Der Baby-Born-Boom ist vorbei: Spielwaren des Traditionsunternehmens Zapf verkaufen sich immer schlechter. Außerdem belasten Bilanzfälschungsvorwürfe den Vorstand. Jetzt soll Thomas Pfau als neuer Marketingmanager frischen Wind in die Puppenstube bringen.
Rödental - Der oberfränkische Puppenhersteller Zapf Creation hat Thomas Pfau in seinen Vorstand berufen. In die Chefetage des defizitären Puppenherstellers, der durch Marken wie Baby Born und Chou Chou bekannt ist, rückt somit ein Manager des US-Vertriebspartners MGA auf.
Der Aufsichtsrat beschloss am Montag, Pfau, den bisherigen Geschäftsführer der MGA Entertainment GmbH, als weiteres Mitglied des Vorstands zu bestellen. Wie das bayrische Unternehmen weiter mitteilte, wird Pfau bei Zapf die Bereiche Marketing und Vertrieb verantworten.
Zapf war in die Krise geraten, da sich die Puppen vor allem in Deutschland und in den USA schlecht verkauften. Zudem belasten Unstimmigkeiten in den Bilanzen das Unternehmen.
Der potenzielle Retter, Tamagotchi-Hersteller Bandai aus Japan, war von dem US-Konkurrenten MGA aus dem Feld geschlagen worden, obwohl der alte Vorstand sich hinter die Japaner gestellt hatte. MGA hält 18 Prozent an Zapf Creation und hat inzwischen eine weit reichende Vertriebskooperation mit dem Traditionsunternehmen beschlossen. Ein Kaufangebot für die finanziell strapazierte Zapf blieb aber aus.
Beobachter erwarten, dass sich MGA nach der gescheiterten Übernahme durch Bandai stärker bei dem kriselnden Puppenhersteller engagiert. Ein Zapf-Sprecher hatte dazu zunächst keine Stellungnahme abgeben wollen.
Auf der Hauptversammlung stellte MGA dann aber eine Finanzspritze für den Puppenmacher in Aussicht. MGA-Chef Isaac Larian, der im Aufsichtsrat sitzt, sagte, sein Unternehmen wolle bei Zapf eine aktive Rolle spielen.
Doch es stehen noch weitere Turbulenzen bevor. Brisant ist vor allem ein Vorschlag des Aufsichtsrats: Die Hauptversammlung solle mehreren früheren Vorständen die Entlastung vorläufig versagen, bis die Vorwürfe der Bilanzmanipulation geklärt sind.
Die Jahresabschlüsse für 2003 und 2004 mussten nachträglich geändert werden, nachdem Unstimmigkeiten festgestellt worden waren. Im Mai 2006 wurde Vorstandschef Thomas Eichhorn entlassen. Gegen Ex-Finanzvorstand Rudolf Winning ermittelt die Staatsanwaltschaft Hof.