Der Termin war bereits mehrmals verschoben worden. Am kommenden Dienstag nun wollen sich SAP und Oracle im Zuge des Industriespionage-Streits erstmals vor Gericht treffen. SAP strebt eine außergerichtliche Einigung an. Vorstandschef Henning Kagermann räumt dieser Option aber nicht mehr viel Chancen ein.
Berlin/San Francisco - Der Software-Hersteller
SAP will an diesem Dienstag (25. September) versuchen, den Industriespionage-Streit mit seinem Rivalen
Oracle mit einer außergerichtlichen Einigung beizulegen. Die Seiten treffen sich erstmals vor Gericht in San Francisco zu einem Vorgespräch für den eigentlichen Prozess.
Das US-Unternehmen wirft dem Walldorfer Dax-Konzern vor, sich wiederholt unerlaubt Zugang zu einer Oracle-Webseite für die Kundenbetreuung verschafft und von dort Software sowie Dokumentation heruntergeladen zu haben. Die bei dem Gericht eingereichte Klage lautet auf Diebstahl geistigen Eigentums. SAP hat den unerlaubten Zugang zu Oracle-Datenbanken eingeräumt, bestreitet aber die Industriespionagevorwürfe.
Dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe) sagte Vorstandschef Henning Kagermann, "unsere Position hat sich nicht verändert. Wir haben keine Industriespionage betrieben und Oracle ist kein nennenswerter Schaden entstanden." Auf die Frage, ob die zehn Millionen Euro ausreichen werden, die SAP an Rückstellungen für einen möglichen Prozess gebildet hat, sagte Kagermann dem Blatt: "Nach derzeitigem Stand, ja."
Der Manager räumt einer Einigung mittlerweile nur noch geringe Chancen ein: "Ich glaube, Oracle möchte das Thema so lange wie möglich in den Medien halten", erklärte er jüngst. Eine abschließende Entscheidung über das weitere Vorgehen in dem Fall wird bei dem Treffen nicht erwartet.
SAP und Oracle stehen seit Jahren in einem erbitterten Wettbewerb im Markt für Unternehmenssoftware. Während der deutsche Konzern auf Wachstum aus eigener Kraft setzt, verfolgt US-Milliardär Ellison eine aggressive Einkaufspolitik. Um SAP von seiner Spitzenposition zu verdrängen, hat der Datenbankspezialist in den vergangenen drei Jahren mehr als 25 Milliarden Dollar für zahlreiche Unternehmenssoftware-Firmen hingeblättert.