In den Übernahmekampf um das renommierte "Wall Street Journal" kommt Bewegung. Fortan wird das Führungsgremium des Mutterkonzerns Dow Jones und nicht mehr die Bancroft-Familie mit Rupert Murdoch verhandeln. Dieser bekommt bei seinen Kaufplänen von einem alten Bekannten Konkurrenz.
New York - Das Board von Dow
Jones und die Bancroft-Familie hätten sich darauf verständigt, dass die Übernahme der Verhandlungen der "beste Weg" sei, um Murdochs Kaufangebot im Wert von fünf Milliarden Dollar sowie Alternativen zu dem Verkauf zu prüfen, teilte Dow Jones mit. Zu diesen Alternativen gehöre auch, weiter unabhängig zu bleiben.
Die Familie Bancroft hatte die Offerte über 60 Dollar je Aktie beziehungsweise rund fünf Milliarden Dollar von News
Corp. zunächst mehrheitlich abgelehnt, sich aber später doch zu Gesprächen mit Murdoch bereit gefunden. Die Bancroft-Familie sowie große Teile der Belegschaft hatten die Sorge geäußert, dass das "Wall Street Journal" nach einem Verkauf an Murdochs News Corp. die journalistische Unabhängigkeit verlieren könnte.
Abgesehen von diesen Bedenken bekommt Murdoch bei seinen Kaufplänen erneut Konkurrenz. Der Gründer von MySpace, Brad Greenspan, ist bei dem Medienunternehmen vorstellig geworden. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass auch der Herausgeber der "Financial Times", der Pearson-Verlag, gemeinsam mit dem US-Mischkonzern General Electric
(GE) ein
Gebot für Dow Jones in Angriff nehmen möchte.
Offerte vom MySpace-Gründer
Der Manager hat dem Board von Dow Jones mitgeteilt, er wolle rund 25 Prozent für 60 Dollar je Aktie erwerben. Dieser Betrag entspricht somit dem Gebot von Murdoch. Greenspan will den Anteil gemeinsam mit Investoren erstehen. Dow Jones reagierte auf den Vorschlag nach Börsenschluss mit einer Mitteilung, wonach sich das Board um den Vorschlag sowie alle übrigen strategischen Alternativen, auch die Unabhängigkeit des Unternehmens, kümmern werde.
Die Offerte von Greenspan könnte ein erneuter Zug in einer ganzen Reihe von Auseinandersetzungen mit Murdoch sein. Greenspan war Geschäftsführer, Aufsichtsratvorsitzender und größter Aktionär von Intermix Media, dem früheren Eigner von MySpace - und überzieht Murdochs Konzern News Corp. mit Klagen: Der Verkauf von MySpace an News Corp. sei ungültig, es sei Insiderhandel betrieben worden, das Netzwerk sei unter Preis verkauft worden, und es werde Zensur betrieben, heißt es da.
Nach Bekanntwerden der Nachrichten gaben Dow-Jones-Aktien am Mittwoch im elektronischen Handel mehr als 3 Prozent auf 60,10 Dollar nach.
manager-magazin.de mit Material von dow jones und reuters