotierende Kühllüfter und gegenüber Windows XPs deutlich verkürzten Laufzeiten. Darüber hinaus soll auch das Aufwachen aus dem Ruhezustand künftig schneller gehen, was nicht nur für Mobilrechner gilt.

Vor allem für Gamer dürfte die Integration von Direct3D 10.1 interessant sein. Damit sollen Entwickler besseren Zugriff auf die Funktionen der neuen Microsoft-Spielegrafik bekommen. Bis man als Anwender etwas davon spürt, dürfte es allerdings nicht nur ein Weilchen dauern. Vor allem wird man sich dafür eine neue zur Version 10.1 kompatible Grafikkarte beschaffen müssen. Als wichtige Ergänzung sieht Microsoft auch die Einführung des Dateisystems exFAT. Das, so der Hersteller, werde künftig auf vielen Flash-Speichern für Ordnung sorgen und sei daher zwingend notwendig.

Sicherer surfen, schneller kopieren

Sicherer surfen, schneller kopieren

Herstellern von Sicherheitssoftware greift der Konzern unter die Arme, indem er ihnen den Zugriff auf die Sicherheitsfunktionen von Vista erleichtert. Zudem gibt es Verbesserungen bezüglich der Sicherheit sogenannter Remote-Desktop-Verbindungen, bei denen man einen PC via Internet fernsteuert. Für Profi-Anwender, die über ein sogenanntes VPN auf ihr Firmennetzwerk zugreifen, wird das SSTP-Protokoll integriert, das den Aufbau solcher Netzwerkverbindungen deutlich vereinfachen soll.

Verbesserungen zeigen sich auch beim Kopieren von Dateien. So sollen Kopiervorgänge auf dem PC selbst um 25 Prozent schneller ablaufen als bisher. Noch deutlicher wirken sich die Optimierungen aus, werden Daten übers Netzwerk transferiert. Zwischen Rechnern, die mit Vista SP1 ausgestattet sind, sollen die Daten jetzt um 50 Prozent schneller flutschen. Ist das Gegenüber nicht mit Vista und SP1 ausgerüstet, soll die Steigerung immer noch bei 45 Prozent liegen. Insgesamt, so Microsoft , wurde die Reaktionsfähigkeit des Systems beim Kopieren und Löschen von Dateien verbessert.

Reichlich Neues verspricht Microsoft auch für die Kompatibilität von Anwendungen mit Windows Vista. Waren zum Vista-Start erst 254 Programme mit dem "Certified für Windows Vista"-Logo markiert, sollen mittlerweile fast 2300 Anwendungen den Kompatibilitätstest bestanden haben.

Gleichzeitig erteilt der Konzern allerdings allen eine Absage, die hofften, Vista SP1 würde allgemeine Kompatibilitätsprobleme mit vielen XP-Programmen beseitigen. Vista enthalte gegenüber Windows XP etliche Änderungen, welche die Sicherheit und Stabilität der Software erhöhen. Diese seien der Grund, weshalb manche Programme nicht mehr funktionierten. Daran, so Microsoft, werde sich auch mit dem SP1 nichts ändern.

Kein Update-Zwang

Deutlich verstärkt wurden allerdings auch die Maßnahmen gegen Raubkopierer. So stopft das Service Pack zwei Lücken im Programmcode, die es ermöglichten, Vista auch ohne legalen Lizenzschlüssel zu verwenden. Überdies soll die Software sich künftig noch vehementer zu Wort melden, wenn ihr bei einer Überprüfung des genutzten Lizenzschlüssels Zweifel an dessen Echtheit kommen. Den "Modus reduzierter Funktionalität", in den Vista bislang in solchen Fällen umschaltete, wird es nach Einspielen des Service Packs allerdings nicht mehr geben.

Speziell für Systemadministratoren, die befürchten, ihre Schäfchen könnten sich über die Update-Funktion des Systems selbst mit dem Service Pack versorgen, hat Microsoft zudem eine ganz besondere Software entwickelt. Das "Blocker Tool" ermöglicht es ihnen, das automatische Aufspielen des Mega-Updates zwar nicht zu verhindern, immerhin jedoch zu verzögern - um bis zu ein Jahr. Aber dann könnte eigentlich schon fast das Service Pack 2 in den Startlöchern stehen.

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