FM-Transmitter Musik liegt in der Luft
München/Stuttgart - Eine Gesetzesänderung hat es möglich gemacht: Jetzt darf jeder seinen eigenen Radiosender betreiben - vorausgesetzt die Sendeleistung ist so schwach, dass der Privatfunk den Nachbarn nicht stört. FM-Transmitter - kleine Geräte, die im UKW-Bereich senden - sind damit in Deutschland legal geworden.
Die Montage des eigenen Senders ist denkbar einfach. "Der Stereo-Transmitter wird dazu lediglich an den Zigarettenanzünder oder eine andere 12-Volt-Buchse im Pkw, Lkw oder Kleinbus angeschlossen", erklärt Eyla Hassenpflug, Sprecherin des Technik-Versandhandels Pearl Agency. Per Kabel, das in den Kopfhörerausgang des MP3-Players gesteckt wird, müssen die beiden Geräte nur noch verbunden werden. Dann wird die passende UKW-Frequenz gewählt und schon erklingen die MP3-Hits wie ein Radiosender im Autoradio.
Legal ist derartiger Privatfunk seit dem 1. April dieses Jahres. In einer Verfügung hat die Bundesnetzagentur im Februar den Weg dazu frei gemacht und im Frequenzbereich 87,5 bis 108 Megahertz (MHz) - dem UKW-Bereich - drahtlose Audio-Funkanwendungen erlaubt. Die Sendeleistung der in Deutschland zugelassenen Geräte darf 50 Nanowatt (nW) aber nicht überschreiten. Importgeräte mit mehr als 50 nW Sendeleistung sind nicht zugelassen.
Nachbar auf der Nebenspur kann mithören
Das Signal der legalen FM-Transmitter reicht fünf bis zehn Meter weit. Im Stau könnte der Nachbar auf der Nebenspur eventuell noch mithören, der Fahrer in der Spur dahinter aber nicht mehr.
Georg Reneld, bekennender Autoschrauber und Redakteur der Zeitschrift "Digital.World", hat die Minisender unter die Lupe genommen. "FM-Transmitter sind im Prinzip gut", urteilt er. Man müsse aber in jedem Einzelfall sehen, ob der Sender zum Auto passt. Meist sei die Übertragung der Musik vom Sender zum Autoradio zwar kein Problem. Eine Garantie für erstklassigen UKW-Hörgenuss in Stereo gibt es aber nicht.
FM-Transmitter auf der Hutablage
FM-Transmitter auf der Hutablage
In welcher Qualität und Stärke das gesendete Signal im Autoradio ankommt, hängt von der Art der Autoantenne und von der Position des FM-Transmitters ab. Probleme machen laut Reneld Autos mit Scheibenantennen. "Da gibt es keine Position für den FM-Transmitter, von der er so senden kann, dass die Scheibenantenne das richtig empfängt", fasst Reneld seine Erfahrungen zusammen. "Mit meinem eigenen Wagen, der eine normale Antenne hat, gab es hingegen keine Probleme."
Mitunter lassen sich Empfangsprobleme auch lösen, wenn sich der FM-Transmitter im Wagen anders positionieren lässt. Das ist jedoch nicht mit allen Geräten möglich. Angeboten werden beispielsweise FM-Transmitter wie der Auvisio, die aus einem Gehäuse bestehen. Solche Geräte können nur von der Position des Zigarettenanzünders aus senden.
Andere FM-Transmitter - wie der Tune Cast II von Belkin - beziehen ihren Strom zwar auch aus dem Zigarettenanzünder, jedoch über ein anderthalb Meter langes Kabel. "Den Sender können Sie bei Bedarf auch auf die vordere oder hintere Ablage legen", sagt Reneld. "Da finden Sie sicherlich einen Platz, an dem das funktioniert."
Auch wenn die Übertragung der Audiodaten zum Autoradio einwandfrei funktioniert, bedeutet das immer noch keinen dauerhaften Hörgenuss. "Die Bundesnetzagentur übernimmt keine Gewähr für eine Mindestqualität oder Störungsfreiheit des Funkverkehrs", hieß es in der Verfügung der Bonner Netzwächter.
Die Experten wussten warum: Je nach Region kann es erhebliche Schwierigkeiten machen, im üblichen UKW-Frequenzspektrum eine Lücke zu finden: Wie im Stau reihen sich NDR, WDR und RBB, aber auch Deutschlandfunk, Klassikradio, Antenne Bayern, das Freie Senderkombinat und all die anderen großen und kleinen Radiostationen dicht aneinander.
Teure Alternativen
Teure Alternativen
"Und dann gibt es Gegenden, da wandern die Sender sehr stark", sagt Reneld. "Wenn Sie eine Lücke gefunden haben, ist die innerhalb weniger Kilometer wieder weg." Dann heißt es suchen. Leider haben die derzeit angebotenen Geräte noch keinen automatischen Suchlauf, mit dem sich freie Stellen im Frequenzbereich aufspüren lassen. Hinzu kommen Berge, die das Signal der Radiostationen reflektieren oder die Originalsendefrequenz streuen, so dass die Lücken zwischen den Sendern noch enger werden.
Die Alternative zu den schnell einzubauenden Funktransmittern, die mit Preisen zwischen 20 und 40 Euro relativ günstig sind, sind kabelgebundene Lösungen. Doch die sind entweder teuer, verlangen handwerkliches Geschick beim Einbau - oder beides.
Die Geräte werden zwischen Antenneneingang und Antennenkabel geschaltet. "Das Signal wird in maximaler UKW-Qualität auf einer Trägerfrequenz in den Antenneneingang des Radios eingespeist", erklärt Holger Seybold, Redakteur Zeitschrift "Autohifi". Die andere kostspielige Alternative ist der Kauf eines neuen Autoradios mit USB-Anschluss oder Kartenslot.
Wer es mit der "Luftleitung" und einem Funk-Transmitter versuchen möchte, sollte sich an den Rat des Experten Reneld halten und einen frei positionierbaren Transmitter vorziehen. "Online kaufen, zwei Wochen ausprobieren und bei Nichtgefallen zurückschicken", empfiehlt er. "Das ist doch das Schöne am Fernhandelsabsatzgesetz."
Arnd Petry, dpa