Der Internetanbieter AOL wechselt in Deutschland fast die gesamte Führungsriege aus. Nur eine relativ kleine Rumpftruppe soll unter Leitung von Torsten Ahlers künftig Inhalte anbieten und allein mit Werbung Geld verdienen. Die Aussichten dafür sind nicht allzu gut.
Hamburg - Bereits im vergangenen Jahr gingen die für Inhalte zuständige Simone Brecht, Finanzchef Christoph Bauer (44), Personalchef Stephan Dahrendorf (42) und Vertriebsleiter Andreas Heil (46). Dies berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe, die ab Freitag (26. Januar) am Kiosk erhältlich ist.
Mittlerweile haben auch viele Manager der zweiten Führungsebene Aufhebungsverträge unterschrieben. So verlässt Technikchefin Gaby Kortum das Unternehmen Ende Februar. Vier weitere Topleute des Bereichs stehen vor dem Abgang. Der Leiter des Produktmanagements, Klaus Nadler, geht ebenso wie Matthias Lüttgen, der als neuer Finanzchef eingesetzt war.
Der Exodus geht einher mit der weitgehenden Selbstauflösung von AOL in Deutschland. Im September vergangenen Jahres verkaufte der einstmals führende Webvermarkter das Geschäft mit Internetanschlüssen an die Telecom-Italia-Tochter Hansenet. Bis Ende Februar soll der Übergang des mit rund 1200 Mitarbeitern größeren Teils von AOL an Hansenet abgeschlossen sein.
Der verbleibende Teil soll unter Führung von Torsten Ahlers (41) zukünftig Inhalte anbieten und allein mit Werbung Geld verdienen. Die Aussichten dafür sind nicht allzu gut. Interne Papiere, die manager magazin vorliegen, belegen, dass die AOL Medien GmbH für 2007 mit einem Verlust von 20 Millionen Euro rechnet. Der Break-even soll frühestens 2010 erreicht werden.
AOL wollte diese Zahlen nicht bestätigen. Co-Geschäftsführer Charles Fränkl (48) gibt allerdings zu, intern einen Stellenabbau zu prüfen. Nur gut 100 Mitarbeiter sollen nach derzeitigen Prognosen am Ende übrig bleiben.