Google China Das Lied der reichen Ernte

Im goldenen Saal des Peking-Hotels präsentierte Google-Chef Eric Schmidt den neuen Namen des Webauftritts in China. "Gu Ge" halte sich lediglich an örtliche Gesetze und Gebräuche, verteidigte sich Schmidt gegen Kritiker. Die hatten ihm vorgeworfen, Google würde zu eng mit der Regierung zusammenarbeiten.

Peking - Die weltweit größte Suchmaschine Google  hat ihre Selbstzensur in China mit dem Wunsch verteidigt, sich so besser auf dem größten Wachstumsmarkt der Erde positionieren zu können.

"Wir haben keine Alternative", befand der Vorsitzende Eric Schmidt, der am Mittwoch in Peking in einer großen Werbeshow den neuen chinesischen Namen "Gu Ge" enthüllte, was als "Lied der reichen Ernte" übersetzt werden kann. "Es war die richtige Entscheidung für Google." Das Unternehmen halte sich lediglich an örtliche "Gesetze und Gebräuche".

Doch musste sich der oberste Google-Manager bei seinem ersten großen Auftritt im "Goldenen Saal" des Peking-Hotels kritische Anmerkungen gefallen lassen. Eine chinesische Journalistin fragte ihn spitz: "Wie weit wird Goggle gehen, den Teufel zu spielen, um seine Interessen in China voranzubringen?"

Für seine Expansion in China habe sich Google "der Regierung gegenüber verpflichtet, dass wir strikt den chinesischen Gesetzen folgen werden", antwortete Schmidt. "Es ist keine Option für uns, Informationen weithin zu verbreiten, die illegal, unangemessen, unmoralisch oder sonstwas sind."

Allerdings filtert Google auch Inhalte heraus, die Chinas kommunistische Führung als Bedrohung ihrer Herrschaft ansieht. Informationen über Menschenrechtsverletzungen oder Kritik an der chinesischen Herrschaft in Tibet werden bei Google China unterschlagen.

Wie für Yahoo  oder MSN von Microsoft , die ähnlich filtern, steht auch für den Google-Chef das Marktpotenzial im Mittelpunkt. "Es gibt heute bereits mehr Internetnutzer in China als anderswo in der Welt", verkündete Schmidt. Offizielle Stellen gehen allerdings nur von 111 Millionen Nutzern aus, allein das Internetportal Sohu schätzte die Zahle jüngst auf 150 Millionen.

"Es ist entscheidend, dass Google dabei ist"

"Es ist entscheidend, dass Google dabei ist"

Über "viele, viele, viele Jahre" werde China den Markt anführen, sagte Schmidt weiter. Damit lieferte er die Begründung, warum er in das Lied der chinesischen Regierung von den "ungesunden Inhalten" im Internet einstimmt. "Wir verfolgen den Aufstieg Chinas. Es erfüllt uns mit Ehrfurcht, was hier passiert". Eines steht für Schmidt fest: "Es ist entscheidend, dass Google dabei ist."

Bisher hinkt die sonst größte Suchmaschine in China mit einem Anteil von nur 32 Prozent hinter der chinesischen Konkurrenz Baidu her, die auf 56 Prozent kommt. Die alte, vom Ausland gesteuerte Google-Suchmaschine lief in China langsam und litt unter der politisch forcierten Blockade unliebsamer Suchergebnisse.

Mit dem Start von Google.cn sind nun beide Probleme gelöst. Auch wenn jetzt eine regierungskonforme Welt angezeigt wird, versprach Schmidt den Chinesen "die besten Informationen" und "die Dinge, die ihnen am Herzen liegen".

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Google einen Erfolgs versprechenden Algorithmus gekauft hat. Google habe die Software "Orion" erworben und den Entwickler Ori Allon, einen 26-jährigen australischen Studenten, gleich mit engagiert, zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg den Google-Sprecher Barry Schnitt. Medienberichten zufolge konnte Google mit der Sicherung der Rechte an der Software seine Hauptkonkurrenten Microsoft  und Yahoo  ausstechen.

Die Software stellt bereits in der Trefferliste direkt Informationen aus den gefundenen Seiten dar, ohne dass der Suchende die Websites selbst anklicken muss. "Orion" soll auch Suchergebnisse darstellen, die mit den Suchworten verwandt sind. So soll die Suche nach dem Begriff "Amerikanische Revolution" auch Websites auflisten, in denen "George Washington" oder "Unabhängigkeitserklärung" vorkommt, schreibt Bloomberg.

manager-magazin.de mit Material von dpa

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