BenQ Im Visier der Ermittler
München - Die Staatsanwaltschaft München hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) vom Freitag bereits am 1. März umfangreiches Beweismaterial bei Insolvenzverwalter Martin Prager beschlagnahmt. Dabei soll es sich unter anderem um den Verkaufsvertrag zwischen Siemens und BenQ handeln. Die Staatsanwaltschaft wolle nun klären, ob es zu Gesetzesverstößen gekommen sei, sagte Oberstaatsanwalt August Winkler der "SZ".
Der taiwanesische Elektronikkonzern BenQ soll von seiner deutschen Handytochter vor deren Pleite Vermögen im Wert von einer halben Milliarden Euro abgezweigt und nach Asien transferiert haben. Das hatte Insolvenzverwalter Martin Prager am Mittwoch vor der Gläubigerversammlung des Unternehmens erklärt.
Mit einer Klage gegen die Konzernmutter BenQ in Taipeh will Prager insgesamt 504 Millionen Euro zurückfordern. Nach Informationen der "SZ" handelt es sich um 382 Millionen Euro der Zentrale in Taipeh und weitere 122 Millionen Euro einer chinesischen Produktionstochter in Schanghai.
BenQ hat die Millionenforderungen allerdings zurückgewiesen. Es gebe dafür "keine rechtliche Basis", erklärte das Unternehmen. "Die Gläubiger haben keine direkte Beziehung zu uns und wir haben solche Forderungen noch nicht erhalten", sagte ein BenQ-Sprecher. Die Rechtsberater sähen die Forderungen als nicht gerechtfertigt an, weil BenQ Mobile ein "unabhängiges Unternehmen" sei.
Siemens hatte seine Handysparte Mitte 2005 mit einer hohen Mitgift an BenQ abgegeben. Nach rund einem Jahr mit Umsatz- und Marktanteilsrückgängen schickten die Taiwanesen ihre deutsche Tochter in die Pleite.
Ende September 2006 musste BenQ Mobile Insolvenz anmelden, die mehr als 3000 Beschäftigten verloren ihren Job. Das Unternehmen sitzt auf einem Milliarden-Schuldenberg: Insgesamt 4350 Gläubiger, darunter vor allem Lieferanten und ehemalige Beschäftigte, haben Forderungen von insgesamt 1,2 Milliarden Euro gegen BenQ Mobile angemeldet.
manager-magazin.de mit Material von dow jones und dpa