Deutsche Telekom Blitz und Donner
Bonn - Es gebe zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen in Bayern, Rheinland-Pfalz und Ostdeutschland, da durch die Unwetter entstandene Schäden an Telekomanlagen nicht beseitigt würden, sagte der Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm am Donnerstag. Reparaturen gebe es nur dort, wo lebenswichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser und Rettungskräfte beeinträchtigt sein.
Die Deutsche Telekom äußerte sich nicht zum Umfang der Auswirkungen, räumte allerdings Beeinträchtigungen im Betriebsablauf ein. "Auf der einen Seite der Streik und auf der anderen das Unwetter", sagte ein Sprecher.
Scharfe Töne in der Auseinandersetzung um die Notdienste waren bereits am Mittwoch zu hören. Eine Telekom-Sprecherin sagte, der Konzern habe 1200 Mitarbeiter zum Notdienst aufgerufen, um unter anderem die Versorgung von Krankenhäusern und Polizei sicherzustellen. Die Gewerkschaft habe diese Beschäftigten aber aufgefordert, keinen Notdienst zu leisten.
"Das könnte schwierig werden", sagte die Sprecherin. Ein Spitzengespräch zwischen Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder und dem neuen Personalvorstand der Telekom, Thomas Sattelberger, habe noch zu keiner Einigung geführt.
"Die Notdienste sind fingiert"
Die Gewerkschaft bezeichnete die Notdiensteinsätze als fingiert und rechtswidrig. Sie kritisierte, dass das Unternehmen auf die Arbeitsverweigerung mit Abmahnungen für eine Reihe von Beschäftigten reagiert habe. Die erste Amtshandlung Sattelbergers "richtet sich gegen die Beschäftigten. Damit will er sich offenbar einen Ruf als Scharfmacher verdienen", sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm.
Mit dem Arbeitskampf stellt sich die Gewerkschaft gegen Pläne des Konzerns, ab 1. Juli rund 50.000 Jobs in Callcentern und Kundendienst der Festnetzsparte T-Com in eigenständige T-Service-Gesellschaften auszulagern. Die Beschäftigten sollen dort 9 Prozent weniger verdienen und 38 statt 34 Stunden pro Woche arbeiten.
Die Tarifverhandlungen darüber waren Ende April gescheitert. Ein neuer Verhandlungstermin zeichne sich zunächst nicht ab, obwohl beide Seiten ständig im Gespräch seien, sagte die Telekom-Sprecherin. Deshalb werden auch am Donnerstag der Gewerkschaft zufolge wieder rund 16.000 Mitarbeiter gegen die Auslagerung streiken.
Streit im Bundestag
Streit im Bundestag
Die Pläne der Deutschen Telekom sorgen unterdessen auch im Bundestag für Streit. Links-Fraktion und Grüne warfen der Bundesregierung vor, die Unternehmenspläne gebilligt zu haben. Dagegen appellierten Vertreter der Koalition an Unternehmensleitung und Beschäftigte, sich um eine Kompromissregelung zu bemühen.
In der von der Links-Fraktion beantragten Bundestagsdebatte sagte ihr Abgeordnete Klaus Ernst, die Ausgliederungspläne seien auch Angelegenheit der Bundesregierung, die mit 30 Prozent Anteilseigner an der Telekom sei. Die Regierungsvertreter im Aufsichtsrat hätten einem Konzept zugestimmt, bei dem im Ergebnis jährlich 900 Millionen Euro an Personalkosten eingespart würden. Dies sei ein Skandal. Ziel sei es, den Aktienkurs auf Kosten der Beschäftigten zu erhöhen, kritisierte Ernst, der zugleich die Ablösung von Telekom-Chef René Obermann forderte.
Die CDU-Parlamentarierin Martina Krogmann erwiderte, dass der Bund zwar Verantwortung für die Telekom habe, nicht aber für die operativen Entscheidungen im Unternehmen selbst. Vielmehr würden die vom Vorstand getroffen und verantwortet. "So funktioniert Marktwirtschaft", betonte Krogmann. Sie appellierte zugleich an Management und Beschäftigte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um einen Interessensausgleich zu finden.
"Rendite rauf, Löhne runter"
Der SPD-Abgeordnete Martin Dörmann verwies darauf, dass der Bund schon laut Aktienrecht nicht direkt in Unternehmensentscheidungen eingreifen dürfe. Man müsse aber ein großes Interesse daran haben, "dass möglichst bald gute Kompromisslösungen gefunden werden können". Schließlich liege es weder im Interesse des Unternehmens noch der Beschäftigten, wenn die Kunden durch einen langen Streik zusätzlich verunsichert werden.
Der FDP-Parlamentarier Martin Zeil warf der Links-Fraktion vor, mit der von ihr beantragten Debatte dem ohnedies von Imageproblemen geplagten Unternehmen zu schaden und Arbeitsplätze zu gefährden. Zudem kritisierte Zeil, es sei nicht ganz klar, ob die Bundesregierung die Telekom-Leitung unabhängig agieren lasse.
Die Grünen-Abgeordnete Brigitte Pothmer nannte den Widerstand der Telekom-Beschäftigen gegen die Vorstandsvorstellungen verständlich. Bei einer Unternehmenspolitik nach dem Motto "Rendite rauf, Löhne runter" könne sich darüber niemand wundern. Dabei habe die Bundesregierung dem Sanierungsprogramm der Telekom zugestimmt und mache sich nun "einen schlanken Fuß".
manager-magazin.de mit Material von ap, ddp und dpa