TV-Werbung Supervermarkter Google
Mountain View - Das neue "TV Ads"-Angebot baut auf dem Online-Werbesystem AdSense auf, mit dem Google im Internetmarkt einen Großteil seiner Milliardenerlöse erzielt. Werbetreibende können die Werbeplätze per Onlineauktion kaufen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Erfolg der Kampagnen quasi in Echtzeit zu verfolgen und blitzschnell darauf zu reagieren.
Für das Google-Angebot wird über die Settop-Boxen der Fernsehzuschauer anonymisiert registriert, wie viele Menschen die TV-Spots anschauen oder bei Werbeeinblendungen auf einen anderen Kanal umschalten. "Wir können jetzt auch einen effizienten digitalen Workflow für die TV-Werbung anbieten", jubelte Michael Steip, Sales Director Television Advertising bei Google.
Mit dem Einstieg in die TV-Reklame will Google seine finanzielle Abhängigkeit vom Erfolg der Internetwerbung abbauen. Zuvor hatte das Unternehmen deshalb bereits eine Vertriebsmannschaft für Radio-Werbespots aufgebaut. Außerdem vermarktet Google Reklameanzeigen in US-Zeitungen wie "The Chicago Tribune" oder "The New York Times". Darüber hinaus wird spekuliert, dass Google den Onlinevermarkter Doubleclick übernehmen will.
Am Fernsehen kommt Google nicht vorbei, wenn das Unternehmen seinen Weg zum Super-Werbeunternehmen zu Ende gehen will. Der Markt hat ein geschätztes Gesamtvolumen von 50 bis 70 Milliarden Dollar im Jahr, während es die Reklame im Web auf etwa 17 Milliarden Dollar bringt.
Google bietet alles unter einem Dach
Doch der erfolgsverwöhnte Suchmaschinenanbieter wird es Experten zufolge schwer haben auf dem neuen Terrain. Mit Echostar hat sich Google zwar einen durchaus mächtigen Partner mit ins Boot geholt: Das Unternehmen betreibt das "DISH"-Netzwerk, auf dem rund 120 TV-Sender von insgesamt 13,1 Millionen Zuschauern empfangen werden können. Trotzdem zeigt sich Google ungewohnt schüchtern bei dem Gang auf den neuen Markt. Der Deal mit Echostar umfasst nur einen kleinen Anteil der Sendezeit.
Außerdem tummelten sich in dem Bereich schon unzählige kleine Start-ups und ein verworrenes Netzwerk an Unternehmen, die Werbeplätze einkaufen, gibt etwa die "Los Angeles Times" (LAT) zu bedenken. Die neuen Ambitionen von Google ernteten derzeit noch skeptisches Stirnrunzeln, insofern sei fraglich, inwieweit sich die alten Hasen dort mit dem Newcomer Google einließen.
Bei Google allerdings gibt man sich wie immer wenig beeindruckt von den neuen Herausforderungen. "Wir glauben, dass Fernesehen dem Web immer ähnlicher wird", sagt Keval Desa, verantwortlich für das Management des neuen TV-Werbebereichs. Das Fernsehangebot werde immer fragmentierter - so sei es für die Werbetreibenden immer schwieriger, ihre Zielgruppen zu erreichen. Genau da setze Google an.
Vor allem die Möglichkeit, den Erfolg der eigenen Werbespots genau nachzuvollziehen, gereiche dem Unternehmen zum Vorteil, glaubt auch Greg Sterling, Analyst für Onlinewerbung bei Sterling Market Intelligence. "Nichts, was Google da macht, ist total neu", zitiert die "LAT" den Experten. "Neu ist lediglich, dass Google die Möglichkeiten hat, alle diese Alternativen zusammenzubringen - die Versteigerung der Werbung, die Wirksamkeit und die Nachvollziehbarkeit."
SPIEGEL ONLINE