McKinsey Perspectives Entfesselte Information
Die Dominanz der leitungsgebundenen Informationsübertragung neigt sich ihrem Ende zu. Drahtlose Informationsübertragung ist keine Erfindung der Neuzeit. Es gibt sie schon, seit sich in grauer Vorzeit die ersten Menschen mit Worten verständigten.
Militärhandsprech-Funkgeräte und Zweiweg-Polizeifunk griffen in jüngerer Vergangenheit das "entfesselte" Prinzip auf. Mit der Entwicklung von mobilen Geräten für den Internet-Zugang und das Empfangen und Senden von Daten erobert die drahtlose Kommunikation das digitale Zeitalter.
Die künftigen Konturen mobiler Datendienste lassen sich schon erahnen. Kunden können von unterwegs Aktienfonds überprüfen, Daten aus dem Intranet ihres Unternehmens empfangen oder aber Restauranttipps für ihren aktuellen Aufenthaltsort abrufen.
Ermöglicht werden all diese Trends durch bessere mobile Netze, offene Internet-basierte Standards und miniaturisierte Gerätetechnik.
Genauso explosionsartig wie die Verwendung von Internet und E-Mail steigt auch die Zahl der Informationsquellen. Immer mehr Mitarbeiter von Unternehmen sind mobil tätig. Sie brauchen tragbare Geräte, um allerorten im Kontakt mit ihrer Firma zu bleiben. Prognosen sehen für das Jahr 2003 schon 60 Millionen Benutzer von mobilen Datendiensten in Nordamerika und ein Marktvolumen von 10 Milliarden US-Dollar.
Die Unternehmen springen auf den Zug der Zeit auf. So planen Cisco und Motorola, mobile Netze auf Grundlage des Internet Protocols (IP) zu entwickeln und aufzubauen. Qualcomm und Ericsson haben vereinbart, einen weltweiten Standard für die nächste Generation mobiler Kommunikation zu unterstützen.
Die Kooperationen haben ihren Grund: Kein einziges Unternehmen hält alle Trümpfe in der Hand, um diesen wachsenden Markt zu beherrschen. Das bedeutet für alle, für Content-Anbieter, Softwarehäuser, Anbieter von Mobildiensten und Anlagen- und Gerätehersteller, dass sie zusammenarbeiten müssen.
Dennoch gilt: Nur wer ein komplettes Servicepaket anbietet, gewinnt Marktanteile. Und: Nur wer durch die intelligente Auswertung von Kundendaten sein Angebot auf die individuellen Bedürfnisse zuschneidet, kann die künftig entscheidende Kundenbindung stärken.
Der lange Weg zur mobilen Datenkommunikation
Bislang scheiterte die breitere Verwendung von mobilen Datendiensten an technischen Hürden für die Übertragung, fehlenden Standards und unausgereiften Geräten. Mobile Netze wurden ursprünglich für Sprachübertragung konzipiert; daraus ergab sich eine begrenzte Möglichkeit zur Datenübertragung. Dieses Problem wurde zuerst durch den Einsatz von digitalen Protokoll-Overlays auf bestehenden analog-zellularen Netzen gelöst.
Die neue Generation mobiler Netze baut auf datentauglicheren digitalen Plattformen wie CDMA (Code Division Multiple Access) und dem GSM-Mobilfunkstandard (Global System for Mobile Communications) auf. Durch diese Plattformen können Protokolle für die paketvermittelte Datenübertragung leichter hinzugefügt und höhere Geschwindigkeiten erreicht werden.
Die zweite Hürde waren fehlende Standards. Dadurch wurde die Entwicklung und Einführung von mobilen Datenanwendungen sowohl schwierig als auch teuer. Heutzutage wird dieses Problem durch die Schaffung von mobiler Unterstützung für Internet-Protokolle gelöst. Obwohl die IP-basierten Plattformen und flexiblen Schnittstellen ursprünglich für leitungsgebundene Systeme konzipiert waren, konnten sie an die neuen Erfordernisse der mobilen Kommunikation angepasst werden.
Inzwischen wurden auch weitere Standards für mobile Kommunikation wie die Wireless Markup Language (WML) entwickelt. Diese ist eine dem HTML-Standard für die Erstellung von Web-Seiten sehr ähnliche Sprache. Durch WML ist es möglich, sich Web-Inhalte auch auf verschiedenen Geräten mit begrenzter Speicherkapazität und kleinen Displays anzusehen. Dieses Gerät kann zum Beispiel ein Personal Digital Assistant (PDA) oder Organizer, ein Pager oder ein Mobiltelefon bzw. PCS-(Personal Communications Services) Telefon sein.
Schließlich fehlten benutzerfreundliche Geräte. Inzwischen hat sich in der Halbleitertechnik und bei den Möglichkeiten von mobilen Netzen viel getan. Mobile Anlagen sind jetzt wesentlich leichter zu bedienen. Der Palm Pilot PDA von 3Com beispielsweise kombiniert Termin- und Adressenverwaltung mit anderen Management-Anwendungen. Er ist so klein, dass er in die Westentasche passt. Seine Nachfolgergeneration bietet neuerdings auch einen mobilen Internet-Anschluss und Zugang zum unternehmenseigenen Intranet.