Düsseldorf - Der Spardruck bei den deutschen Mobilfunkanbieter wächst: Hintergrund ist der massive Preisverfall und die zunehmende Sättigung des Marktes, die sich in den Bilanzen der Unternehmen für die ersten drei Monate des Jahres niederschlugen.
Bei Vodafone D2 und T-Mobile hätten sich Umsatz und operativer Gewinn rückläufig entwickelt, verlautete am gestrigen Donnerstag aus dem Umfeld der Unternehmen. Diese Entwicklung war erwartet worden, denn seit dem Markteintritt des Billiganbieters Simyo vor knapp einem Jahr sind die Preise für Handy-Gespräche massiv gefallen.
Alleine im vergangenen Jahr sanken die Tarife nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 11,5 Prozent. In diesem Jahr rechnen Experten mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent.
"Wir rechnen nicht mit steigenden Umsätzen"
Die Vorstände von Vodafone D2 und T-Mobile hatten im März daher bereits angekündigt, dass sich dies im Ergebnis bemerkbar machen werde. "Umsatzwachstum ist in Deutschland in diesem und im kommenden Jahr schwerer zu erreichen als bisher", hatte Telekom-Vorstand Rene Obermann kürzlich gesagt. Zu der Entwicklung in den Monaten Januar bis März lehnten die Unternehmen einen Kommentar ab.
Obermanns Hoffnungen wie auch von Vodafone-D2-Chef Fritz Joussen ruhen darauf, dass die Kunden künftig mehr telefonieren und dadurch die Umsätze wieder steigen. Experten hegen Zweifel an dieser Vision: "Die goldenen Zeiten für Mobilfunk sind in Deutschland für immer vorbei", sagt etwa Analyst Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Die Erlöse würden weiter sinken und erst nach einer Stabilisierung in einigen Jahren wieder leicht ansteigen. "Wir rechnen nicht mit steigenden Umsätzen bei Sprache, positive Wachstumsraten sehen wir im mobilen Datenverkehr", sagt Experte Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner.
Was Vodafone von T-Mobile lernen kann
Vodafone und T-Mobile haben sich unterschiedlich auf den Preisdruck eingestellt. Während die Tochter der Deutschen Telekom vor einem Jahr ein Sparprogramm auflegte, zieht Vodafone erst mit Verzögerung nach.
Einschnitte seien unter anderem in der Technik und im Marketing geplant, hieß es im Umfeld des Konzerns. Von den 9.300 Arbeitsplätzen bei der deutschen Tochter seien bis zu 2.500 von Abbau und Auslagerung bedroht. Der Umfang werde aber mit hoher Wahrscheinlichkeit geringer ausfallen.
Ein Vodafone-Sprecher sagt dazu: "Mir sind keine Pläne für eine Umstrukturierung bekannt, die Auswirkungen auf Arbeitsplätze haben." Die Gewerkschaft IG Metall rechnet indes in der nächsten Zeit als Reaktion auf die Marktentwicklung mit "Veränderungen" bei Vodafone. "Wir wissen, dass Vodafone Mittel zur Kostenreduzierung prüft und an deren Umsetzung arbeitet", sagt ein Sprecher.
Marktführer T-Mobile hat die meisten Einschnitte bereits umgesetzt: Knapp 1.000 Mitarbeiter verloren dabei ihren Posten oder wurden ausgelagert. Die Hälfte des Sparvolumens von 1,2 Milliarden Euro investieren die Bonner in das laufende Geschäft - mit Erfolg.
"T-Mobile hat die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen früher erkannt als Vodafone", sagt Gartner-Experte Gutberlet, "und das Programm 'Safe for Growth' aufgelegt". Die Kosten für die Kundengewinnung sanken und die operative Marge konnte T-Mobile Deutschland 2005 damit über dem Zielwert von 40 Prozent stabilisieren.
Den Sorgen von T-Mobile-Arbeitnehmern, dass angesichts der Entwicklung bei Vodafone auch bei der Telekom-Tochter neue Einschnitte geplant sein könnten, entgegnete ein Konzernsprecher: "Wir sind mit 'Save for Growth' im Plan". Angesichts der Erfolge dränge sich die Frage nach einer Ausweitung des Programms nicht auf.