United Internet Funkstille mit Freenet
Montabaur - United Internet verkündete am Montagabend ohne nähere Begründung das Ende der Gespräche mit Freenet. Davon unberührt bleibe die im September bekanntgegebene Vereinbarung mit Drillisch über eine gemeinsame Holdinggesellschaft.
United Internet und der Mobilfunkdienstleister Drillisch hatten im September angekündigt, dass sie über eine gemeinsame Holding Freenet übernehmen wollten. Damals hatte es geheißen, dass mit dem Vorstoß eine Zerschlagung von Freenet wahrscheinlicher werde, die Drillisch-Chef Paschalis Choulidis mehrfach gefordert hatte.
Der Finanzierung des Geschäfts soll offenbar eine Kapitalerhöhung bei Drillisch dienen. Das Unternehmen bekräftigte am Dienstag, dass diese ungeachtet der jüngsten Entwicklungen bei Freenet in Kürze durchgeführt werden soll.
Drillisch bleibt weiter am Ball
Bei der Übernahme hatte United Internet es auf das Internet- und DSL-Geschäft von Freenet abgesehen, während Drillisch auf das Mobilfunkgeschäft des Hamburger Wettbewerbers aus ist. Allerdings gibt es dem Vernehmen nach noch andere Interessenten für den Internet- und Festnetzteil des Unternehmens. Unter anderem sollen der spanische Telekomkonzern Telefonica und die Telecom Italia - in Deutschland mit der DSL-Tochter Hansenet aktiv - Interesse haben.
Drillisch hat nach eigener Aussage erst durch die Mitteilung von United Internet von dem Abbruch der Gespräche mit Freenet erfahren. Drillisch-Chef Choulidis sagte, er sei von der Information per Adhoc-Meldung überrascht worden. "Für uns hat sich dadurch aber nichts geändert", betonte Choulidis.
United-Internet-Chef Ralf Dommermuth hatte vor einer Woche gesagt, er habe keine Eile bei der Übernahme des Büdelsdorfer Unternehmens. "Freenet ist kein kurzfristiges Geschäft." Auch sei der Kauf für United Internet nicht überlebenswichtig. Freenet selbst bestätigte am Montagabend den Abbruch der Gespräche mit United Internet. Die exklusiven Verhandlungen mit Drillisch über das Mobilfunkgeschäft seien davon jedoch nicht betroffen.
Machtkampf schuld?
Machtkampf schuld?
Ursache für den Abbruch der Gespräche ist laut Analysten ein Machtkampf. "Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da zwei Charaktere aufeinander getroffen sind, die sich in die Haare geraten sind", sagte Frank Rothauge. Der Branchenexperte des Bankhauses Sal. Oppenheim hält eine Aufspaltung von Freenet nach wie vor für eine Option. Fraglich sei nur, ob sie noch von United Internet betrieben werde. "Vielleicht springt Telefonica ein", meinte Rothauge.
Das Investmenthaus Equinet hält eine feindliche Übernahme des DSL-Geschäfts durch United Internet weiterhin für möglich. Analyst Adrian Pehl glaubt, dass sich United Internet alle Möglichkeiten offen hält, um an das DSL-Geschäft von Freenet zu kommen. Die Landesbank Baden-Württemberg vermutet, dass Freenet-Chef Eckhard Spoerr "insgeheim weiter die Hoffnung hegt, im nächsten Jahr seine Vision eines integrierten Telekombetreibers verwirklichen zu können. Daher dürften sich die Gespräche entsprechend schwierig gestaltet haben", schreibt LBBW-Analyst Andreas Heinold in einer Kurzstudie.
An der Börse sorgten die jüngsten Nachrichten für Enttäuschung. Mit dem Platzen der United-Internet-Spekulationen brach der Aktienkurs von Freenet um fast 10 Prozent auf rund 15,71 Euro ein. United Internet verbilligten sich um mehr als 7 Prozent auf 15,26 Euro. Drillisch gaben etwa 4 Prozent auf rund 6,70 Euro nach.
manager-magazin.de mit Material von ddp, dpa-afx und reuters