Wenn HSDPA die bisher schnellste mobile Breitbandtechnik UMTS flächendeckend ablöst, können Nutzer mit dem Handy oder Notebook im Netz ruckelfrei surfen, wo immer sie wollen. Doch der Spaß hat seinen Preis. Bei Vodafone kostet ein Gigabyte Datendurchsatz jenseits der Fair Flatrate knapp 600 Euro.
Berlin - UMTS erreicht noch nicht einmal die breite Masse der Mobilfunkkunden, da beschleunigen einige Netzbetreiber die mobile Datenübertragung bereits erneut.
HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) erweitert die dritte Mobilfunkgeneration UMTS für Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1,8 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Mobiler Datenverkehr wird damit ebenso schnell wie ein durchschnittlicher DSL-Zugang - theoretisch zumindest.
In der Tat erleichtert HSDPA das mobile Arbeiten erheblich. Die getestete Datenkarte von Vodafone überträgt Websites und E-Mails spürbar schneller als bisher über UMTS. Ein Grund dafür ist die noch einmal verringerte Latenzzeit, also des Zeitraums zwischen dem Klick auf einen Link bis zur Antwort des Servers. Dauert dieser Vorgang bei UMTS rund 300 Millisekunden, so liefert HSDPA bereits nach 100 Millisekunden die ersten Datenpakete. DSL ist in dieser Hinsicht allerdings immer noch etwa doppelt so schnell.
Die maximale Geschwindigkeit von 1,8 Mbit/s erweist sich, wie von den Mobilfunkunternehmen angekündigt, eher als theoretischer Wert. Beim Download größerer Dateien schafft HSDPA im Test maximal 1,4 Mbit/s. Das ist auch der Wert, den Vodafone für das Arbeiten im Alltag als realistisches Maximum angibt.
Vier Städte hat Vodafone bereits mit dem schnellen Mobilfunk ausgestattet: die Wirtschaftsmetropolen München, Frankfurt/Main und Düsseldorf sowie - wohl allein der Cebit wegen - Hannover. Dort funktioniert HSDPA auch zuverlässig. Das Notebook findet in der Regel sofort ein UMTS-Netz, die Datenübertragung läuft fast so schnell wie zu Hause am Schreibtisch. Über den nächsten erreichbaren W-Lan-Hotspot muss man sich somit keine Gedanken mehr machen.
Chancenlos bei der Bahn
Konkurrent T-Mobile hat das schnelle Netz bereits ein wenig weiter ausgelegt. In drei Viertel des UMTS-Netzes ist HSDPA nach Unternehmensangaben bereits eingebaut, bis Ende April soll das gesamte UMTS-Netz ausgerüstet sein. Vodafone veröffentlicht bisher keinen genauen Fahrplan, will das eigene UMTS-Netz aber in diesem Jahr mit der Technik ausstatten.
Beim wirklich mobilen Einsatz im Zug kommt UMTS und damit auch HSDPA nach wie vor schnell an seine Grenzen. Auf der Strecke zwischen Hannover und Berlin oder Hannover und Hamburg ist kaum eine zuverlässige Verbindung für die schnelle Datenübertragung zu bekommen. Selbst wenn mal eine UMTS-Basisstation in Reichweite kommt, tröpfeln die Daten nur quälend langsam.
Weit zuverlässiger funktioniert in diesem Umfeld eine andere - nach Mobilfunk-Maßstäben antiquierte - Technik: Die Datenverbindung per GPRS, also über das herkömmliche GSM-Netz, steht auch bei Tempo 250 nahezu stabil. Zwar liegen die Datenraten, die der Standard maximal liefert, nur im Bereich analoger Modems. Und bei hoher Geschwindigkeit des Zugs wird es eher weniger. Doch zum Verschicken von Text-E-Mails und auch zum Surfen - wenn man die nächste Seite beim Betrachten der aktuellen bereits im Hintergrund lädt - reicht der Datendurchsatz allemal aus.
Die Versorgungslücke ist Vodafone durchaus bekannt. "Die Bahnstrecken liegen nicht in unserem Fokus", sagt Vodafone-Sprecher Heiko Witzke. Die Versorgung eines fahrenden ICE-Zugs ist aufgrund der hohen Geschwindigkeit technisch sehr anspruchsvoll. Die UMTS-Antennen müssen sehr eng aufeinander folgen. Nur wenn der überlappende Bereich zweier Zellen ausreichend groß ist, kann sich das UMTS-Endgerät problemlos von Mast zu Mast hangeln.
Unter dem Strich ist HSDPA dennoch ein echter Fortschritt im mobilen Datenverkehr. Sobald das Netz vollständig ausgebaut ist, müssen Hotspot-Betreiber an Flughäfen und in Hotels vermutlich über ihre Preisstruktur nachdenken. Die rund 50 Euro, die HSDPA bei Vodafone und T-Mobile kostet, sind schnell zusammen, wenn man immer mal wieder Minuten- oder Stundenpakete für die W-Lan-Nutzung kauft.
Teures Vergnügen - HSDPA-Tarife
Vodafone
Vodafone bietet seinen Kunden einen Volumentarif. Für 50 Euro im Monat darf der Kunde bis zu fünf Gigabyte (GB) Daten pro Monat übertragen.
Fair Flat nennt Vodafone den Tarif, denn der Kunde darf das Limit auch überziehen. Erst wenn er zwei Monate in Folge mehr als fünf GB Daten überträgt, berechnet Vodafone fortan das zusätzliche Volumen. Praktisch kann der Kunde somit jeden zweiten Monaten surfen so viel er will.
Wer sich zwei Monate in Folge nicht an die Fünf-GB-Grenze hält, zahlt für jedes Megabyte, das die Grenze von fünf GB überschreitet, 0,58 Euro. Das Downloaden eines Videos oder von Bildern mit einer Datenmenge von einem GB kostet dann stolze 592,93 Euro.
Zunächst ist in diesem Tarif die Nutzung von HSDPA neben dem herkömmlichen UMTS-Datenfunk enthalten. Ab November verlangt Vodafone dann knapp zehn Euro zusätzlich für die schnellere Variante.
T-Mobile
Die Bonner Telekom-Tochter bietet ihren Kunden ebenfalls nur eine Art Flatrate. Der Tarif kostet 35 Euro, ist damit zunächst einmal günstiger als das Vodafone-Angebot.
Allerdings berechnet T-Mobile pro Nutzungstag noch einmal einen Euro extra. Je nach Anzahl der mobilen Online-Tage ist der Tarif mitunter also teurer als das Konkurrenzangebot.
Darüber hinaus können T-Mobile Kunden jedoch auch jeden anderen Datentarif buchen, um schnell mit HSDPA zu surfen. Los geht es ab fünf Euro für fünf Megabyte Datenvolumen im Monat, für Notebook-Nutzer sicherlich keine sinnvolle Option.