Mobilfunk Piranhas auf der Pirsch

Handydiscounter sind weiter auf dem Vormarsch. Im ersten Quartal sollen die Billiganbieter rund eine halbe Millionen neue Kunden gewonnen haben. Die neue Konkurrenz fürchten unterdessen auch die Platzhirsche. "Wir stehen vor großen Herausforderungen auf der Umsatzseite", sagte T-Mobile-Deutschland-Chef Philipp Humm.

Hamburg - Die Anbieter günstiger Handy-Verträge setzen die etablierten Mobilfunkkonzerne immer stärker unter Druck. Im ersten Quartal hätten die Billiganbieter rund eine halbe Million neue Kunden in Deutschland gewonnen und damit ihren Anteil am Gesamtmarkt gesteigert, verlautete am Dienstag aus Branchenkreisen. Damit kämen die Gesellschaften auf insgesamt über 1,5 Millionen Nutzer und einen Marktanteil von rund zwei Prozent.

Für den weiteren Jahresverlauf werde mit einem Anstieg auf bis zu vier Millionen Kunden gerechnet, sagte ein mit den Zahlen vertrauter Manager. Experten räumen den Billiganbietern einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent ein. Unangefochtener Marktführer sei die E-Plus-Tochter Simyo gefolgt von Debitel light.

Während Simyo den Angaben zufolge bisher über 600.000 Kunden gewonnen haben soll, komme Debitel light auf rund 150.000 und EasyMobile auf rund 50.000 Kunden. Die Unternehmen selbst haben bisher keine konkreten Zahlen veröffentlicht.

Um die wachsende Konkurrenz wissen auch die Platzhirsche am Markt. So erwartet T-Mobile noch zahlreiche Billiganbieter im Markt, sieht sie in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung aber stark überschätzt. Folgenreicher sei der Marketingeffekt, der von diesem Segment ausgehe und der einen allgemeinen Umbruch in der Branche beschleunige, sagte T-Mobile-Deutschland-Chef Philipp Humm.

Er rechne mit einer längeren Übergangsphase hin zu einem generell niedrigen Preisniveau. Deshalb stehe schon jetzt der gesamte Markt stark unter Druck. Am Ende werde es aber Umsatzzuwächse geben.

"Ich erwarte, dass in diesem Jahr noch jede Menge Niedrigpreisanbieter kommen", sagte Humm. Erst vor wenigen Tagen hatte die Drogeriekette Schlecker den Verkauf von Guthabenkarten für das Vodafone-Netz unter einer neuen Marke bekannt gegeben. Auch T-Mobile sei offen für weitere Kooperationen, sagte Humm. Das Unternehmen hat bereits mit einigen Prepaid-Anbietern wie Klarmobil und Simply Vertriebspartnerschaften geschlossen. Eine eigene Zweitmarke wolle man aber nach wie vor nicht gründen, so Humm weiter.

Schlecker war erst der Anfang

Schlecker war erst der Anfang

Der allgemeine Preisverfall, der durch die Discounter vorangetrieben wird, mache den Mobilfunkern indes derzeit stark zu schaffen. "Wir stehen vor großen Herausforderungen auf der Umsatzseite", sagte Humm.

Der gesamte Markt sei in der ersten Hälfte 2006 verstärktem Druck ausgesetzt. Im weiteren Verlauf des Jahres rechnet Humm aber mit einer Verbesserung. 2005 hatte T-Mobile in Deutschland 1,4 Prozent weniger umgesetzt, was auf die niedrigeren Zuschüsse für Handys zurückzuführen ist. Der reine Kommunikations-Umsatz legte dagegen um ein Prozent zu.

Auch Vodafone D2 will sein Netz in Deutschland für weitere Billiganbieter öffnen. In einem Schreiben bietet die Düsseldorfer Tochter der britischen Vodafone-Gruppe  anderen Unternehmen den Weitervertrieb von Mobilfunkverträgen an. Mit der Drogeriekette Schlecker hat Vodafone vor wenigen Tagen bereits einen Vertriebspartner gewonnen.

Vodafone reagiert mit dem Angebot auf den Vormarsch von Billiganbietern, die neben dem Vertrieb über das Internet auf Kooperationen mit Handelsketten setzen. Der Discounter Aldi hatte vor Weihnachten in Zusammenarbeit mit E-Plus und Medion  ein eigenes Handy-Angebot gestartet und mehrere hunderttausend Kunden gewonnen. Ein Vodafone-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Schreiben ab.

Vodafone D2 hat sich - anders als T-Mobile und E-Plus - bislang mit Kooperationen mit Billiganbietern zurückgehalten, sieht sich nun aber unter Zugzwang. "Wir sehen allerdings besonders in der Retaillandschaft die Notwendigkeit, dem Verlust von Marktanteilen zu begegnen", heißt es in dem Brief. Mit eigenen Namen will Vodafone bei den Angeboten nicht in Erscheinung treten, um den Markennamen nicht zu verwässern.

manager-magazin.de mit Material von ddp und dpa

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