Telekom Hat Obermann Cerberus hereingebeten?
Hamburg/Bonn - Ob der Finanzinvestor Cerberus Favorit für die Übernahme von Teilen der Telekom-Tochter T-Systems ist, wollte ein Sprecher des Bonner Konzerns am Sonnabend nicht kommentieren: "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Marktgerüchten", sagte der Sprecher gegenüber manager-magazin.de. Er betonte aber, dass man nach einem "starken Partner" für die Geschäftskundensparte suche. Sowohl ein Finanzinvestor als auch ein Unternehmen aus der Branche kämen dafür noch in Frage, so der Sprecher weiter.
Telekomchef René Obermann sagte der "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe), der Konzern habe "jetzt aus den möglichen Kandidaten eine kleinere Anzahl der aussichtsreichsten potenziellen Partner" herausgefiltert. In den nächsten Wochen wolle man Gespräche mit diesen Unternehmen konkretisieren. Namen der möglichen Partner nannte er nicht.
Nach Ansicht Obermanns erleichtert der Abgang von T-Systems-Chef Lothar Pauly "das Verfahren natürlich nicht gerade". Die Partnersuche werde aber ohnehin von Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick geführt, fügte der Telekom-Vorstandschef hinzu. Insofern sei es "nicht entscheidend für den weiteren Verlauf, für das Ressort ein Vorstandsmitglied zu bestellen." Einen Nachfolger für den wegen seiner früheren Tätigkeit bei Siemens in den Sog des dortigen Korruptionsskandals geratenen Pauly gebe es nicht.
Das Magazin "Focus" hatte zuvor berichtet, unter den interessierten Investoren gelte Finanzinvestor Cerberus, der seit kurzem die Mehrheit an der US-Automarke Chrysler hält, als Favorit. Cerberus würde Teile von T-Systems übernehmen, schrieb das Blatt. Die Geschäftskundensparte weist im aktuellen Bericht einen Jahresumsatz von knapp 13 Milliarden Euro aus.
"Geschäft in diesem Jahr über die Bühne bringen"
Die Deutsche Telekom würde die 160.000 mittelständischen Geschäftskunden in die Festnetzsparte T-Home eingliedern. Die internationalen Großkunden würden von Cerberus weitergeführt, möglicherweise in einer Gesellschaft mit einer Minderheitsbeteiligung der Telekom, heißt es weiter in dem Bericht.
Bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen vor drei Wochen hatte Konzernchef Obermann bereits erklärt, dass die Suche nach einem strategischen Partner für T-Systems zu den zentralen Vorhaben gehöre. Der Bonner Konzern habe bereits Gespräche mit Interessenten geführt. "Wir wollen versuchen, das Geschäft möglichst in diesem Jahr über die Bühne zu bringen", betonte Obermann am 10. Mai.
Kein Kommentar zu angeblicher Millionenabfindung
Wer nach dem überraschenden Abgang von Lothar Pauly die Aufgaben des T-Systems-Chef übernimmt, ist nach Angaben des Telekom-Sprechers geklärt: T-Mobile-Chef Hamit Akhavan soll alle konzernübergreifenden Aufgaben Paulys zusätzlich übernehmen, erklärte der Sprecher und bestätigte damit eine Vorabmeldung der "Wirtschaftswoche". Derzeit werden Paulys Aufgaben kommissarisch vom stellvertretenden Konzernchef Eicke wahrgenommen.
Akhavan, der bereits in der Vergangenheit federführend im Bereich "Innovationen" bei der Telekom war, wird insbesondere die Zuständigkeiten für die eigene IT, den Einkauf und die Netztechnik bekommen. Die formale Zustimmung des Aufsichtsrats soll auf der kommenden Sitzung des Gremiums erfolgen.
Ob eine Abfindung für Lothar Pauly in Höhe von 4,5 Millionen Euro geplant ist, wollte der Sprecher nicht beantworten.
manager-magazin.de mit Material von dpa