KarstadtQuelle/Atos Origin "Es quietscht und eiert"
Essen - Es ist nicht alles Gold, was golden glänzt. Im September 2004 wurde die Auslagerung der Rechenzentren von KarstadtQuelle zum französischen IT-Dienstleister Atos Origin noch als Erfolg des früheren KarstadtQuelle-Vorstandsvorsitzenden Christoph Achenbach angesehen.
Von einer signifikanten Einmalzahlung war damals die Rede, die die Essener für die Abgabe der IT erhielten. Gleichzeitig kam man beim Stellenabbau voran, denn etwa 900 Mitarbeiter wechselten von der konzerneigenen IT-Tochter Itellium zum neuen Arbeitgeber.
Atos Origin wiederum sicherte sich einen Auftrag für die nächsten acht Jahre, der sowohl den Betrieb der IT-Infrastruktur als auch den Support der Endgeräte umfasste. Kein Miniauftrag, sondern ein riesiger Deal, der die Franzosen hierzulande bekannt machte. Der damalige Deutschland-Chef von Atos Origin, Gerhard Fercho, bezifferte das Auftragsvolumen immerhin auf 1,3 Milliarden Euro.
Zwei Jahre später ist bei KarstadtQuelle von Euphorie, bei diesem IT-Outsourcing den richtigen Partner gefunden zu haben, nicht mehr viel übrig. Wie manager-magazin.de aus dem Umfeld des Konzerns erfuhr, erwägt KarstadtQuelle, sich von Atos Origin zu trennen. "Es quietscht und eiert", beschrieb eine mit der Sache vertraute Person gegenüber manager-magazin.de die Partnerschaft. Die Essener seien mit der Dienstleistung von Atos Origin nicht zufrieden. Das Unternehmen habe stark expandiert und sich dadurch nicht umfassend auf Karstadt konzentrieren können, so der Vorwurf. Zur allgemeinen Unzufriedenheit kämen auch noch finanzielle Aspekte.
Während ein Sprecher von KarstadtQuelle dazu keine Stellung nehmen wollte, wehrte sich der Dienstleister gegenüber manager-magazin.de gegen die Vorwürfe. Atos Origin habe seine Verpflichtungen stets eingehalten und übertroffen. Das gelte auch für die Rechenzentren. Es sei aber selbstverständlich, dass, wenn sich die Geschäftssituation eines Kunden ändere, über eine Anpassung des Vertrags geredet wird.
2004 hatte das Angebot der Franzosen an den deutschen Konzern wohl allzu verlockend geklungen und war angesichts der finanziellen Schieflage gern angenommen worden. Doch nun, wie es heißt, stünden weitere Investitionen in die IT an und KarstadtQuelle überprüfe seine Partnerschaft mit Atos. Gleichzeitig spreche der Konzern aber auch mit der Konkurrenz. Bis zum ersten Quartal wolle sich das Unternehmen entscheiden, wie es in Sachen Rechenzentren und Atos Origin weitergeht.
Die Ausstiegsszenarien
Verschiedene Szenarien sind dabei denkbar. Zum einen könnten nach und nach Teile des Outsourcing-Vertrags an andere Dienstleister vergeben oder wieder in die IT-Tochter Itellium eingegliedert werden, sodass eine langsame Trennung von den Franzosen möglich wäre. Da die Ausstiegshürden jedoch hoch liegen, wie ein Insider berichtet, ist es auch möglich, dass Atos Origin den Auftrag behält, alle neuen Projekte aber an andere Dienstleister gehen.
Dass bei Atos Origin in den vergangenen Monaten nicht alles rund lief, darauf könnte möglicherweise auch der Wechsel in der deutschen Führungsetage hindeuten. So hat der Deutschland-Chef, Gerhard Fercho, inzwischen sein Amt niedergelegt und just im November die Geschäftsführung des Konkurrenten CSC Deutschland übernommen. Zudem meldete das börsennotierte, französische Unternehmen konzernweit für das erste Halbjahr 2006 einen Umsatzrückgang. Für das Gesamtjahr wurde angesichts eines schwächelnden Geschäfts in Großbritannien sogar die Prognose gesenkt. Im vergangenen Jahr setzte Atos Origin mit über 47.000 Mitarbeitern in 40 Ländern 5,46 Milliarden Euro um.
Presseberichten zufolge verhandelt derzeit Telekom-Gesellschafter Blackstone mit Atos Origin über einen Kauf. Der Finanzinvestor bietet demnach 3,6 Milliarden Euro für den Konkurrenten der kriselnden Telekom-Sparte T-Systems. Ziel sei eine freundliche Übernahme. Gleichzeitig wird Atos Origin als möglicher Interessent für Teile von T-Systems gehandelt, sollte die Deutschen Telekom sich von entsprechenden Bereichen trennen. Womöglich steht sogar eine Fusion an.