Dow-Jones-Übernahme Angriff ist die beste Verteidigung
Eines der Szenarien, über die GE und Pearson laut dem "WSJ" verhandelt haben, sehe vor, CNBC, die "FT" und Dow Jones in ein privates Joint Venture einzubringen. An dem Unternehmen würden GE und Pearson zu gleichen Teilen beteiligt sein, die Familie Bancroft, die Haupteigentümerin von Dow Jones, soll einen Minderheitsanteil von 10 bis 20 Prozent erhalten.
Das Gemeinschaftsunternehmen hätte eine starke globale Präsenz bei Wirtschafts- und Finanznachrichten. Dow Jones gibt unter anderem das "WSJ" heraus. Neben dieser Zeitung, der "FT" und CNBC wäre das neue Unternehmen auch im Besitz des Finanzmagazins "Barron's" sowie eines 50-Prozent-Anteils am Magazin "Economist". Hinzu kämen Beteiligungen an Wirtschaftsmedien in Russland, Frankreich, Südafrika und Indien.
Bisher liegt Dow Jones eine nicht abgesprochene Offerte von Rupert Murdochs News Corp. über rund fünf Milliarden Dollar (gut 3,7 Milliarden Euro) vor. Die Mehrheit der Familie Bancroft lehnte das Angebot zunächst ab - sie sorgt sich um die redaktionelle Unabhängigkeit im Falle einer Übernahme durch Murdoch. Die Familie nahm später aber dennoch Gespräche mit Murdoch auf, zeigte sich aber auch offen für andere Optionen.
Bedrohung für Pearson und GE
Auch die Gewerkschaft IAPE, die mehr als 2000 Dow-Jones-Mitarbeiter vertritt, lehnt eine Übernahme durch Murdoch ab. Die Gewerkschaft ist ihrerseits auf der Suche nach Investoren und konnte bereits den Milliardär Ron Burkle für sich gewinnen, mit dem sie ein alternatives Übernahmeangebot für Dow Jones erarbeiten will.
Sowohl für Pearson als auch für GE stellt ein Zusammenschluss von News Corp. und Dow Jones eine gewisse Bedrohung dar. Denn gemeinsam mit News Corp. könnte das "WSJ" mit der "FT" in Europa und Asien konkurrieren. Andererseits würde es der von Murdoch geplante Wirtschaftsnachrichtensender Fox News dank Dow Jones mit dem GE-Sender CNBC aufnehmen können.
Die "FT" zitiert ein namentlich nicht genanntes Familienmitglied mit den Worten, ein Verkauf an Pearson und GE sei die journalistisch gesehen bessere Variante. Den Zeitungen zufolge befinden sich die Gespräche aber noch in einem frühen Stadium.
Murdochs Angebot ist allerdings schwer zu überbieten: Der Preis von 60 Dollar je Dow-Jones-Aktie bedeutet eine fantastische Prämie von 67 Prozent gegenüber dem Kurs vor Bekanntwerden der Pläne.
manager-magazin.de mit Material von dpa, dow jones und reuters