Managerumfrage Hat die Cebit noch eine Zukunft?
Hamburg - Für hiesige Manager ist die Cebit nach wie vor die Nummer eins im Ranking der deutschen IT-Messen. Das ergab eine Umfrage unter 1000 Entscheidern der umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland, die von der Kommunikationsagentur Fischer Appelt im Auftrag von manager-magazin.de befragt wurden und an der 122 Manager teilnahmen. Demnach ist die Veranstaltung in Hannover für 57 Prozent der befragten Manager wichtiger als andere Messen.
Die Entscheider gehen davon aus, dass die Cebit die deutsche Wirtschaft insgesamt positiv beeinflussen wird. Allerdings bemängeln die Manager auch die abnehmende Bedeutung der Veranstaltung als Trendmesse. Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass die Cebit als Trend setzende Veranstaltung eine geringere Rolle als noch in den Vorjahren spielt.
"Früher war die Cebit für ausstellende Unternehmen ein absolutes Muss und bot die Chance, internationale Aufmerksamkeit zu erreichen", sagt Christian Pott von Fischer Appelt. Kürzere Innovationszyklen in der IT-Branche und das inzwischen unscharfe Profil der Veranstaltung ließen das Image der Messe als zentrale Kommunikationsplattform jedoch bröckeln.
Medien als Ersatz für Messe-Besuch
Für die Mehrheit der Entscheider liegt die Ursache des Qualitätsverlusts daher auch an dem Mangel an technischen Neuheiten. Rund 48 Prozent der befragten Manager sind der Meinung, dass die Cebit in diesem zentralen Punkt stagniert.
Alternativ weichen die Unternehmen allerdings nicht auf andere Messen wie die IFA in Berlin oder die Systems in München aus. Denn auch von diesen Veranstaltungen erwartet die Mehrheit der befragten Manager keine richtungweisenden technologischen Trends.
Die Umfrage ergab stattdessen, dass Messen wie die Cebit von vielen Entscheidern nicht mehr persönlich besucht werden. Rund 68 Prozent der befragten Manager informieren sich lieber via Internet, Fernsehen oder Zeitung über die aktuellen Produkte und Trends. "Der Messebummel hat eindeutig an Attraktivität verloren, weil die Cebit seit Jahren keinen echten Trend mehr präsentieren konnte und sich viele Aussteller von der Veranstaltung zurückziehen", erklärt Cebit-Experte Pott.
Kommunikation als Topthema
Kommunikationstechnologien als Topthema
Wen es dennoch auf die Cebit zieht, den interessieren der Umfrage zufolge vor allem die Kommunikationstechnologien. Rund 65 Prozent der befragten Manager suchen auf der Messe gezielt nach Lösungen, die die Kommunikation im Geschäftsalltag erleichtern oder verbessern, wie beispielsweise Internetservices, Mobilkommunikation, Netzwerke oder Telekmatik und Navigation.
Zweitwichtigstes Ausstellungsthema für die Entscheider ist der Bereich Geschäftsprozesse. Unterhaltungselektronik spielt für die Fachbesucher dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Konkrete Verträge werden auf der Messe allerdings kaum abgeschlossen. Die Mehrheit der Entscheider will sich auf der Cebit bloß informieren oder Geschäftspartner treffen und Kontakte pflegen. Um einen Kaufvertrag abzuschließen, fahren nur 2 Prozent der Manager nach Hannover. So ist es auch kaum verwunderlich, dass rund 84 Prozent der befragten Personen keine bis mittelmäßige Auswirkungen der Cebit auf ihre Entscheidungen in ihrem Unternehmen sehen.
"Die allgemeine Skepsis in der Erwartungshaltung gegenüber der Messe liegt an dem unklaren Profil der Cebit", urteilt Pott von Fischer Appelt. Um international konkurrenzfähig zu bleiben, müsse die Messe daher in den kommenden Jahren ihr Profil deutlich schärfen.
Geplant ist dies bereits. So will sich die Messe im kommenden Jahr wieder verstärkt an die Fachbesucher richten. Zudem wird die Dauer der Veranstaltung um einen Tag auf sechs Tage verkürzt. Mit einer neuen Struktur soll die Cebit außerdem stärker nach den Interessen der Fachbesucher ausgerichtet werden. Ob die Veranstalter mit diesen Veränderungen die Kurve schaffen, bleibt abzuwarten.
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