LinkedIn Lost in Translation

Seit Monaten kündigt das US-Businessportal LinkedIn an, eine deutsche Version zu starten - und dem hiesigen Marktführer Xing das Leben schwer zu machen. Doch bis heute ist nichts dergleichen geschehen. Der Portalbetreiber aus dem Silicon Valley tut sich mit seinem Deutschlandauftritt offenbar schwerer als geplant.

Hamburg - Die Kampfansage war unmissverständlich. Noch sei Xing , das Business-Kontaktnetzwerk mit Sitz in Hamburg, die klare Nr. 1 in Deutschland - doch schon bald werde der große Konkurrent aus den USA expandieren. "Xing hat schon viele Leute in Deutschland für uns trainiert", sagte LinkedIn-Mitbegründer Konstantin Guericke bereits im Dezember zu manager-magazin.de, "und hat damit den Weg für LinkedIn bereitet."

LinkedIn-CEO Dan Nye betonte gar im Interview mit manager magazin, der Portalbetreiber aus dem kalifornischen Palo Alto werde hierzulande bald mehr Nutzer vorweisen können als Xing. Bereits "in wenigen Tagen" werde das deutsche Angebot online gehen. Das sagte Nye vor rund fünf Monaten.

Die Vorherrschaft von Xing in Deutschland - nur noch eine Frage der Zeit? Danach sieht es momentan jedenfalls nicht aus. Das globale Netzwerk des US-Anbieters LinkedIn wächst zwar beständig. Inzwischen sind nach Unternehmensangaben mehr als 12 Millionen Nutzer registriert - im April waren es noch zehn Millionen. Doch das Angebot gibt es weiterhin nur auf Englisch. Die Internetadresse www.linkedin.de, lange Zeit nicht vergeben, hat sich inzwischen ein Bloggerportal gesichert.

Hat LinkedIn seine ursprüngliche Deutschlandstrategie über den Haufen geworfen? Das Unternehmen bestreitet dies vehement. "Zum geplanten Deutschlandauftritt existiert ein Zeitplan", erklärt eine Sprecherin gegenüber manager-magazin.de. LinkedIn arbeite nicht nur an einer Übersetzung auf Deutsch, sondern "an einer umfassenden Umstrukturierung, um die Seite für mehrere Sprachen und Ansprüche von Nutzern unterschiedlicher Nationalitäten kompatibel zu machen."

"Aufholjagd wird immer schwieriger"

"Aufholjagd wird immer schwieriger"

LinkedIn befinde sich damit "in der Endphase der Entwicklung", so die Sprecherin, und werde den Launch der deutschen Version "zu gegebenem Zeitpunkt bekannt geben". Der deutschsprachige Raum gehöre jedenfalls zu den wichtigsten Zielmärkten. In Europa verfüge Linkedin - trotz ausschließlich englischer Fassung - bereits über rund vier Millionen registrierte Nutzer. Gesonderte Zahlen für Deutschland weist der Portalbetreiber nicht aus.

Der Wettbewerber Xing, ehemals Open BC, wird unterdessen immer gelassener - und sieht seine Position hierzulande gestärkt: "In Großstädten im deutschsprachigen Raum erreichen wir teilweise mehr als 8 Prozent der Bevölkerung", sagt Xing-Chef Lars Hinrichs gegenüber manager-magazin.de. "Da wird die Aufholjagd für Konkurrenten mit jedem Tag schwieriger."

Hinrichs weiß, wie kompliziert es ist, ein Onlineportal in eine andere Sprache zu übersetzen. "Das hat uns damals ein halbes Jahr gekostet", sagt der Xing-Chef, "wir mussten das ganze System umprogrammieren". Inzwischen gibt es Xing in 16 verschiedenen Sprachen - sogar auf Chinesisch.

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