Vodafone Neue Struktur, neues Gesicht
London - Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone richtet sich neu aus. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, sollen die Gesellschaften in den Ländern Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien künftig stärker von ihrer regionalen Größe profitieren. Auch sollen die Kosten gesenkt werden. Bislang waren die einzelnen Landesgesellschaften direkt der Zentrale in London unterstellt.
Künftig untergliedert Vodafone seine Geschäfte in die Bereiche gesättigter Markt und Wachstumsmarkt. So entsteht zum einen die Sektion Europa, zum anderen die Sparte "Schwellenländer und Wachstumsländer" sowie "Neue Dienste". Schon einmal hatte Vodafone einen Bereich Europa, der aber im Jahr 2004 abgeschafft wurde.
Experten begrüßten den Konzernumbau: "Die neue Organisation ist positiv, da Vodafone besser Synergien erzielen kann", sagte Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Allerdings bleibe abzuwarten, ob die neue Struktur greife oder nur ein reiner Überbau sei.
Neuer Mann für Europa
Das Europa-Geschäft wird künftig von Bill Morrow geleitet. Der Manager war bisher für das Geschäft in Japan verantwortlich. Vodafone Japan ist der drittgrößte Mobilfunkanbieter des Landes. Die Briten wollen ihr Tochterunternehmen jedoch abstoßen. Den Zuschlag erhielt bereits der japanische DSL-Anbieter Softbank, der rund 13 Milliarden Euro geboten hat. In den kommenden zwei Monaten will Vodafone die Transaktion abschließen.
Ähnlich wie in Japan zeichnet sich auch das Europageschäft durch eine zunehmende Sättigung aus. Die Margen sind daher in den vergangenen Monaten enorm unter Druck geraten, was aber auch durch den Einstieg von Billiganbietern in das Handy-Geschäft noch forciert wurde. Alleine in Deutschland sollen die Kosten für Handy-Gespräche im laufenden Jahr um bis zu 20 Prozent sinken.
Die deutsche Vodafone D2 hat daher bereits ihre Sparbemühungen verstärkt. Berichte, dass rund 500 Stellen im Bereich Technik gestrichen werden sollen, dementiert Vodafone D2-Specher Jens Kürten im Gespräch mit manager-magazin.de allerdings vehement. Zwar müsse man im Bereich Technik umstrukturieren, doch wolle die Gesellschaft die Mitarbeiter umschulen. Das müsse noch mit dem Betriebsrat verhandelt werden.
Die Nachrichtenagentur dpa-afx hatte unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise berichtet, dass 500 Technikstellen gestrichen werden sollen. Auch im Vertrieb sollen demnach Arbeitsplätze wegfallen, was Kürten ebenfalls dementierte. In der deutschen Gruppe ändere sich nichts. Auf Kosten müsse jedoch überall geachtet werden.
Kauft Vodafone Colt Telecom?
Kauft Vodafone Colt Telecom
Vodafone will sich nunmehr darauf verlegen, in den gesättigten Märkten durch neue Dienste und Innovationen zu wachsen, während es in den ungesättigten Märkten darum geht, Kunden zu gewinnen und die Verfügbarkeit von Mobilfunk aufzubauen. So macht sich das Unternehmen in den ungesättigten Ländern Europas, in Asien und den USA daran, Kunden zu gewinnen. In den USA ist Vodafone an dem Anbieter Verizon Wireless und in Asien unter anderem an China Mobile beteiligt. Die Briten hatten in den vergangenen Monaten zudem ihr Geschäft in den Ländern Indien und Südafrika ausgebaut. Entgegen Marktgerüchten will Vodafone-Chef Arun Sarin an der amerikanischen Beteiligung festhalten.
Mit der Schaffung des dritten Bereichs "Neue Dienste" will Vodafone vom Zusammenwachsen von Festnetz und Mobilfunk profitieren. Der deutsche Manager Thomas Geitner verantwortet künftig dieses zukunftsträchtige Geschäft. Vodafone hatte sich bislang vor allem als reiner Mobilfunkanbieter verstanden und Beteiligungen an Festnetzunternehmen wie der hessischen Arcor daher zum Verkauf gestellt. "Dieser Plan ist mittlerweile vom Tisch", hieß es in den unternehmensnahen Kreisen. Arcor werde nicht verkauft.
Stattdessen kursieren Gerüchte, dass Vodafone den Kauf von Colt Telecom oder Cabel & Wireless prüfe. Auch schaue sich der Konzern den britischen Marktführer BT Group an. Allerdings bestünden aus kartellrechtlicher Sicht Bedenken gegen eine Akquisition des Branchenschwergewichts.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx