Zukunftspreis Messerscharfer Laserstrahl
Bernried - Es begann in einem Reihenhaus im oberbayerischen Wolfratshausen. "Die Küche war unser Konferenzzimmer, der Hobbyraum wurde umfunktioniert zur Werkstatt", erzählt Karin Schütze aus den Zeiten, als sie eine vielversprechende Idee und ihr Mann das nötige feinmechanische Geschick hatte.
Heute gehört die P.A.L.M. Microlaser Technologies GmbH zur Carl Zeiss Micro Imaging Gruppe. Ihr Projekt, mit fokussiertem Laserlicht biologische Zellproben für Forschung und Diagnostik zu gewinnen, ist nun für den Deutschen Zukunftspreis 2006 nominiert.
Das Verfahren eröffnet neue Möglichkeiten in der Zellforschung: Ohne jede Berührung schneidet ein Laserstrahl einzelne Zellen oder kleine Zellbereiche aus einer Gewebeprobe, treibt sie - nur basierend auf der Kraft des gebündelten Lichts - aus der Präparatebene hinaus und transportiert sie zielgenau in ein Probengefäß.
"Früher musste man, um herauszufinden, wie sich die Moleküle in der Zelle arrangiert haben, eine Mischung aus gesunden und kranken Zellen untersuchen und hat entsprechende Mischinformationen bekommen", erläutert Schütze. "Jetzt bietet sich die Möglichkeit, die Zellen sauber zu trennen. Es eröffnen sich Möglichkeiten, besser und früher zu diagnostizieren." Die Lasertechnik leiste wichtige Hilfestellungen in der Tumorforschung ebenso wie in bei der kriminalistischen Spuren- und Tätersuche.
Ihren Anfang nahmen Schützes Pläne und Entwicklungen während ihres Studiums in Heidelberg. Sie sollte Zellen züchten und ärgerte sich über die komplizierten Apparaturen. "Ich möchte ein Werkzeug haben, das sich auf Knopfdruck einschaltet und funktioniert. In den USA habe ich die optische Pinzette kennen gelernt. Der Wunsch blieb, ein möglichst einfaches Werkzeug zu entwickeln", sagt die 50-jährige Wissenschaftlerin.
Zusammen mit ihrem Mann, einem Goldschmied, trieb sie Anfang der 90er Jahre ihre Forschungen voran. Vergebens suchten die Schützes zunächst nach einem geeigneten Mikroskoptisch, der die zu untersuchende Probe genau genug bewegen konnte. "Da kein Konstrukteur uns den Tisch konstruieren konnte, hat ihn mein Mann schlussendlich einfach gebaut und anhand des Musters die Konstruktionszeichnung fertigen lassen."
Sie hatten viel Arbeit, sind finanzielle Risiken eingegangen, waren aber stets vom Erfolg ihrer Idee überzeugt. Die Lasertechnologie war Teil der Familie. "Wir haben immer versucht, Beruf und Familie zu kombinieren. Das hat auch dazu geführt, dass ich bei Verhandlungen am Küchentisch nebenher noch etwas fertig gekocht habe, während die Kinder und zwei Katzen um mich herum gesprungen sind," erzählt Schütze.
Heute gilt das Verfahren als wichtiges Hilfsmittel der modernen Biowissenschaften und der molekularen Medizin, vom 1993 gegründeten Familienbetrieb hat sich P.A.L.M. zum internationalen Technologieführer entwickelt.
Kathrin Zeilmann, dpa